DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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„Diskurs“, gerade wenn es Sachs um Fragen der Ökologie geht, ein paar Absätze später<br />
über Zwänge des Weltmarktes und Kapitalkonkurrenz zu lesen. Der Begriff „Diskurs“,<br />
der umgangssprachlich als Debatte oder Diskussion genutzt wird, erlangte jedoch vor<br />
dem Hintergrund poststrukturalistischer Theoriebildung seine spezifische Bedeutung.<br />
Mit Diskurs ist die durch Sprache vermittelte Wirklichkeitsrezeption einer bestimmten<br />
Epoche gemeint. In unterschiedlichen Wissensgebieten und Zusammenhängen wird<br />
damit auch immer auf ein Regime der Macht verwiesen, das regelt, was wie sagbar ist<br />
und was nicht. Auch wenn Sachs nicht explizit Bezug nimmt auf eine derartige Bestimmung<br />
des Diskurses, so interpretiert er dennoch die Vorstellung von Entwicklung<br />
als ein nach dem zweiten Weltkrieg einsetzendes Wahrheitsregime, das die Selbstwahrnehmung<br />
der Subjekte in Nord wie Süd regele und als zentraler Orientierungspunkt für<br />
gesellschaftliche Angelegenheiten in Erscheinung trete. Wolfgang Sachs will aber nicht<br />
nur eine Archäologie der Entwicklungsidee verfassen und damit Wissen und Wissensstrukturen<br />
über Entwicklung offenlegen, sondern auch – beispielsweise durch das polemische<br />
Wörterbuch zur Entwicklung – den vorherrschenden Diskurs durchbrechen.<br />
Durch eine Begriffsgenese und Bestimmung des Begriffs als westliches Produkt, soll<br />
erklärt werden, wie der „Begriff als Filter der Wahrnehmung“ (Sachs 1993: 14) wirken<br />
kann:<br />
„Es soll verdeutlicht werden, wie ein Begriff als Filter der Wahrnehmung wirken<br />
kann, wie bestimmte Aspekte der Wirklichkeit hervorgehoben werden und andere<br />
außer Blick blieben – und auf welche Weise diese Voreingenommenheit in der europäischen<br />
Kulturgeschichte verwurzelt ist.“ (ebd.)<br />
Entwicklung brachte als Idee und Praxis sehr weitreichende Konsequenzen und Veränderungen<br />
gerade in den Gesellschaften des Südens mit sich, aber auch in den Industrieländern,<br />
als deren Ursprungsort Sachs Entwicklung ausmacht. Sie sei seit dem aufklärerischen<br />
Zeitalter auch als Deutungshorizont und Angelpunkt zur Regelung des gesellschaftlichen<br />
Lebens nicht mehr wegzudenken. Denn auch politische Einschätzungen aus<br />
der Entwicklungspraxis, welche Entwicklung, so Sachs, als eine verfehlte Idee mit<br />
problematischen Implikationen wie beispielsweise Ungleichheit befänden, brachten die<br />
Idee nicht zu Fall (Sachs 1993: 8). Sachs und andere AutorInnen des Post-Development,<br />
wie sie in dem Sammelband zum polemischen Wörterbuch vertreten sind, bezwecken<br />
nun, diese Geisteshaltung zum Einsturz zu bringen, indem sie vor allem gesellschaftliche<br />
und kulturelle Konsequenzen der Entwicklungsidee zu Tage bringen und thematisieren.<br />
Der Versuch, die Entwicklungsidee theoretisch zu erledigen, wird von Sachs<br />
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