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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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Dieses Argument führe im interkulturellen Vergleich und durch die Arbeit der anthropologischen<br />

Wissenschaft den Kulturrelativismus zur Annahme, dass es unterschiedliche<br />

Moralvorstellungen gebe. Doch dieser Aspekt beweist für Cook noch lange nicht,<br />

dass der moralische Absolutismus falsch sei. Denn das Aufzeigen von differenten Moralitäten<br />

beweist eben nicht, das Moral relativ zu einer Kultur ist. Wenn dem so wäre,<br />

wäre er leicht zu widerlegen, doch der Universalismus führe nicht an, dass es nur eine<br />

feste Vorstellung von Moral gäbe, die von allen Kulturen gleichermaßen akzeptiert wäre.<br />

Nach ihm gebe es ein ganzes Set an „wahren“ moralischen Standards, aus denen sich<br />

Moral zusammensetzt, welches auf alle Menschen in allen Kulturen angewandt werden<br />

könne, auch wenn einige diese Standards nicht akzeptieren würden (ebd.: 10).<br />

Das zweite grundlegende Gegenargument, das der Kulturrelativismus postuliert, besagt,<br />

dass das kulturelle Erlernen die Vorstellung von moralischen Urteilen prägt. So hält er<br />

fest, dass eine Moralvorstellung eben nicht wie eine Wissenschaftstheorie rational angeeignet<br />

wird. Zur Wahl einer Moral werden also keine moralisch objektiven Fakten herangezogen.<br />

Moral wird vielmehr durch die „enkulturelle Konditionierung“ („enculturative<br />

conditioning“ 14 ) erworben. Aus diesem grundlegenden Argument schließt der Kulturrelativismus,<br />

dass moralische Prinzipien weder als wahr bewusst werden, noch dass<br />

sie sich auf andere Kulturen übertragen lassen.<br />

Zusammenfassend ist nun die erste grundlegende Frage, welche Gründe KulturrelativistInnen<br />

vorbringen, um ihre Ansicht zu untermauern, beantwortbar: Zum einen gehen sie<br />

davon aus, dass es unterschiedliche Moralvorstellungen gibt, was durch wissenschaftliche<br />

anthropologische Feldstudien belegt sei (1. Prämisse). Zum anderen führen sie an,<br />

dass es zu einem Prozess der enkulturellen Konditionierung kommt, der gar nicht erst<br />

erlaube, dass Moralvorstellungen rational angeeignet werden, noch dass sie damit auf<br />

andere Kulturen übertragbar wären (2. Prämisse) (ebd.: 11 f.).<br />

Anhand eines einfachen Beispiels verdeutlicht Cook die unterschiedliche Bewertung<br />

des Kulturrelativismus und des moralischen Absolutismus. So sei beispielsweise das<br />

Jagen von menschlichen Köpfen, das in einer bestimmten Kultur praktiziert wird, für<br />

eine_n AbsolutistIn moralisch falsch. Für eine_n KulturrelativistIn hingegen ist es nicht<br />

moralisch falsch, wenn es in der Kultur einen Wert hat beziehungsweise gängige Praxis<br />

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14 Der Begriff der Enkulturation stammt aus der Soziologie und beschreibt einen Teilprozess der Sozialisation.<br />

Unter ihm ist die Anpassung beziehungsweise Einbindung junger Menschen in die Kultur ihrer<br />

jeweiligen Gesellschaft zu verstehen.<br />

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