Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten
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Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – III – Drucksache 17/3890<br />
Kurzzusammenfassung des <strong>Zwischenbericht</strong>s<br />
1. Mit <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung sollen leistungsschwächere<br />
Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong> allgemein<br />
bildenden Schulen über längere Zeit individuell beim<br />
Übergang von <strong>der</strong> Schule in die Ausbildung, eine Beschäftigung<br />
o<strong>der</strong> das Übergangssystem begleitet werden.<br />
Die Berufseinstiegsbegleitung wird im Auftrag des Bundesministeriums<br />
für Arbeit und Soziales (BMAS) evaluiert.<br />
Diese Kurzfassung gibt den Stand <strong>der</strong> Forschung<br />
zum 31.8.<strong>2010</strong> wie<strong>der</strong>. Ziel ist die Darstellung und Bewertung<br />
<strong>der</strong> Implementierung und Durchführung <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung.<br />
Die Wirkungen sind Gegenstand<br />
späterer Berichte.<br />
2. Die empirische Basis des <strong>Evaluation</strong>svorhabens bilden<br />
prozessbezogene Daten <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit<br />
sowie schriftliche und telefonische Befragungen bei teilnehmenden<br />
Jugendlichen, Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleitern, Schulleitungen, Lehrkräften und Trägern<br />
<strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung. Ergänzend dazu werden<br />
qualitative Fallstudien durchgeführt.<br />
3. Bei <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
mussten zunächst die circa 1.000 teilnehmenden Schulen,<br />
die Träger und die teilnehmenden Jugendlichen ausgewählt<br />
werden. Diese Auswahl wurde in sehr kurzer Zeit<br />
vorgenommen. Das Ergebnis <strong>der</strong> Vergabe sind bei den<br />
Trägern relativ große Unterschiede hinsichtlich ihrer lokalen<br />
Verankerung, ihrer Vorgehensweise, den Arbeitsbedingungen<br />
für die bei ihnen beschäftigten Fachkräfte und<br />
weiteren Merkmalen. Unter den eingesetzten Fachkräften<br />
ist die Fluktuation hoch. Der Anspruch <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung,<br />
den teilnehmenden Jugendlichen eine<br />
kontinuierliche persönliche Betreuung zu bieten, wird insofern<br />
nur mit Einschränkungen eingelöst.<br />
4. Bis zum 1. Mai <strong>2010</strong> sind in den Daten des IT-Verfahrens<br />
coSachNT <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit bundesweit<br />
26.154 Teilnahmefälle in <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
verzeichnet. Über alle Träger hinweg werden im<br />
Durchschnitt 20,5 Jugendliche pro Vollzeitäquivalent betreut.<br />
Bis zum Mai <strong>2010</strong> sind knapp 4.000 Jugendliche<br />
wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung ausgetreten.<br />
Deutliche Hinweise finden sich darauf, dass leistungsschwächere<br />
Schülerinnen und Schüler in Übereinstimmung<br />
mit <strong>der</strong> gesetzlichen Zielgruppendefinition mit<br />
höherer Wahrscheinlichkeit an <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
teilnehmen als leistungsstärkere.<br />
5. Die wichtigste Tätigkeit ist für die Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleiter, zu den von ihnen betreuten<br />
Jugendlichen eine persönliche Beziehung aufzubauen.<br />
Aufgaben mit Bezug <strong>zur</strong> beruflichen Ausbildung – wie<br />
die Unterstützung bei Bewerbungsunterlagen, bei Praktika,<br />
bei <strong>der</strong> Berufsorientierung – haben einen hohen Stellenwert,<br />
gefolgt von Hilfestellungen bei schulischen Problemen.<br />
Diese Prioritäten drücken sich auch in den<br />
Unterstützungsangeboten aus, die die Jugendlichen durch<br />
die Berufseinstiegsbegleitung erhalten.<br />
6. Für die Mehrheit <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleiter bestehen nach eigenen Einschätzungen an<br />
den Schulen gute Arbeitsbedingungen. In diesem Rahmen<br />
schaffen es die Berufseinstiegsbegleiterinnen und<br />
-begleiter, sich relativ viel Zeit für Einzelgespräche mit<br />
den betreuten Jugendlichen zu nehmen. Wichtig ist dabei<br />
vor allem, dass sich die Berufseinstiegsbegleitung mit ihrem<br />
individuellen, personenbezogenen Herangehen von<br />
<strong>der</strong> sonstigen Schullogik unterscheidet.<br />
7. Die Berufseinstiegsbegleitung hat – jedenfalls bis<br />
zum Schulaustritt <strong>der</strong> Teilnehmerinnen und Teilnehmer –<br />
ihren zentralen Wirkungsort in den Schulen und realisiert<br />
dort und von dort aus den Kern ihrer Unterstützungsangebote.<br />
Etwa 64 % <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleiter bezeichneten die Zusammenarbeit mit den<br />
Klassenlehrerinnen und -lehrern als „sehr eng“, hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Berufsberatung gilt dies für 36 % und hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Schulsozialarbeit nur für 20 %. An <strong>der</strong> Schule<br />
wird die Berufseinstiegsbegleitung im günstigen Fall als<br />
zusätzliche Kompetenz und Ressource wahrgenommen.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite finden sich in den Fallstudien auch<br />
Beschreibungen einer konträren Situation, in <strong>der</strong> kritische<br />
Annäherungen, Misstrauen und Reserviertheit gegenüber<br />
den „neuen Fachkräften“ beschrieben wird.<br />
8. Positiv werden von zwei Dritteln <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleitern ihre großen Handlungsspielräume<br />
vermerkt. Kritischer sehen sie die Unterstützung,<br />
die sie nicht nur aus dem Schulkontext, son<strong>der</strong>n<br />
auch von Seiten <strong>der</strong> Träger häufig vermissen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Fallstudien dokumentieren die Gefahr eines<br />
situationsbezogenen Ansatzes, in dem Berufseinstiegsbegleitung<br />
als eine schulbezogene Maßnahme verstanden<br />
wird und nicht als eine För<strong>der</strong>ung, die sich auf die Übergangsverläufe<br />
von <strong>der</strong> Schule in die Arbeitswelt richtet.<br />
Entsprechend haben die wenigsten <strong>der</strong> in den Fallstudien<br />
untersuchten Träger und Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleiter konkrete Vorstellungen über die Phase, in<br />
<strong>der</strong> die geför<strong>der</strong>ten Jugendlichen die allgemein bildende<br />
Schule bereits verlassen haben.<br />
9. Hinsichtlich <strong>der</strong> Wirkungsdimension können noch<br />
keine belastbaren Aussagen getroffen werden. Die bisher<br />
von den Beteiligten wahrgenommenen Auswirkungen beziehen<br />
sich eher auf Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> beruflichen<br />
Orientierung <strong>der</strong> Jugendlichen als auf das Erreichen berufsbiographischer<br />
Ziele.