Zwischenbericht 2010 zur Evaluation der ... - Bildungsketten
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Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – XIII – Drucksache 17/3890<br />
14. Über alle Träger hinweg werden im Durchschnitt<br />
20,5 Jugendliche pro Berufseinstiegsbegleiterin beziehungsweise<br />
-begleiter betreut (hochgerechnete Werte bezogen<br />
auf Vollzeitäquivalente).<br />
15. Bis zum Mai <strong>2010</strong> sind knapp 4.000 Jugendliche<br />
wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung ausgetreten.<br />
Die Analysen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit des<br />
Austritts in den För<strong>der</strong>schulen deutlich geringer ist als in<br />
an<strong>der</strong>en Schultypen und dass die Schülerinnen und Schüler<br />
<strong>der</strong> ersten Kohorte schneller ausscheiden als die später<br />
eingetretenen Jugendlichen (jeweils gemessen zum Zeitpunkt<br />
<strong>der</strong> gleichen bisherigen Teilnahmedauer). Die<br />
Gründe für das Ausscheiden aus <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung sind vielfältig.<br />
Neben persönlichen Umständen wie Umzug o<strong>der</strong><br />
Schulwechsel wird die För<strong>der</strong>ung nicht selten – in einem<br />
Viertel <strong>der</strong> Abbruchfälle – auf Initiative <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleiter beendet, in <strong>der</strong> Regel<br />
aufgrund fehlen<strong>der</strong> Motivation o<strong>der</strong> Nichterscheinen <strong>der</strong><br />
geför<strong>der</strong>ten Jugendlichen.<br />
Auswahl <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Jugendlichen<br />
16. Die Auswahl <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Jugendlichen wird in<br />
erster Linie durch die Berufsberaterinnen und -berater, in<br />
den Fallstudien aber vielfach auch durch die Lehrkräfte<br />
vorgenommen. Die Kriterien <strong>der</strong> Auswahl sind vor allem<br />
schlechte Schulnoten sowie ein schwieriger familiärer<br />
Hintergrund und mangelnde elterliche Unterstützung.<br />
Aus den Fallstudien gibt es aber auch deutliche Hinweise<br />
dafür, dass Schülerinnen und Schüler nur dann einbezogen<br />
werden, wenn sie die Schule regelmäßig besuchen<br />
und die erfor<strong>der</strong>liche „Restmotivation“ für die Teilnahme<br />
mitbringen. Dies und die Selektivität des vorzeitigen Abgehens<br />
bedeuten unter Umständen ein partielles Abweichen<br />
von <strong>der</strong> Zielgruppenorientierung auf die leistungsschwächeren<br />
Schülerinnen und Schüler.<br />
17. Etwa 58 % <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Jugendlichen sind männlich;<br />
dies entspricht <strong>der</strong> Tatsache, dass männliche Schüler<br />
an den Schulen, die auf den Hauptschulabschluss zuführen,<br />
insgesamt stärker vertreten sind als weibliche. Mit<br />
knapp 50 % hat fast die Hälfte <strong>der</strong> teilnehmenden Jugendlichen<br />
einen Migrationshintergrund. Das bedeutet, dass<br />
sie selbst o<strong>der</strong> mindestens ein Elternteil außerhalb<br />
Deutschlands geboren wurden. Gut 21 % <strong>der</strong> teilnehmenden<br />
Jugendlichen gehen auf eine För<strong>der</strong>schule. Bei den<br />
übrigen Schultypen ist zu berücksichtigen, dass sie nicht<br />
in allen Bundeslän<strong>der</strong>n bestehen. Auf Hauptschulen o<strong>der</strong><br />
Werkrealschulen entfallen 54 % <strong>der</strong> Teilnehmenden, auf<br />
Gesamt- o<strong>der</strong> Gemeinschaftsschulen 14 % und auf Regionalschulen,<br />
also die Kombination aus herkömmlichen<br />
Haupt- und Realschulen, 8 %.<br />
18. Die Fragen nach den Schulnoten, die den teilnehmenden<br />
Jugendlichen gestellt wurden, ergaben deutliche<br />
Hinweise darauf, dass leistungsschwächere Schülerinnen<br />
und Schüler mit höherer Wahrscheinlichkeit an <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
teilnehmen als leistungsstärkere.<br />
Die Schulnote 4 o<strong>der</strong> schlechter hatten im Fach Deutsch<br />
etwa 37 % und im Fach Mathematik etwa 45 % <strong>der</strong> Geför<strong>der</strong>ten.<br />
Ferner mussten etwa 40 % von ihnen bereits<br />
einmal eine Klasse wie<strong>der</strong>holen. Der Fokus auf die leistungsschwächeren<br />
Schüler könnte bewirken, dass die<br />
Teilnahme mit einer sozialen Stigmatisierung in <strong>der</strong> Klassen-<br />
o<strong>der</strong> Schulgemeinschaft einhergeht. Nach den vorliegenden<br />
Erhebungen ist dies jedoch nur relativ selten <strong>der</strong><br />
Fall: Nur etwa ein Sechstel <strong>der</strong> befragten Lehrer gibt an,<br />
dass durch die Teilnahme an <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
eine Stigmatisierung erzeugt wird.<br />
Inhalte <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung<br />
19. Die wichtigste Tätigkeit ist für die Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleiter, zu den von ihnen betreuten<br />
Jugendlichen eine persönliche Beziehung aufzubauen.<br />
„Ich brauche das Vertrauen. Wenn ich das nicht habe,<br />
dann kann ich gleich wie<strong>der</strong> gehen.“ – Diese Aussage einer<br />
befragten Fachkraft steht exemplarisch dafür, dass<br />
alle in den Fallstudien befragten Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleiter die Beziehungsarbeit als die zentrale<br />
Voraussetzung für alle weiteren Aktivitäten ansehen.<br />
20. Dabei wird in vielen, aber nicht allen Fällen das Elternhaus<br />
einbezogen. In den Fallstudien zeigt sich, dass<br />
die Elternarbeit nicht nur als wichtiges Element <strong>der</strong> Tätigkeit<br />
gesehen wird, son<strong>der</strong>n dass dies im Berufsorientierungskontext<br />
teilweise auch als beson<strong>der</strong>s innovatives<br />
Element <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleitung wahrgenommen<br />
wird.<br />
21. Unter den Tätigkeiten <strong>der</strong> Berufseinstiegsbegleiterinnen<br />
und -begleiter haben Aufgaben mit Bezug <strong>zur</strong> beruflichen<br />
Ausbildung – wie die Unterstützung bei Bewerbungsunterlagen,<br />
bei Praktika, bei <strong>der</strong> Berufsorientierung –<br />
den höchsten Stellenwert, gefolgt von Hilfestellungen bei<br />
schulischen Problemen. Dies ist nicht nur die Selbstwahrnehmung<br />
<strong>der</strong> Fachkräfte, son<strong>der</strong>n spiegelt sich auch in<br />
den Erwartungen <strong>der</strong> teilnehmenden Jugendlichen an die<br />
Berufseinstiegsbegleitung wi<strong>der</strong>. Den geringsten Stellenwert<br />
unter den abgefragten Tätigkeiten haben solche, die<br />
we<strong>der</strong> direkt auf die berufliche Ausbildung o<strong>der</strong> die<br />
Schule bezogen sind, wie die Aufarbeitung von Konflikten<br />
im Umfeld <strong>der</strong> betreuten Jugendlichen o<strong>der</strong> Hilfestellungen<br />
bei beson<strong>der</strong>en Problemlagen.<br />
22. Diese Prioritäten drücken sich auch in den Unterstützungsangeboten<br />
aus, die die Jugendlichen nach eigenen<br />
Angaben durch die Berufseinstiegsbegleitung erhalten.<br />
Häufig sind Angebote wie Hilfe bei <strong>der</strong> Vorbereitung<br />
von Bewerbungsunterlagen, bei <strong>der</strong> Vermittlung von Betriebspraktika<br />
o<strong>der</strong> „Schnuppertagen“ sowie bei Vorstellungsgesprächen.<br />
Diese erhalten die Jugendlichen meist<br />
durch die eigene Begleiterin o<strong>der</strong> den eigenen Begleiter<br />
selbst und nicht durch eine von diesen vermittelte Person.<br />
Ferner vermittelt ihnen die Berufseinstiegsbegleitung Bewerbungstrainings<br />
und Eignungstests, die ebenfalls meist<br />
selbst durch die Betreuerin o<strong>der</strong> den Betreuer durchgeführt<br />
werden. Deutlich weniger Nennungen entfallen auf<br />
Nachhilfeunterricht, Hausaufgabenbetreuung, Computerschulungen<br />
o<strong>der</strong> Sprachför<strong>der</strong>ung.