DA Elisabeth Lambrecht.pdf
DA Elisabeth Lambrecht.pdf
DA Elisabeth Lambrecht.pdf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
!)<br />
)<br />
7OLNOYYMLQNJZJS[OS!OKX!*KN\JT]LOKP!<br />
) )<br />
die Technokratie aufgefangen und integriert werden – scheint Sachs zu befürchten<br />
(ebd.: 417). Trotz aller Zweifel verortet Sachs ein widerständiges Potential in der Ökologiebewegung,<br />
deren größtes Verdienst die Intervention und Störung des Diskurses<br />
über Ökologie, Wachstum und Energie sei. So formuliert Sachs:<br />
„Die wissenschaftliche Ökologie hat eine wissenschaftliche antimoderne Haltung<br />
befördert, die mit großem Erfolg den herrschenden Diskurs gestört hat [...].“ (ebd.)<br />
Ihr Erfolg erklärt sich für ihn vor allem aus ihrem modernen und zugleich antimodernen<br />
Zugang. Sie berufe sich auf wissenschaftliche Kriterien und verschaffe sich damit<br />
Gehör im Diskurs. Zugleich kritisiere sie diesen grundsätzlich und begebe sich damit in<br />
eine wissenschaftsfeindliche bis antimoderne Haltung:<br />
„Zum Teil erklärt sich das Geheimnis ihres Erfolges gerade aus ihrem hybriden<br />
Charakter. Die Bewegung zeigt sich einerseits in hohem Maße skeptisch gegen die<br />
Wissenschaft und die Rationalität der Technik – damit nimmt sie jenes Motiv wieder<br />
auf, das seit der Romantik die Geschichte der Moderne kontrapunktisch begleitet<br />
hat.“ (ebd.)<br />
Im nach wie vor wirkungsmächtigen und vorherrschenden Entwicklungsdiskurs ergeben<br />
sich für Sachs noch weitere Forderungen und mögliche Auswege aus der misslichen<br />
Situation, die für ihn die Entwicklung als Teil der Herrschaft des Universalismus geschaffen<br />
habe. So führt er etwa an, dass die enge Kopplung des Gedankens des Friedens<br />
auf der einen Seite und der Entwicklung auf der anderen Seite, eine unglückliche Zusammenfindung<br />
sei, die es zu trennen gelte (ebd.: 434). Denn jene Vorstellung von<br />
Entwicklung, die unweigerlich auf die Vereinheitlichung der Welt nach westlicheuropäischem<br />
Vorbild zulaufe und die kulturelle Vielfalt sukzessive zerstöre, fungiere<br />
gleichzeitig als Zielvorstellung des Friedens: Frieden würde herrschen, wenn die kulturelle<br />
Mannigfaltigkeit beseitigt und die Welt eine Einheit wäre, denn es seien die Unterschiede,<br />
die den Weltfrieden bedrohten (ebd.).<br />
Gerade auf Grund der Interventionen in den vorherrschenden Diskurs – getragen durch<br />
kritische AutorInnen und soziale Bewegungen wie der Ökologiebewegung – und dem<br />
Schwinden der Legitimation der vier genannten Grundlagen der Entwicklungspolitik<br />
sieht Wolfgang Sachs den Universalismus, also auch die Entwicklungsidee, in der Defensive<br />
und beschließt seine politischen Konsequenzen wortmächtig mit einem Plädoyer<br />
für die kulturelle Vielfalt:<br />
!<br />
)%!