Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten
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Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 1 – Drucksache 17/3890<br />
1 Einleitung<br />
Mit dem Fünften Gesetz <strong>zur</strong> Än<strong>der</strong>ung des Dritten Buches<br />
Sozialgesetzbuch (SGB III) – Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungschancen<br />
för<strong>der</strong>ungsbedürftiger junger Menschen<br />
vom 26. August 2008 – wurde die Berufseinstiegsbegleitung<br />
(BerEb) eingeführt. Sie wird seit Februar 2009 an<br />
rund 1.000 allgemein bildenden Schulen erprobt. Mit <strong>der</strong><br />
Berufseinstiegsbegleitung sollen befristet leistungsschwächere<br />
Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong> allgemein bildenden<br />
Schulen über längere Zeit individuell beim Übergang<br />
von Schule in Ausbildung und Beschäftigung o<strong>der</strong><br />
das Übergangssystem begleitet werden.<br />
Am 25. Juni 2009 erteilte das BMAS dem Forschungskonsortium<br />
bestehend aus dem Institut für Angewandte<br />
Wirtschaftsforschung e.V. (IAW) als Konsortialführer sowie<br />
dem Institut für Sozialökonomische Strukturanalysen<br />
GmbH (SÖSTRA), dem SOKO-Institut für Sozialforschung<br />
und Kommunikation GmbH und als Unterauftragnehmer<br />
dem Institut für Erziehungswissenschaft (IfE) <strong>der</strong><br />
Universität Tübingen, Abt. Sozialpädagogik sowie ab<br />
dem 1. Oktober <strong>2010</strong> dem Institut für Sozialpädagogik<br />
und Erwachsenenbildung <strong>der</strong> Universität Frankfurt am<br />
Main den Auftrag <strong>zur</strong> Durchführung <strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong>. Das<br />
Forschungsvorhaben soll die Auswirkungen <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
auf das Erreichen des Abschlusses<br />
<strong>der</strong> allgemein bildenden Schule und <strong>der</strong>en Erfolg, insbeson<strong>der</strong>e<br />
beim Übergang in eine betriebliche Berufsausbildung<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Alternativen, untersuchen.<br />
Dieser <strong>Zwischenbericht</strong> gibt den Stand <strong>der</strong> Erkenntnisse<br />
im Projekt „<strong>Evaluation</strong> <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
nach § 421s SGB III“ zum 31. August <strong>2010</strong> wie<strong>der</strong>. Wesentlicher<br />
Bestandteil sind inhaltliche Ergebnisse <strong>zur</strong><br />
Implementierung und Durchführung <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung.<br />
Thematisiert werden unter an<strong>der</strong>em die Einbettung<br />
<strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung in den För<strong>der</strong>kontext<br />
an<strong>der</strong>er schulischer und außerschulischer Angebote,<br />
die inhaltliche Ausgestaltung des Programms und die damit<br />
verbundenen Strategien und Abläufe. Die Ergebnisse<br />
beruhen auf umfangreichen Befragungen bei geför<strong>der</strong>ten<br />
Jugendlichen, den Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern,<br />
den Trägergesellschaften, die die Berufseinstiegsbegleitung<br />
durchführen, Schulleitungen sowie Lehrerinnen<br />
und Lehrern. Eine Befragung <strong>der</strong> Eltern ist für<br />
den Herbst <strong>2010</strong> geplant.<br />
In späteren Phasen <strong>der</strong> <strong>Evaluation</strong> sollen die Wirkungen<br />
<strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung ermittelt werden. Zentrale<br />
Wirkungsdimensionen sind dabei das Erreichen des<br />
Hauptschulabschlusses, den Übergang von <strong>der</strong> allgemein<br />
bildenden Schule in die berufliche Erstausbildung und die<br />
Entwicklung und Festigung konkreter beruflicher Perspektiven<br />
bei den begleiteten Jugendlichen. Hierfür wird<br />
ein Kontrollgruppendesign verwendet. Da die geför<strong>der</strong>ten<br />
Jugendlichen frühestens im Herbst <strong>2010</strong> Ausbildungsverhältnisse<br />
beginnen, liegen Ergebnisse hierzu <strong>der</strong>zeit noch<br />
nicht vor.<br />
An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass<br />
sich die <strong>Evaluation</strong> auf die Berufseinstiegsbegleitung<br />
nach § 421s SGB III beschränkt. Die (im Rahmen des<br />
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) initiierten Programms „<strong>Bildungsketten</strong>“ und<br />
ebenfalls von <strong>der</strong> BA umgesetzte) Ausweitung <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
auf weitere 1.000 Schulen ab Dezember<br />
<strong>2010</strong> („Son<strong>der</strong>programm Berufseinstiegsbegleitung“)<br />
ist nicht Gegenstand dieser gesetzlich vorgeschriebenen<br />
<strong>Evaluation</strong>.<br />
2 Die Berufseinstiegsbegleitung im Kontext<br />
<strong>der</strong> Übergänge von <strong>der</strong> Schule in den<br />
Beruf<br />
2.1 Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
Zu den rechtlichen Rahmenbedingungen <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
gehört zunächst, dass diese auf das<br />
„Fünfte Gesetz <strong>zur</strong> Än<strong>der</strong>ung des dritten Buches Sozialgesetzbuch<br />
1 – Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungschancen för<strong>der</strong>ungsbedürftiger<br />
junger Menschen“ <strong>zur</strong>ückzuführen<br />
ist. 2 Mit diesem Gesetz hat die Bundesregierung wesentliche<br />
Elemente ihres Konzeptes „Jugend – Ausbildung und<br />
Arbeit“ umgesetzt, welches sie im Rahmen ihrer Qualifizierungsoffensive<br />
bereits am 9. Januar 2008 beschlossen<br />
hatte. Ein Ziel des Konzeptes war unter an<strong>der</strong>em die<br />
Schaffung von 100.000 zusätzlichen Ausbildungsplätzen.<br />
Zugleich wurde sowohl mit dem Ausbildungsbonus als<br />
auch <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung ein Fokus auf beson<strong>der</strong>s<br />
för<strong>der</strong>ungsbedürftige Jugendliche gerichtet.<br />
In <strong>der</strong> Gesetzesbegründung wurde explizit auf die problematische<br />
Übergangssituation <strong>der</strong>jenigen Jugendlichen<br />
Bezug genommen, die einen Hauptschulabschluss anstreben.<br />
So hatten nach einer Schulabgängerbefragung des<br />
Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) mehr als 90 %<br />
dieser befragten Schülerinnen und Schüler vor, eine Berufsausbildung<br />
im dualen System aufzunehmen. Dieser<br />
Übergang gelang jedoch nur 35,7 % <strong>der</strong> Hauptschulabsolventen<br />
des Schuljahres 2005/06 (Bundesregierung 2008,<br />
S. 10).<br />
In <strong>der</strong> Gesetzesbegründung wurde ebenfalls unter an<strong>der</strong>em<br />
auf för<strong>der</strong>politische Kontextbedingungen eingegangen. So<br />
wurde darauf hingewiesen, dass die Berufseinstiegsbegleitung<br />
„bestehende ehrenamtliche Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
[ergänzt], die von Verbänden, Vereinen,<br />
Kirchen, Gewerkschaften o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Organisationen<br />
ins Leben gerufen wurden und in denen ehrenamtlich engagierte<br />
Bürger junge Menschen beim Übergang in eine<br />
Berufsausbildung unterstützen“. 3<br />
1 Fünftes Gesetz <strong>zur</strong> Än<strong>der</strong>ung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch –<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungschancen för<strong>der</strong>ungsbedürftiger junger<br />
Menschen. Vom 26. August 2008; In: Bundesgesetzblatt Jahrgang<br />
2008, Teil I Nr. 38, ausgegeben zu Bonn am 29. August 2008; Gesetzentwurf<br />
<strong>der</strong> Bundesregierung: Entwurf eines Fünften Gesetzes<br />
<strong>zur</strong> Än<strong>der</strong>ung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch – Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Ausbildungschancen för<strong>der</strong>ungsbedürftiger junger Menschen.<br />
Deutscher Bundestag, 16. Wahlperiode, Drucksache 16/8718, vom<br />
7. April 2008.<br />
2 Mit diesem Gesetz wurden zwei neue Paragraphen in das SGB II aufgenommen:<br />
mit dem § 421r <strong>der</strong> Ausbildungsbonus und mit dem<br />
§ 421s SGB III eben die Berufseinstiegsbegleitung.<br />
3 Ebenda, S. 10/11.