DA Elisabeth Lambrecht.pdf
DA Elisabeth Lambrecht.pdf
DA Elisabeth Lambrecht.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
!)<br />
)<br />
7OLNOYYMLQNJZJS[OS!OKX!*KN\JT]LOKP!<br />
) )<br />
„Eine Welt ohne das Andere würde Stagnation bedeuten. Ob in der Natur oder in<br />
der Kultur – nur durch die Vielfalt ist Innovation möglich, kann es kreative, nichtlineare<br />
Lösungen geben.“ (ebd.: 446)<br />
Denn nur die kulturelle Vielfalt und nicht die universellen Ansätze, wie sie die Entwicklungspolitik<br />
vorgeblich bereitstelle, vermag es laut Sachs, Lösungen für anstehende gesellschaftliche<br />
Probleme zu bieten. Weltfrieden stehe auf der Tagesordnung, genauso<br />
wie eine Politik, die Kohärenz in einer diversifizierten und mannigfaltigen Welt bewirke.<br />
Zugleich solle jede (kulturelle) Gemeinschaft ihren eigenen Weg gehen (ebd.). Dabei<br />
sei es wichtig, dass sich die Orientierung der einzelnen Gesellschaft nicht mehr nach<br />
dem Leuchtturm der Entwicklungsidee richte, der ohnehin nur mehr eine Ruine sei,<br />
sondern nach den Prinzipien der Regeneration, der unilateralen Selbstbeschränkung und<br />
dem interkulturellen Dialog. Zwar mahnt Sachs von den einzelnen und diversen Kulturen<br />
eine Selbstreflexion ein, wenngleich das Paradigma gelte, jede kulturelle Gemeinschaft<br />
solle ihren eigenen Weg gehen.<br />
3.3.3 Die analytische Kritik am „Lebensrecht der Kulturen“<br />
Wolfgang Sachs verortet die Entwicklungsidee ebenfalls im Zusammenhang mit der<br />
Auseinandersetzung um den Universalismus und Kulturrelativismus. Auch für ihn geht<br />
die Vorstellung von der Entwicklung historisch und kulturell auf die europäische Aufklärung<br />
zurück. Sie ist seit der Mitte des 20. Jahrhunderts der Orientierungspunkt für<br />
den gesellschaftlichen Fortgang in den Industrieländern wie in den sogenannten Entwicklungsländern.<br />
Die mit dem Entwicklungsdiskurs einhergehende zeitliche Hierarchisierung,<br />
welche die Idee von unterentwickelten Gebieten erst erschaffen habe, diente<br />
seit ihrer Entstehung als Verständigungsgrundlage für die Interventionen in die Regionen<br />
des Südens. Auch wenn Entwicklung spätestens mit den 1990er Jahren ihre Sinnhaftigkeit<br />
eingebüßt habe, und nur mehr als „Ruine“ in der Geisteslandschaft fortexistiere,<br />
so sei ihre Wirkmächtigkeit gerade auf der kognitiven, also geistigen Ebene nach<br />
wie vor unangefochten.<br />
Entwicklung ist für Sachs als Universalismus zu interpretieren, der einen Verlust der<br />
Vielfalt der unterschiedlichen Kulturen bewirke. Als Plan zur Verwestlichung und Homogenisierung<br />
der Welt führe Entwicklung zur Zerstörung der diversen Potentiale der<br />
gesellschaftlichen Problemlösung. Diesem Entwicklungsprozess stellt Sachs das Engagement<br />
von sozialen Bewegungen entgegen, die das Potential hätten, den Entwicklungsdiskurs<br />
zu stören und damit auch Alternativen zum Wahrheitsregime der Entwick-<br />
!<br />
)$!