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Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten

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Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29 – Drucksache 17/3890<br />

Standorten vorherrschten, aufgezeigt werden. Die Fallstudien<br />

können aber keineswegs als Indikator für die Auswahl<br />

<strong>der</strong> Schulen betrachtet werden, da die Befragten an<br />

diesem Prozess in <strong>der</strong> Regel nicht beteiligt waren.<br />

Einige erinnern sich, dass damals alles ziemlich schnell<br />

gehen musste. Eine typische Antwort einer Schulleitung<br />

war etwa diese:<br />

„[Das Ministerium] kam auf uns zu und hat gesagt, ‚Es<br />

gibt in [Bundesland] diese Möglichkeit. Wollt ihr da mitmachen?‘<br />

Und da habe ich gesagt, ‚ja, klar‘. Also wenn es<br />

Hilfsmöglichkeiten gibt, und wenn das auch erstmal Arbeit<br />

macht, aber es ist ja immerhin eine Hilfsmöglichkeit,<br />

die irgendwann mal greift und ja, die dann auch Arbeit erspart<br />

und die Qualität verbessert.“ (SL6, 47-49) 29<br />

Einige Schulleiter bemühten sich aktiv um die Maßnahmeteilnahme,<br />

weil sie dies als sinnvollen Bestandteil für<br />

ihr Schulprofil erachteten, an<strong>der</strong>e berichten von <strong>der</strong> Anfrage<br />

durch das Kultusministerium und ein Schulleiter<br />

verweist darauf, dass die Agentur für Arbeit diese Schule<br />

auswählte, da sie ihre Teilnahme bei einem an<strong>der</strong>en Berufsorientierungsprojekt<br />

abwies:<br />

29 Interviewzitate sind folgen<strong>der</strong>maßen gekennzeichnet: Kürzel Funktion<br />

Interviewpartnerin o<strong>der</strong> Interviewpartner (Bereb=Berufseinstiegsbegleiterin<br />

o<strong>der</strong> -begleiter, SL=Schulleiterin o<strong>der</strong> Schulleiter;<br />

BB=Berufsberaterin o<strong>der</strong> -berater), Zahl für Fallstudiennummer (siehe<br />

Anhang), Absatznummer im kodierten Transkript.<br />

„… und daraufhin kam dann die Agentur für Arbeit und<br />

sagt ‚ihr habt doch das [Programm in Kooperation mit <strong>der</strong><br />

Wirtschaft] nicht, wie wär denn das für euch Berufseinstiegsbegleitung?`<br />

Dann sag ich ‚das klingt interessant.`<br />

Na, weil das zu dem was wir bis jetzt machen überhaupt<br />

keine Konkurrenz darstellt und weil das für die benachteiligten<br />

Schüler echt was bringt. Denn die normale Berufso<strong>der</strong><br />

ich sag mal die Berufsorientierung hin zum Beruf<br />

da, da machen wir schon so viel und da würden wir wahrscheinlich<br />

dann auch mit diesem [Programm in Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> Wirtschaft] bei vielen nur offene Türen einrennen,<br />

na?“ (SL 5, 73)<br />

Ein Berufsberater berichtete von <strong>der</strong> aktiven Einbeziehung<br />

<strong>der</strong> Berufsberaterinnen und -berater in den Auswahlprozess<br />

<strong>der</strong> Schulen, wobei sein Hauptaugenmerk<br />

eher auf den Problemlagen <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

lag als auf <strong>der</strong> Aufstellung <strong>der</strong> Schule in Sachen Berufsorientierung:<br />

„Ich hab dann vorgeschlagen, nehmen wir die [Schulname],<br />

weil die einfach ne Reihe von Schülern hat, die<br />

dies dringend benötigen. Also insofern konnten wir schon<br />

Einfluss nehmen, aber nicht auf die Vergabe des Trägers<br />

… son<strong>der</strong>n auf die Auswahl <strong>der</strong> Schulen … Also ich<br />

glaube, es herrscht an keiner Hauptschule Mangel an irgendwelchen<br />

Berufswahlinitiativen und Modellprojekten<br />

verschiedenster Couleur, ne.“ (BB 7, 169-182)<br />

Exkurs: die Schulauswahl im Freistaat Sachsen<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Situation <strong>der</strong> Schulauswahl ist im Freistaat Sachsen anzutreffen: In diesem Bundesland ist auf Betreiben<br />

des Staatsministeriums für Kultus und Sport das Modellvorhaben Berufseinstiegsbegleitung systematisch in die<br />

Entwicklung einer Landesstrategie <strong>zur</strong> Berufs- und Studienorientierung integriert worden. So hatte man in Sachsen<br />

bereits in <strong>der</strong> ersten Hälfte des Jahres 2008 mit <strong>der</strong> Erarbeitung einer ganzheitlich ausgerichteten Strategie <strong>der</strong> Berufs-<br />

und Studienorientierung begonnen. Dabei ist zu berücksichtigten, dass es in diesem Bundesland nur die folgenden<br />

drei Schultypen gibt: För<strong>der</strong>- und Mittelschulen sowie Gymnasien. An den Mittelschulen werden in Sachsen sowohl<br />

Haupt- als auch Realschüler unterrichtet. In dieses dreiglie<strong>der</strong>ige Schulsystem sollte das Angebot <strong>der</strong><br />

Berufseinstiegsbegleitung eingepasst werden. Von diesen Überlegungen ausgehend hat die Regionaldirektion Sachsen<br />

– gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus (SMK) – untersucht, in welchem Schultyp aufgrund<br />

fehlen<strong>der</strong> Angebote ein Bedarf für ein solches flächendeckendes Instrument besteht.<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> Angebotsanalyse an den genannten Schultypen kamen die Regionaldirektionen <strong>der</strong> BA und das<br />

SMK zu dem Ergebnis, dass dieses Modellvorhaben an dem Schultyp <strong>der</strong> För<strong>der</strong>schulen – und hier konkret in dem<br />

Teilbereich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>schulen, in dem lernbehin<strong>der</strong>te Jugendliche unterrichtet werden – umgesetzt werden sollte. Bis<br />

zu diesem Zeitpunkt gab es in dem gesamten Bereich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>schulen noch kein systematisches Herangehen an die<br />

Berufsorientierung; bestenfalls sporadisch Projekte. Im Ergebnis dieser Entscheidung nehmen in Sachsen an <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />

keine Hauptschülerinnen und Hauptschüler an den dortigen Mittelschulen teil.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Entscheidungen wurde das für Sachsen vorgesehene Kontingent von 65 Schulen aus den<br />

72 För<strong>der</strong>schulen <strong>zur</strong> Lernför<strong>der</strong>ung ausgewählt. Dies erfolgte durch eine erste Abstimmungsrunde mit dem SMK<br />

noch vor den Sommerferien und mündete in <strong>der</strong> Einigung, sich zunächst auf den Bereich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>schulen zu konzentrieren.<br />

Auf dieser Grundlage hat das SMK eine Übersicht von insgesamt über 100 Schulen zusammengestellt.<br />

Dabei zeigten sich die unterschiedlichen Schulprofile wie für Lernbehin<strong>der</strong>te, Hör- und Sprachbeeinträchtigte, geistig<br />

Behin<strong>der</strong>te o<strong>der</strong> Sehbehin<strong>der</strong>te. In dieser Phase wurde beschlossen, dass nur die Schulen <strong>zur</strong> Lernför<strong>der</strong>ung in die<br />

Maßnahme einbezogen wurden. Damit ist die Maßnahme Berufseinstiegsbegleitung im Freistaat Sachsen dazu genutzt<br />

worden, dass auch in diesem Schultyp – zumindest im Bereich <strong>der</strong> lernbehin<strong>der</strong>ten Jugendlichen – eine systematische<br />

Berufsorientierung im Wesentlichen flächendeckend zum Tragen kommen kann.<br />

In den Fallstudien wurde seitens <strong>der</strong> befragte Berufseinstiegsbegleiter und Berufsberater allerdings auch Meinung geäußert,<br />

dass die Hauptschüler die besser geeignete Zielgruppe für die Berufseinstiegsbegleitung seien.

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