Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten

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Drucksache 17/3890 – XVI – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode Einschätzung der Wirkungen aus Sicht der Beteiligten 35. Hinsichtlich der Wirkungsdimension kann dieser Zwischenbericht noch keine belastbaren Aussagen treffen. Die Einschätzung der Lehrkräfte zu den Wirkungen ist überwiegend positiv, hängt aber von der jeweiligen Wirkungsdimension ab. Zur Frage, ob die Berufswünsche der Schülerinnen und Schüler im Verlauf der Betreuung durch die Berufseinstiegsbegleitung realistischer geworden sind, äußern sich 70 % der Befragten prinzipiell zustimmend. Immerhin 58 % stimmen der Aussage grundsätzlich zu, dass sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz für die Teilnehmenden durch die Berufseinstiegsbegleitung erhöht haben. Zurückhaltender sind die Bewertungen hinsichtlich der Wirkungen auf die schulischen Leistungen. Die bisher wahrgenommenen Auswirkungen beziehen sich also eher auf Veränderungen der beruflichen Orientierung der Jugendlichen als auf das Erreichen berufsbiographischer Ziele.
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 1 – Drucksache 17/3890 1 Einleitung Mit dem Fünften Gesetz zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch (SGB III) – Verbesserung der Ausbildungschancen förderungsbedürftiger junger Menschen vom 26. August 2008 – wurde die Berufseinstiegsbegleitung (BerEb) eingeführt. Sie wird seit Februar 2009 an rund 1.000 allgemein bildenden Schulen erprobt. Mit der Berufseinstiegsbegleitung sollen befristet leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler der allgemein bildenden Schulen über längere Zeit individuell beim Übergang von Schule in Ausbildung und Beschäftigung oder das Übergangssystem begleitet werden. Am 25. Juni 2009 erteilte das BMAS dem Forschungskonsortium bestehend aus dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V. (IAW) als Konsortialführer sowie dem Institut für Sozialökonomische Strukturanalysen GmbH (SÖSTRA), dem SOKO-Institut für Sozialforschung und Kommunikation GmbH und als Unterauftragnehmer dem Institut für Erziehungswissenschaft (IfE) der Universität Tübingen, Abt. Sozialpädagogik sowie ab dem 1. Oktober 2010 dem Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung der Universität Frankfurt am Main den Auftrag zur Durchführung der Evaluation. Das Forschungsvorhaben soll die Auswirkungen der Berufseinstiegsbegleitung auf das Erreichen des Abschlusses der allgemein bildenden Schule und deren Erfolg, insbesondere beim Übergang in eine betriebliche Berufsausbildung oder andere Alternativen, untersuchen. Dieser Zwischenbericht gibt den Stand der Erkenntnisse im Projekt „Evaluation der Berufseinstiegsbegleitung nach § 421s SGB III“ zum 31. August 2010 wieder. Wesentlicher Bestandteil sind inhaltliche Ergebnisse zur Implementierung und Durchführung der Berufseinstiegsbegleitung. Thematisiert werden unter anderem die Einbettung der Berufseinstiegsbegleitung in den Förderkontext anderer schulischer und außerschulischer Angebote, die inhaltliche Ausgestaltung des Programms und die damit verbundenen Strategien und Abläufe. Die Ergebnisse beruhen auf umfangreichen Befragungen bei geförderten Jugendlichen, den Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern, den Trägergesellschaften, die die Berufseinstiegsbegleitung durchführen, Schulleitungen sowie Lehrerinnen und Lehrern. Eine Befragung der Eltern ist für den Herbst 2010 geplant. In späteren Phasen der Evaluation sollen die Wirkungen der Berufseinstiegsbegleitung ermittelt werden. Zentrale Wirkungsdimensionen sind dabei das Erreichen des Hauptschulabschlusses, den Übergang von der allgemein bildenden Schule in die berufliche Erstausbildung und die Entwicklung und Festigung konkreter beruflicher Perspektiven bei den begleiteten Jugendlichen. Hierfür wird ein Kontrollgruppendesign verwendet. Da die geförderten Jugendlichen frühestens im Herbst 2010 Ausbildungsverhältnisse beginnen, liegen Ergebnisse hierzu derzeit noch nicht vor. An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass sich die Evaluation auf die Berufseinstiegsbegleitung nach § 421s SGB III beschränkt. Die (im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierten Programms „Bildungsketten“ und ebenfalls von der BA umgesetzte) Ausweitung der Berufseinstiegsbegleitung auf weitere 1.000 Schulen ab Dezember 2010 („Sonderprogramm Berufseinstiegsbegleitung“) ist nicht Gegenstand dieser gesetzlich vorgeschriebenen Evaluation. 2 Die Berufseinstiegsbegleitung im Kontext der Übergänge von der Schule in den Beruf 2.1 Rahmenbedingungen der Berufseinstiegsbegleitung Zu den rechtlichen Rahmenbedingungen der Berufseinstiegsbegleitung gehört zunächst, dass diese auf das „Fünfte Gesetz zur Änderung des dritten Buches Sozialgesetzbuch 1 – Verbesserung der Ausbildungschancen förderungsbedürftiger junger Menschen“ zurückzuführen ist. 2 Mit diesem Gesetz hat die Bundesregierung wesentliche Elemente ihres Konzeptes „Jugend – Ausbildung und Arbeit“ umgesetzt, welches sie im Rahmen ihrer Qualifizierungsoffensive bereits am 9. Januar 2008 beschlossen hatte. Ein Ziel des Konzeptes war unter anderem die Schaffung von 100.000 zusätzlichen Ausbildungsplätzen. Zugleich wurde sowohl mit dem Ausbildungsbonus als auch der Berufseinstiegsbegleitung ein Fokus auf besonders förderungsbedürftige Jugendliche gerichtet. In der Gesetzesbegründung wurde explizit auf die problematische Übergangssituation derjenigen Jugendlichen Bezug genommen, die einen Hauptschulabschluss anstreben. So hatten nach einer Schulabgängerbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) mehr als 90 % dieser befragten Schülerinnen und Schüler vor, eine Berufsausbildung im dualen System aufzunehmen. Dieser Übergang gelang jedoch nur 35,7 % der Hauptschulabsolventen des Schuljahres 2005/06 (Bundesregierung 2008, S. 10). In der Gesetzesbegründung wurde ebenfalls unter anderem auf förderpolitische Kontextbedingungen eingegangen. So wurde darauf hingewiesen, dass die Berufseinstiegsbegleitung „bestehende ehrenamtliche Ausbildungspatenschaftsprojekte [ergänzt], die von Verbänden, Vereinen, Kirchen, Gewerkschaften oder anderen Organisationen ins Leben gerufen wurden und in denen ehrenamtlich engagierte Bürger junge Menschen beim Übergang in eine Berufsausbildung unterstützen“. 3 1 Fünftes Gesetz zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch – Verbesserung der Ausbildungschancen förderungsbedürftiger junger Menschen. Vom 26. August 2008; In: Bundesgesetzblatt Jahrgang 2008, Teil I Nr. 38, ausgegeben zu Bonn am 29. August 2008; Gesetzentwurf der Bundesregierung: Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch – Verbesserung der Ausbildungschancen förderungsbedürftiger junger Menschen. Deutscher Bundestag, 16. Wahlperiode, Drucksache 16/8718, vom 7. April 2008. 2 Mit diesem Gesetz wurden zwei neue Paragraphen in das SGB II aufgenommen: mit dem § 421r der Ausbildungsbonus und mit dem § 421s SGB III eben die Berufseinstiegsbegleitung. 3 Ebenda, S. 10/11.
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