DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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chen, das heißt, mit ihrer Versinnbildlichung als Reflexivität, Universalismus und Prozess<br />
der Individualisierung (ebd.: 221). Die Erschließung der Moral als willkürliches<br />
Set an Vorstellungen und Praktiken hat bestimmte Auswirkungen auf die Einzelnen. Es<br />
gilt als umstritten, welche das genau sind. So gibt es Positionen, die einem angewandten<br />
Kulturrelativismus eine anarchische Tendenz einschreiben oder solche, so Cook, welche<br />
die Tyrannei der gegebenen Werte über den Einzelnen theoretisch fundierten. Die Antwort<br />
auf diese Frage sei nicht so relevant, denn in beiden Positionen drücken sich, nach<br />
Cook, bizarre Implikationen aus.<br />
Die schon vorgestellte Auffassung von Moral, welche die KulturrelativistInnen nutzen,<br />
fasst Moral als „nothing but the accepted customs, practices, and sanctions regarding<br />
the conduct that, in any culture, is judged to be moral or immoral, right or wrong, good<br />
or bad.“ (Cook 1999: 44). Dass auch Escobar sich dieser Vorstellung anschließen würde,<br />
haben wir schon weiter vorne erläutert. Cook führt nun an, dass diese Interpretation<br />
von Moral dem widerspreche, was eigentlich unter Moral verstanden werde. Gerade in<br />
diesem Aspekt zeigt sich seine Verhaftung in der Tradition der Analytischen Philosophie,<br />
denn er verweist auf die Normalsprache und ihre Bedeutung für die Klärung philosophischer<br />
Fragestellungen. Anhand des Beispiels des Vietnamkriegs legt Cook dar,<br />
dass das Moralverständnis des Kulturrelativismus nicht dem entspricht, was eigentlich<br />
unter Moral verstanden werde. Darüber hinaus ergebe sich neben dem verfehlten Verständnis<br />
von Moral nach Cook eine weitere Konsequenz, die es Einzelnen erlaubt, ihre<br />
Handlung damit zu rechtfertigen, dass alle, richtiger viele, in einer Kultur oder Gesellschaft<br />
einer Sache nachgingen, weshalb es erlaubt sei, diese zu praktizieren.<br />
Für Cook stellt sich hier das mit dem Alltagsverständnis konfligierende Moralverständnis<br />
des Kulturrelativismus heraus, der es versäumt habe, eine Theorie der Moral zu formulieren.<br />
Der Kulturrelativismus würde das Alltagsverständnis zwar als infiltriert durch<br />
den Universalismus fassen, der aber noch eines Besseren zu belehren sei, nämlich der<br />
Fakten und Prämissen der kulturellen Vielfalt und der enkulturellen Konditionierung.<br />
Und Escobar würde das Alltagsverständnis unter den Vorzeichen einer diskursanalytischen<br />
Kritik als Teil der universell wirkenden diskursiven Praxis von Entwicklung kritisieren.<br />
Vor dem Hintergrund der Cookschen Kritik erweist er sich wie der Kulturrelativismus<br />
als unfähig, seine Doktrin als eine Theorie der Moral, beziehungsweise eine<br />
Theorie über das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen in einem entwicklungspolitischen<br />
Kontext zu erläutern. Denn die überaus widersprüchliche Verwendung der<br />
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