07.02.2014 Aufrufe

Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten

Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten

Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/3890<br />

dung und das Berufsleben. 6 In § 421s SGB III Satz 3 wird<br />

die Zielgruppe <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung wie folgt<br />

enger eingegrenzt:<br />

„För<strong>der</strong>ungsbedürftig sind Jugendliche, die voraussichtlich<br />

Schwierigkeiten haben, den Abschluss <strong>der</strong> allgemein<br />

bildenden Schule zu erreichen und den Übergang in eine<br />

berufliche Ausbildung zu bewältigen.“<br />

Diese allgemeine Charakterisierung <strong>der</strong> Maßnahmezielgruppe<br />

wird in <strong>der</strong> Geschäftsanweisung <strong>der</strong> BA (HEGA)<br />

vom 9. Dezember 2008 konkreter gefasst:<br />

„Zur Zielgruppe gehören leistungsschwächere Schüler,<br />

die einen Haupt- o<strong>der</strong> För<strong>der</strong>schulabschluss anstreben<br />

und voraussichtlich Schwierigkeiten haben werden, diesen<br />

zu erlangen. Bei diesem Personenkreis kann davon<br />

ausgegangen werden, dass auch die Integration in Ausbildung<br />

nach Beendigung <strong>der</strong> Schule mit Schwierigkeiten<br />

verbunden sein wird.“ (BA, 2008, S. 4)<br />

Die in <strong>der</strong> Geschäftsanweisung vorgenommene Präzisierung<br />

des Gesetzestextes begrenzt die Zielgruppe zunächst<br />

auf die Schülerinnen und Schüler allgemein bilden<strong>der</strong><br />

Schulen, die einen Haupt- o<strong>der</strong> einen För<strong>der</strong>schulabschluss<br />

anstreben. Damit werden zwei Gruppen von Jugendlichen<br />

angesprochen, die zwei ganz unterschiedliche<br />

Schulabschlüsse anstreben. Es ist zu vermuten, dass diese<br />

beiden Gruppen von Jugendlichen sowohl einen unterschiedlichen<br />

Betreuungsaufwand benötigen als auch in<br />

unterschiedlichem Maße die verschiedenen Ziele <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

erreichen werden. An dieser Stelle ist jedoch<br />

zunächst wichtig, dass diese zwei Teilgruppen von Schülerinnen<br />

und Schülern gleichermaßen an <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />

teilnehmen können. 7<br />

6 Zur Abgrenzung <strong>der</strong> Zielgruppe <strong>der</strong> Jugendlichen mit schlechten<br />

Startchancen beziehungsweise mit För<strong>der</strong>bedarf siehe Walther/Pohl<br />

(2005) und Schwarz (2002).<br />

7 Eine Ausnahme stellt Sachsen dar. Dort sind nur Schülerinnen und<br />

Schüler in För<strong>der</strong>schulen in das Programm einbezogen.<br />

8 An <strong>der</strong> Stelle ist darauf hinzuweisen, dass in Deutschland <strong>zur</strong>zeit eine<br />

intensive bildungspolitische Debatte zum Thema Hauptschule geführt<br />

wird. Dabei gibt es Bundeslän<strong>der</strong>, in denen dieser Schultyp bereits<br />

aufgegeben wurde und an<strong>der</strong>e, die sich <strong>zur</strong>zeit in entsprechenden<br />

Umstrukturierungsprozessen befinden.<br />

Mit <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Geschäftsanweisung vorgenommenen<br />

Konkretisierung <strong>der</strong> Zielgruppe auf Jugendliche, die einen<br />

Haupt- beziehungsweise einen För<strong>der</strong>schulabschluss<br />

anstreben, werden weitere wichtige Abgrenzungen vorgenommen:<br />

Jugendliche, die einen Hauptschulabschluss anstreben,<br />

können diesen in sehr unterschiedlichen Schulformen<br />

ablegen. Bedingt durch die landeshoheitlich<br />

geregelten und damit unterschiedlichen Schulstrukturen<br />

im allgemein bildenden Schulsystem in Deutschland kann<br />

ein Hauptschulabschluss sowohl an Hauptschulen als<br />

auch an an<strong>der</strong>en Schulen abgelegt werden, die in ihrer<br />

Gesamtheit sowohl den Haupt- als auch an<strong>der</strong>e Schulabschlüsse<br />

wie zum Beispiel den Realschulabschluss anbieten.<br />

Zu dem letztgenannten Schultyp gehören zum Beispiel<br />

auch Gesamtschulen, Werkrealschulen o<strong>der</strong> auch<br />

an<strong>der</strong>e Schulformen. 8 Im Hinblick auf die Maßnahmebewertung<br />

ist daher zu berücksichtigen, dass bereits das rein<br />

schulische Umfeld <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />

teilnehmenden Jugendlichen sehr unterschiedlich ausgeprägt<br />

sein kann.<br />

Eine Beson<strong>der</strong>heit betrifft die Jugendlichen an den För<strong>der</strong>schulen,<br />

an denen die Berufseinstiegsbegleitung<br />

durchgeführt wird. Ausgehend von ihren praktischen Erfahrungen<br />

vertreten die pädagogischen Kräfte an diesen<br />

Schulen oft die Einstellung, dass ihre Schülerinnen und<br />

Schüler nach dem verpflichtenden Schulbesuch ohnehin<br />

erst einmal auf weiterführende Schulen wechseln. Aus<br />

dieser Perspektive stellt sich die Frage nach dem Sinn einer<br />

Berufseinstiegsbegleitung zu einem so frühen Zeitpunkt.<br />

Verstärkt wird diese Auffassung durch den Umstand,<br />

dass die Jugendlichen an diesen Schulen „nur“<br />

einen, dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Schulabschluss<br />

erreichen können, nicht jedoch den Hauptschulabschluss<br />

selbst. Daher wird zu prüfen sein, ob an diesen<br />

Schulen eine geringere Anzahl von Berufsorientierungsangeboten<br />

anzutreffen ist als an an<strong>der</strong>en für eine Maßnahmeteilnahme<br />

infrage kommenden Schultypen.<br />

2.4 Stand <strong>der</strong> bisherigen Literatur für<br />

Deutschland<br />

2.4.1 Kontextbeschreibung<br />

Die Übergänge sogenannter benachteiligter Jugendlicher<br />

von <strong>der</strong> Schule in den Beruf und die damit verbundenen<br />

Risiken des Scheiterns und <strong>der</strong> sozialen Ausgrenzung<br />

sind seit Ende <strong>der</strong> 1980er Jahre Gegenstand sozialwissenschaftlicher<br />

Untersuchungen. Von Beginn an bestand die<br />

Übergangsforschung dabei nicht nur aus grundlegenden<br />

Untersuchungen zum Strukturwandel <strong>der</strong> Jugendphase,<br />

son<strong>der</strong>n auch aus anwendungsorientierter Forschung im<br />

Kontext <strong>der</strong> zunehmend notwendigen Restrukturierung<br />

und Neukonzipierung von institutionellen Übergangsstrukturen<br />

und Übergangshilfen (zum Beispiel Brock<br />

et al. 1991).<br />

Der theoretische Kontext <strong>der</strong> Übergangsforschung ist dabei<br />

die Entstandardisierung des Lebenslaufs im Allgemeinen<br />

und <strong>der</strong> Jugendphase im Beson<strong>der</strong>en, in Folge <strong>der</strong>er<br />

Übergänge zwischen Jugend und Erwachsensein ungewisser<br />

und riskanter geworden sind (Stauber et al. 2007).<br />

Faktoren dieser Entwicklung sind auf <strong>der</strong> einen Seite die<br />

Entkoppelung von Bildung und Beschäftigung und die<br />

Flexibilisierung <strong>der</strong> Arbeitswelt. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

haben sich Lebensläufe und Muster <strong>der</strong> Lebensführung<br />

individualisiert und pluralisiert. Individuelle Entscheidungen<br />

haben gegenüber kollektiven Mustern <strong>der</strong><br />

Lebensführung an Bedeutung gewonnen, was jedoch keinesfalls<br />

dazu geführt hat, dass Strukturen sozialer Ungleichheit<br />

schwächer geworden sind.<br />

Untersuchungen wie das Übergangspanel des Deutschen<br />

Jugendinstituts (Gaupp et al. 2008) sowie die BiBB-<br />

Übergangsstudie (Beicht et al. 2008) zeigen, dass nicht<br />

nur Abgängerinnen und Abgänger von För<strong>der</strong>schulen,<br />

son<strong>der</strong>n inzwischen auch von Hauptschulen mehrheitlich<br />

nicht direkt nach <strong>der</strong> Schule in ein Ausbildungsverhältnis

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!