Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten
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Drucksache 17/3890 – 90 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode<br />
Nicht selten werden die Schwierigkeiten mit den Lehrkräften<br />
<strong>der</strong> schlechten Arbeit <strong>der</strong> o<strong>der</strong> des jeweiligen Vorgängerin<br />
o<strong>der</strong> Vorgängers zugeschrieben, aufgrund <strong>der</strong>er<br />
es nachfolgende Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleiter<br />
umso schwerer haben, neues Vertrauen zu erarbeiten<br />
und einen guten Stand im Kollegium zu erlangen.<br />
„… aber ich hatte, da ich ja nun die dritte war und mein<br />
erster Kollege, <strong>der</strong> hier angetreten ist, alles kaputt gemacht<br />
hat, schon… in dem Kollegium, hatte ich es sehr<br />
schwer.“ (Bereb4, 29)<br />
Neben Schwierigkeiten mit den Lehrkräften kommt es<br />
auch immer wie<strong>der</strong> zu inhaltlichen Überschneidungen zu<br />
Angeboten an<strong>der</strong>er Bildungsträger o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Schulsozialarbeit<br />
an <strong>der</strong> Schule, was auf Unzufriedenheit<br />
bei<strong>der</strong> Seiten stößt. Aufgabenbereiche müssen erst abgesteckt<br />
und verteilt werden, damit aus einem Konkurrenzdenken<br />
ein kooperatives Miteinan<strong>der</strong> werden kann.<br />
„Und genauso ist das eben auch innerhalb dieses Bewerbungstrainings<br />
beispielsweise o<strong>der</strong> auch bei Bewerbungen,<br />
das ist eben durch den an<strong>der</strong>en Träger abgedeckt und<br />
wir sollen das dann nicht noch mal machen.“ (Bereb3,<br />
103.109)<br />
Oftmals ist die Doppelung <strong>der</strong> Aufgaben ein Grund dafür,<br />
dass die Berufseinstiegsbegleitung als Nebensächlichkeit<br />
in <strong>der</strong> Schule wahrgenommen wird. In einzelnen Fällen<br />
wird auch von einem geringen Stellenwert <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
an <strong>der</strong> Schule gesprochen, sodass sich<br />
die Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleiter als lästig<br />
und zum Teil störend fühlen.<br />
„Wobei das für uns auch wahrscheinlich wichtig ist, um<br />
einfach so auch, ja bei den Lehrern n an<strong>der</strong>n, ne an<strong>der</strong>e<br />
Position zu erlangen, weil das ist einfach, ich denk mal so<br />
<strong>der</strong> Knackpunkt. Wir haben keinen Stellenwert. Ne, wir<br />
sind da aber mehr so als lästiges Nebenbei, also es wird<br />
nicht die Wichtigkeit und auch die Möglichkeit, die dadurch<br />
ja entsteht, gesehen. Ne, son<strong>der</strong>n das ist eher so‘n<br />
Störfaktor.“ (Bereb3, 139)<br />
Ebenso heterogen ist die Akzeptanz <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
unter den Schülerinnen und Schülern. Auf <strong>der</strong><br />
einen Seite finden sich in den Beschreibungen <strong>der</strong> schulischen<br />
Akteure und <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleiterinnen und<br />
-begleiter positive Wahrnehmungen, die an den geringen<br />
Abbrüchen und <strong>der</strong> Motivation <strong>zur</strong> Teilnahme gemessen<br />
werden. Gleichzeitig verweisen alle Befragten auf den<br />
positiven Son<strong>der</strong>status, den die Teilnahme inne hat. Es<br />
gibt zahlreiche Schil<strong>der</strong>ungen von Anfragen nichtteilnehmen<strong>der</strong><br />
Schülerinnen und Schüler, die gerne auch von<br />
den Angeboten profitieren würden, Stigmatisierungen angesichts<br />
<strong>der</strong> Teilnahme werden nicht wahrgenommen.<br />
Dennoch finden sich auch Beschreibungen einer mitunter<br />
zähen und mühsamen Motivationsarbeit, die die Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleiter leisten müssen. Einige<br />
<strong>der</strong> ausgewählten Schülerinnen und Schüler hinterfragen<br />
die Sinnhaftigkeit ihrer Teilnahme o<strong>der</strong> fühlen sich<br />
stark unter Druck gesetzt, sich selbst zu engagieren:<br />
„Also die sind alle noch dabei, wobei beispielsweise ein<br />
Schüler, <strong>der</strong> mit mir keinen Kontakt haben will, <strong>der</strong><br />
nimmt seit drei Wochen an meinen Stunden nicht teil, ist<br />
<strong>der</strong> nicht mehr da … das ist ein schwieriger Einzelfall“<br />
(Bereb3, 231-237)<br />
„Bei Schülern, die so Einzelgänger sind, die sich von allem<br />
abschotten, die werden natürlich genervt. Die werden<br />
permanent genervt … ich hol die ja zu mir, ich mach Gespräche,<br />
die müssen mit mir reden. Also die sind so ein<br />
bisschen genervt … weil die denken: was will denn die<br />
schon wie<strong>der</strong> von mir? … jetzt muss ich da schon wie<strong>der</strong><br />
antanzen.“ (Bereb5, 32-37)<br />
An<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um empfinden die Teilnahme als lästiges<br />
Übel und zusätzliche Anstrengung, die eher strafenden<br />
als hilfreichen Charakter inne hat.<br />
Die beschriebenen Schwierigkeiten werden insbeson<strong>der</strong>e<br />
als Begleiterscheinungen <strong>der</strong> Einführungsphase <strong>der</strong> Maßnahme<br />
beschrieben. Im Verlauf <strong>der</strong> Kooperation und Begleitung<br />
entdramatisieren sich einige <strong>der</strong> beschriebenen<br />
Akzeptanzprobleme. Dies verweist auf die Notwendigkeit<br />
einer sensiblen Maßnahmeeinführung im jeweiligen<br />
Schulkontext. Die Berufseinstiegsbegleitung greift immer<br />
in ein bestehendes und in <strong>der</strong> Regel gut funktionierendes<br />
System ein. Werden dabei einzelne Bedarfe, Empfindsamkeiten<br />
und Zuständigkeiten nicht in den Blick genommen<br />
beziehungsweise vernachlässigt, trägt dies zu einer<br />
teilweise heftigen Irritation des gesamten Schulapparates<br />
bei.<br />
Die Akzeptanz ist dabei <strong>der</strong> Schlüssel für die gesamte Tätigkeit<br />
und Wirksamkeit – sowohl seitens <strong>der</strong> Schule, aber<br />
insbeson<strong>der</strong>e in Hinblick auf die Zusammenarbeit mit den<br />
Schülerinnen und Schülern. Dabei spielt insbeson<strong>der</strong>e<br />
auch die Persönlichkeit und fachliche Kompetenz <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleiterin<br />
beziehungsweise des Berufseinstiegsbegleiters<br />
eine entscheidende Rolle.<br />
6.8 Zufriedenheit <strong>der</strong> Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer<br />
Um die Zufriedenheit <strong>der</strong> Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
evaluieren zu können, ist es in erster Linie wichtig zu<br />
erfahren, was für ein Verhältnis diese zu ihren Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleitern haben. Tabelle 6.21<br />
gibt ein recht positives Bild von <strong>der</strong> Zufriedenheit <strong>der</strong><br />
Schülerinnen und Schüler mit ihren Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleitern. Über die Hälfte <strong>der</strong> Schülerinnen<br />
und Schüler stimmen Aussagen voll und ganz zu,<br />
die Berufseinstiegsbegleiterin o<strong>der</strong> <strong>der</strong> -begleiter sei<br />
„nett“ (72 %), „setzt sich für mich ein“ (58 %) o<strong>der</strong> „ich<br />
vertraue ihm/ihr“ (54 %). In den Antworten spiegelt sich<br />
auch die Intensität <strong>der</strong> Betreuung wi<strong>der</strong>: Nur ein Viertel<br />
<strong>der</strong> teilnehmenden Jugendlichen hat den Eindruck, dass<br />
die Berufseinstiegsbegleiterin o<strong>der</strong> <strong>der</strong> -begleiter zu wenig<br />
Zeit hat.