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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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„Der Hunger und die moderne Knappheit haben einen gar nicht weit zurückliegenden<br />

Ursprung. Sie sind die Frucht von ‚Entwicklung’, deren Konzepte bis heute<br />

vorgeben, Hunger und Mangel zu bekämpfen.“ (ebd.: 66)<br />

Entwicklung erscheint somit für Esteva nicht als Lösungsstrategie für den Hunger und<br />

den Mangel an Nahrung, sondern umgekehrt als dessen Ursache. Folgerichtig werden<br />

die Vereinigten Staaten von Amerika als Ausbeuternation dargestellt, die von Entwicklung<br />

vollends profitieren würden. So heißt es im Weiteren bei Esteva:<br />

„’Entwicklung’ hat die afrikanischen Hungersnöte der letzten Jahrzehnte ausgelöst<br />

und aus den USA einen kurzsichtigen Ausbeuter der besten Anbaugebiete und Gewässer<br />

des Planeten gemacht. ‚Entwicklung’ hat Knappheit verallgemeinert und<br />

neigt dazu, sie durch Hilfsmaßnahmen zu verstärken.“ (ebd.: 79)<br />

Entwicklungskonzepte verstricken sich, so der Autor, immer wieder in Widersprüche.<br />

Denn durch Entwicklung werde nicht der allgemeine Wohlstand gefördert, sondern die<br />

Durchsetzung eines zentralistischen Systems, das wiederum jeden Widerstand gegen<br />

sich niederschlage. In diesem Sinne stelle Entwicklung eine Bedrohung für die Gesellschaften<br />

in den Entwicklungsländern dar, die es nach Esteva zu verurteilen gilt:<br />

„’Entwicklung’ bedroht uns weiterhin schwer. Sie erschöpft uns dauernd und verurteilt<br />

uns zu vorwiegend defensiven Reaktionen“ (ebd.: 80)<br />

Als letzte Konsequenz aus seiner Ablehnung der Entwicklungsidee und -praxis fordert<br />

Esteva einen Stopp von „Entwicklung“. Die Ablehnung erklärt sich vor allem aufgrund<br />

seines Kulturrelativismus, der die theoretische Grundlage seiner Auseinandersetzung<br />

mit Problemen der Entwicklung und Unterentwicklung markiert. Auf dieser Basis wird<br />

die Idee Entwicklung als abstrakter Universalismus verstanden, der die kulturellen Eigenheiten<br />

zur Lösung von gesellschaftlichen Problemen in den Ländern des Südens<br />

überdecke oder mit Estevas Worten sogar „ausrotte“. In einem vom Poststrukturalismus<br />

inspirierten Verständnis von Sprache und Wirklichkeit macht Esteva insbesondere solche<br />

Termini wie „Entwicklung“ im Besonderen und Sprache im Allgemeinen für die<br />

Annahme von Entwicklungsideen verantwortlich. Diese vermögen es, Menschen in ein<br />

Korsett zu zwängen und ihnen Vorstellungen einzuverleiben, die nicht die „ihren“ seien.<br />

Der Universalismus von Entwicklung wird den jeweils kulturellen Eigenheiten in den<br />

Gesellschaften des Südens entgegengestellt und generalisierend abgelehnt. Diese Verurteilung<br />

basiert grundlegend auf dem Kulturrelativismus, erfährt aber auch eine gewisse<br />

Rechtfertigung durch die Krise von Entwicklung, die die Entwicklungspraxis und -<br />

theorie erfasste. Die ausbleibende Entwicklung, ja sogar die Verschlechterung der Situa-<br />

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