Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten
Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten
Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 27 – Drucksache 17/3890<br />
und Fallstudien sind insofern integriert als <strong>der</strong> Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Erhebungsinstrumente eine gemeinsame Exploration<br />
und Identifizierung relevanter Themen und Fragestellungen<br />
voranging. Hier wurde auch geklärt, welche<br />
Informationen eher standardisiert erhoben werden können<br />
und sollen, welche eher mittels offenerer Verfahren und<br />
welche mittels bei<strong>der</strong> Herangehensweisen erhoben werden<br />
sollen, um sowohl Informationen über strukturelle<br />
Zusammenhänge als auch über subjektive Akteursperspektiven<br />
zu erhalten. Die erste Welle <strong>der</strong> Datenerhebung<br />
erfolgte dann jedoch strikt getrennt, das heißt auch auf<br />
<strong>der</strong> Grundlage getrennter Stichproben. So wurden für die<br />
Fallstudien ausschließlich Maßnahmeschulen ausgewählt,<br />
die nicht an den standardisierten Befragungen teilnehmen.<br />
In die folgenden Befragungswellen werden dann Ergebnisse<br />
<strong>der</strong> ersten Auswertungsrunden einfließen, das heißt<br />
Befunde aus den qualitativen Fallstudien lassen sich mittels<br />
Aufnahme in die standardisierten Befragungen auf<br />
ihre allgemeine Relevanz hin überprüfen, genauso wie<br />
sich Befunde aus den standardisierten Befragungen, vor<br />
allem überraschende und mittels <strong>der</strong> vorab gebildeten Hypothesen<br />
nicht begründbare Befunde, mittels Aufnahme<br />
in das qualitative Befragungsrepertoire in Bezug auf einzelne,<br />
dabei aber kontrastierende Fälle überprüfen und<br />
vertiefen lassen. Dadurch lassen sich blinde Flecken in<br />
den unterschiedlichen Analyseschritten und im Untersuchungsdesign<br />
als Ganzem nach und nach aufspüren beziehungsweise<br />
abbauen und neue sich aus den Fallstudien<br />
ergebenden Fragestellungen in die standardisierten Befragungen<br />
aufgenommen werden. Es ist beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />
Längsschnittperspektive <strong>der</strong> Untersuchung geschuldet,<br />
dass die Methodenintegration sukzessive gegenstandsadäquat<br />
entwickelt werden kann.<br />
Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> abschließenden Analyse ergeben sich<br />
weitere Möglichkeiten <strong>der</strong> Verzahnung von Auswertungsschritten.<br />
So lassen sich die in <strong>der</strong> quantitativen Wirkungsmessung<br />
als zentral erscheinenden Faktoren mittels<br />
<strong>der</strong> Fallstudien auf ihre Voraussetzungen und Bedeutungen<br />
für unterschiedliche Akteure analysieren. Außerdem<br />
besteht die Möglichkeit, quantitative und qualitative Typologien<br />
von Akteurskonstellationen <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung,<br />
genauso wie von Übergangsverläufen teilnehmen<strong>der</strong><br />
Schülerinnen und Schüler zu entwickeln und zu<br />
vergleichen. Qualitative Typologien lassen sich auf ihre<br />
quantitative Verbreitung beziehungsweise quantitativ errechnete<br />
Cluster auf ihre biographischen Mechanismen<br />
hin befragen.<br />
In <strong>der</strong> Darstellung dieses Berichts werden die Ergebnisse<br />
<strong>der</strong> standardisierten Befragungen und <strong>der</strong> Fallstudien inhaltlich<br />
aufeinan<strong>der</strong> bezogen. An<strong>der</strong>s als in den meisten<br />
Berichten üblich, glie<strong>der</strong>t sich die Ergebnisdarstellung<br />
daher nicht in erster Linie nach den verwendeten Methoden.<br />
Dabei wird an<strong>der</strong>erseits vermieden, Einzelbefunde<br />
<strong>der</strong> standardisierten Erhebungen solchen aus den Fallstudien<br />
gegenüberzustellen, da eine gegenseitige Validierung<br />
nicht angestrebt wird und die Darstellung nicht zu<br />
stark fragmentiert werden darf.<br />
4 Implementation <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
In diesem Kapitel wird untersucht, wie die Berufseinstiegsbegleitung<br />
an den 1.000 Schulen und damit in <strong>der</strong><br />
Fläche eingeführt worden ist. Für das Verständnis dieses<br />
Implementationsprozesses ist eine entscheidende Rahmenbedingung<br />
von zentraler Bedeutung: Die Einführung<br />
(und natürlich auch die spätere Umsetzung) dieses För<strong>der</strong>angebotes<br />
erfor<strong>der</strong>t und verlangt das Zusammenwirken<br />
zweier eigenständiger institutionalisierter Systeme:<br />
des Systems Arbeitsför<strong>der</strong>ung auf <strong>der</strong> einen und des Systems<br />
Schule auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite. Während das eine System<br />
administrativ mit dem BMAS verbunden ist, wird das<br />
System Schule in Län<strong>der</strong>hoheit von den jeweiligen Kultusministerien<br />
beziehungsweise -behörden gesteuert.<br />
Diese beiden Strukturen, die in die Einführung und Umsetzung<br />
<strong>der</strong> Maßnahme involviert sind, setzen sich über<br />
die Ebene <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong> bis auf die kommunale<br />
Ebene fort: den Landkreisen und kreisfreien Städten, als<br />
den Schulträgern und den Wohnorten <strong>der</strong> Schülerinnen<br />
und Schüler.<br />
So wird bereits <strong>der</strong> Auswahlprozess <strong>der</strong> entscheidenden<br />
Maßnahmeakteure, also <strong>der</strong> Schulen, <strong>der</strong> Projekt umsetzenden<br />
Institutionen, wie den Trägern, sowie letztendlich<br />
auch <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler und ihrer Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleiter durch dieses Zusammenspiel<br />
über institutionelle Grenzen hinweg geprägt.<br />
Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die regionalen Ausgangsvoraussetzungen<br />
zwischen und teilweise auch innerhalb<br />
<strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong> sehr unterschiedlich ausgeprägt<br />
sind:<br />
1. Hinsichtlich <strong>der</strong> Schulsysteme gibt es zwischen den<br />
Bundeslän<strong>der</strong>n zum Teil erhebliche Unterschiede:<br />
Dies kommt unter an<strong>der</strong>em in unterschiedlichen<br />
Pflichtschulbesuchszeiten zum Ausdruck, zeigt sich<br />
aber auch in unterschiedlichen Schulformen, die zu einem<br />
Hauptschul- o<strong>der</strong> aber einem För<strong>der</strong>schulabschluss<br />
führen können.<br />
2. Die konzeptionellen Anstrengungen, Berufsorientierung<br />
in <strong>der</strong> allgemein bildenden Schule als einen festen<br />
Bestandteil eines Schulprofils zu etablieren und<br />
zum Beispiel außerschulische Partner für diese Suchund<br />
Findungsprozesse in <strong>der</strong> Schule zu gewinnen, sind<br />
in den Bundeslän<strong>der</strong>n unterschiedlich weit gediehen.<br />
Entsprechend unterschiedlich können demzufolge die<br />
bereits bestehenden För<strong>der</strong>angebote in den Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
– zum Teil aber auch auf Ebene <strong>der</strong> Landkreise<br />
und kreisfreien Städte – ausgestaltet sein.<br />
3. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz werden auch<br />
bei <strong>der</strong> im Fokus <strong>der</strong> Maßnahme stehenden Gruppe<br />
von Jugendlichen in entscheidendem Maße von <strong>der</strong><br />
wirtschaftlichen Situation in <strong>der</strong> jeweiligen Region geprägt.<br />
Damit kommen zum Teil kleinräumige Einflussfaktoren<br />
ins Spiel, durch die bereits die Ausgangslage<br />
<strong>der</strong> Maßnahme in beachtlichem Maße<br />
bestimmt wird.