Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten
Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten
Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 89 – Drucksache 17/3890<br />
Abbildung 6.6<br />
Teilnahmebereitschaft <strong>der</strong> Schülerinnen<br />
und Schüler<br />
Schüler/in wollte eher<br />
nicht<br />
7,0 %<br />
Schüler/in wollte nicht<br />
3,2 %<br />
Schüler/in wollte eher<br />
23,8 %<br />
Schüler/ in wollt e<br />
überhaupt nicht<br />
1,6 %<br />
Schüler/in wollte<br />
32,6 %<br />
Quelle: Befragung <strong>der</strong> teilnehmenden Schülerinnen und Schüler <strong>2010</strong><br />
Dabei wird deutlich, dass bei den teilnehmenden Jugendlichen<br />
im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Beteiligten am ehesten<br />
mit Akzeptanzproblemen zu rechnen ist. Die Einschätzung<br />
<strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleiter <strong>zur</strong><br />
Akzeptanz <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en direkt o<strong>der</strong> indirekt betroffenen<br />
Akteure gegenüber <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung stellt<br />
sich im Großen und Ganzen positiv dar. Insbeson<strong>der</strong>e die<br />
direkt betroffenen Akteure wie Schulleitungen (53 %),<br />
Klassenlehrerinnen und -lehrer (46 %) und die Agentur<br />
für Arbeit (52 %) werden von vielen <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleitern wahrgenommen. Sehr viel<br />
niedriger ist die wahrgenommene Akzeptanz bei den indirekt<br />
beteiligten Akteuren wie <strong>der</strong> örtlichen Wirtschaft<br />
(11 %), den örtlichen Trägern im Übergangssystem<br />
Schule-Beruf (11 %) sowie <strong>der</strong> Jugendsozialarbeit (6 %)<br />
und <strong>der</strong> offenen Jugendarbeit (7,4 %). Insbeson<strong>der</strong>e bei<br />
den an<strong>der</strong>en Trägern und <strong>der</strong> offenen Jugendarbeit könnte<br />
eine Rolle spielen, dass dies häufig direkte Konkurrenten<br />
sind.<br />
6.7.2 Befunde aus den Fallstudien<br />
keine Angabe<br />
0,3 %<br />
Schüler/ in wollt e<br />
unbedingt<br />
31,5 %<br />
In den untersuchten Fallstudien findet sich die ganze<br />
Bandbreite aus erfahrener und <strong>zur</strong>ückgewiesener Akzeptanz<br />
<strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung durch den Lehrkörper<br />
und die Schulleitung. Auf <strong>der</strong> einen Seite schlägt sich<br />
dies im positiven Verlauf auf die Ebene <strong>der</strong> schulinternen<br />
Kommunikation nie<strong>der</strong>: In den Einbezug in Konferenzen<br />
sowie durch einen allgemeinen Informationsfluss hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Entwicklungen einzelner Schülerinnen und<br />
Schüler sowie schulischer Aktivitäten. Daneben sind dies<br />
auch Effekte einer starken Wahrnehmung von Berufseinstiegsbegleitung<br />
als zusätzliche Kompetenz und Ressource<br />
für die Schule, was sich in Mitgestaltungsmöglichkeiten<br />
im Bereich <strong>der</strong> schulischen Berufsorientierung<br />
nie<strong>der</strong>schlägt und in <strong>der</strong> Anfrage <strong>der</strong> Fachkompetenz <strong>der</strong><br />
Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleiter. Dem zugrunde<br />
liegt die Wahrnehmung <strong>der</strong> Maßnahme als Unterstützung<br />
und Entlastung für das gesamte schulische Gefüge.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite finden sich in den Fallstudien auch<br />
Beschreibungen einer konträren Situation, in <strong>der</strong> kritische<br />
Annäherungen, Misstrauen und Reserviertheit gegenüber<br />
den „neuen Fachkräften“ beschrieben wird:<br />
„Am Anfang war es ganz schlimm. Bis auf die eine Lehrerin<br />
bin ich hier gegen eine Wand gelaufen.“ (Bereb4, 21)<br />
In einigen Fällen beschreiben die Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleiter Abwehrhaltungen von Seiten <strong>der</strong><br />
Lehrkräfte mit <strong>der</strong> Folge, dass für die Umsetzung <strong>der</strong><br />
Maßnahme erhebliche Hürden aufgebaut wurden, beispielsweise<br />
indem <strong>der</strong> Zugang zu einzelnen Schülerinnen<br />
und Schülern erschwert wurde o<strong>der</strong> Angebote <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
mit <strong>der</strong> Begründung von den Lehrkräften<br />
abgelehnt wurden, dass hierfür keine Unterrichtszeit<br />
<strong>zur</strong> Verfügung gestellt werde. Damit erweisen sich<br />
die Lehrkräfte mit als die einflussreichsten Akteure in <strong>der</strong><br />
Umsetzung <strong>der</strong> Maßnahme. Die Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleiter schreiben Zurückweisung und<br />
Nicht-Akzeptanz seitens <strong>der</strong> Lehrkräfte in vielen Fällen<br />
mit einer empfundenen Übergriffigkeit in ihren Zuständigkeitsbereich<br />
zu, die deshalb zunächst starke Abwehrhaltungen<br />
hervor:<br />
„Manche sagten: ‚Oh Gott, nicht noch ein Projekt!’“<br />
(Bereb12, 7)<br />
In vielen Fällen sehen die interviewten Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
o<strong>der</strong> -begleiter und Schulleitungen dies auch<br />
als Ausdruck einer nicht zugestandenen Fachlichkeit <strong>der</strong><br />
Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleiter von Seiten<br />
<strong>der</strong> Lehrkräfte. Insgesamt formulieren die schulischen<br />
Akteure hohe Erwartungen bei einer in den Augen <strong>der</strong><br />
Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleiter gleichzeitig<br />
nur geringen Bereitschaft, Macht und Zuständigkeiten abzugeben<br />
o<strong>der</strong> zu teilen:<br />
„Ich bin hier in <strong>der</strong> Situation, ich bin Gast, ne? Da wünsche<br />
ich mir noch mehr ein bisschen Rückkoppelung von<br />
den Lehrern.“ (Bereb4, 29)<br />
Ein zusätzliches Problem ist, dass <strong>der</strong> Kontext Schule für<br />
viele ein unbekanntes Kontext ist, in welches sich zu integrieren<br />
nicht für alle leicht ist. Nicht selten stoßen sie auf<br />
Ablehnung und mangelnde Absprachen und Interesse von<br />
Seiten <strong>der</strong> Lehrerinnen und Lehrer. Manche Informationen<br />
erhalten sie nur zufällig, viele Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleiter fühlen sich daher nicht immer ausreichend<br />
informiert. Immer wie<strong>der</strong> wird <strong>der</strong> Konflikt<br />
beschrieben, dass die Lehrkräfte es nicht wünschen, dass<br />
Schülerinnen und Schüler aus dem Unterricht genommen<br />
werden. Auch wenn viele Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleiter das nachvollziehen können, wird die Arbeit<br />
<strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung dadurch erschwert.