Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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88 Ungarn LÄNDERFALLSTUDIE<br />
+ die Schwierigkeit, aufgr<strong>und</strong> des enormen Effizienzdrucks Studierenden<br />
s<strong>in</strong>nvolle Praktika anbieten zu können;<br />
+ die Schwierigkeiten der Hochschulen, Personen aus der Praxis<br />
<strong>in</strong> die Lehre e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den;<br />
+ die schlechte Laborausstattung an Hochschulen, um gute Experimente<br />
durchführen zu können (dies sei jedoch die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit,<br />
um wirklich tiefgründiges Wissen zu erlangen) <strong>und</strong><br />
+ der Trend, <strong>in</strong> Doktorarbeiten hochtheoretische Fragestellungen<br />
zu behandeln statt Themenstellungen aus Forschungsvorhaben<br />
<strong>in</strong> Unternehmen.<br />
Auf die Frage, ob es wünschenswert wäre, dass Hochschulabsolventen<br />
künftig stärker <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är ausgebildet werden,<br />
antwortete e<strong>in</strong> Arbeitgeber wie folgt:<br />
„Man könnte die Frage mit Ja oder Ne<strong>in</strong> beantworten. Es ist sehr<br />
schwer zu sagen, welche <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Komb<strong>in</strong>ationen <strong>in</strong> der<br />
Praxis dann wirklich nützlich s<strong>in</strong>d. Heutzutage gibt es schon Bereiche,<br />
wo es klar ist, zum Beispiel Ökonomie <strong>und</strong> Informatik. Weil<br />
heutzutage ist es klar, dass <strong>in</strong> ökonomischen Bereichen Informatik<br />
gebraucht wird. In anderen Bereichen ist es s<strong>in</strong>nvoller, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige<br />
Spezialisierung zu haben <strong>und</strong> sich am Arbeitsplatz zusätzliche<br />
Kenntnisse anzueignen.<br />
Ich würde sagen, <strong>in</strong> den Bereichen wo sich bestimmte <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />
Komb<strong>in</strong>ationen <strong>in</strong> der Praxis schon durchgesetzt haben, da ist es<br />
gut. Aber wo nur die Forschung <strong>in</strong> den <strong>Universität</strong>en e<strong>in</strong>en Nutzen<br />
von Interdiszipl<strong>in</strong>arität hat, dort ist es nicht klar, ob diese Komb<strong>in</strong>ation<br />
<strong>in</strong> der Praxis auch angenommen wird.“<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Tatsache, dass <strong>in</strong> Ungarn bereits seit langem<br />
<strong>Bachelor</strong>-ähnliche Ausbildungsgänge existieren, wird sich an der<br />
Arbeitsmarktallokation <strong>in</strong>folge der Studienstrukturreform, gerade<br />
<strong>in</strong> den technischen Feldern, vermutlich gar nicht so viel<br />
ändern, wie folgender Interviewauszug deutlich macht. Wichtiger<br />
als der neue Zuschnitt sei für den künftigen E<strong>in</strong>satz der<br />
Absolventen eher die <strong>in</strong>haltliche Ausgestaltung der neuen Strukturen:<br />
„Für die Unternehmen bedeutet Bologna, dass sie nicht <strong>in</strong> fünf Jahren,<br />
sondern vielleicht schon <strong>in</strong> drei e<strong>in</strong>en Spezialisten bekommen.<br />
Für die meisten Arbeitsplätze bedeuten die beiden Diplome gleich<br />
viel, denn das muss auch im Zusammenhang mit den Bewerbern<br />
gesehen werden. Ich me<strong>in</strong>e, wenn jemand von der Fachhochschule<br />
sehr gut ist, kann er auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Forschungsprojekt e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden <strong>und</strong> kann vielleicht versuchen, die <strong>Master</strong>-Stufe zu erreichen.<br />
Das war früher schon auch so.<br />
Ich sage das deswegen, weil die Art <strong>und</strong> Weise, wie e<strong>in</strong> Unternehmen<br />
Hochschulabsolventen e<strong>in</strong>setzen kann, nicht nur von der BSc-MSc-<br />
Stufung abhängt, sondern auch von der speziellen Situation. Und<br />
deshalb wird der Bologna-Prozess für die Unternehmen nicht <strong>in</strong><br />
Bezug auf die formale Seite <strong>in</strong>teressant, sondern <strong>in</strong> Bezug auf die<br />
Inhalte.“<br />
Auf die Frage, welche Aufgabenteilung zwischen <strong>Bachelor</strong><strong>und</strong><br />
<strong>Master</strong>-Absolventen künftig denkbar wäre, antwortet der<br />
Interviewpartner wie folgt:<br />
„Wir <strong>in</strong> den Unternehmen arbeiten alle im Projektsystem heutzutage.<br />
Wir brauchen unterschiedliche Ausbildungen <strong>und</strong> Praxiserfahrungen.<br />
Die BSc s<strong>in</strong>d die Leute, die <strong>in</strong> den verschiedenen Projekten <strong>in</strong><br />
verschiedenen Bereichen arbeiten werden. Denn sie können zwei<br />
wichtige Sachen: Sie haben genug theoretisches Wissen <strong>und</strong> haben<br />
e<strong>in</strong>e Hochschulausbildung, um die Projektpläne zu verstehen, die sie<br />
selber jedoch nicht entwickelt haben, sondern die von MSc gemacht<br />
wurden. Und sie haben genug praktische Ausbildung, um zu verstehen,<br />
was die Planentwickler geme<strong>in</strong>t haben. Wenn Probleme entstehen,<br />
müssen sie <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, die Pläne zu korrigieren, zu adaptieren.<br />
Sie müssen zwischen verschiedenen Umsetzungsmethoden die<br />
richtige wählen können. Die MSc werden diese Pläne alle<strong>in</strong>e oder<br />
zusammen mit den BSc-Leuten entwickeln.“<br />
E<strong>in</strong> anderes Unternehmen sieht derzeit zwar noch e<strong>in</strong>e klare<br />
Trennung <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>satzbereichen zwischen College- <strong>und</strong> <strong>Universität</strong>sabsolventen,<br />
die jedoch hauptsächlich auf die Tatsache<br />
zurückzuführen ist, dass bestimmte Studienrichtungen nur an<br />
<strong>Universität</strong>en angeboten werden, beispielsweise Naturwissenschaften<br />
<strong>und</strong> Rechtswissenschaften. Auch wenn es getrennte Aufgabenfelder<br />
gibt (Naturwissenschaftler für die Entwicklung<br />
neuer Pharmaprodukte <strong>und</strong> (College)Informatiker für die EDV<strong>und</strong><br />
Statistikseite), so stehe doch das Gel<strong>in</strong>gen des Projekts als<br />
Ganzes im Vordergr<strong>und</strong>:<br />
„I th<strong>in</strong>k nowadays there are many common po<strong>in</strong>ts <strong>in</strong> the work (between<br />
College and University graduates, d. A.), for example <strong>in</strong> the<br />
research or <strong>in</strong> the development or <strong>in</strong> the medical department. For<br />
example when we organize a pharmaceutical, a chemical study, I<br />
donęt see that only the pharmacists and the medics are important<br />
but also the statistics and <strong>in</strong>formatics.“<br />
Den wesentlichen Unterschied zwischen künftigen <strong>Bachelor</strong><strong>und</strong><br />
<strong>Master</strong>-Absolventen sieht die Gesprächspartner<strong>in</strong> eher <strong>in</strong> der<br />
Fähigkeit zur Übernahme von Managementfunktionen. In<br />
Ungarn sei beispielsweise zu beobachten, dass naturwissenschaftlich<br />
ausgebildete Absolventen sich zunehmend um den<br />
Erwerb von ökonomischen <strong>und</strong> juristischen Kenntnissen bemühten,<br />
auch im Rahmen e<strong>in</strong>es Zweitstudiums.<br />
Auch <strong>Bachelor</strong>-Absolventen naturwissenschaftlicher Studienrichtungen<br />
könnten theoretisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em pharmazeutischen<br />
Unternehmen beschäftigt werden, allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>in</strong> der Forschung,<br />
sondern eher <strong>in</strong> der Produktion <strong>und</strong> Logistik. Voraussetzung<br />
wäre jedoch, dass sie über ausreichende Kenntnisse <strong>in</strong><br />
Bezug auf technische Prozesse, chemische Substanzen <strong>und</strong> chemische<br />
Strukturen verfügen. Der Pharmavertrieb böte sich künftig<br />
auch als Beschäftigungsmöglichkeit für <strong>Bachelor</strong>-Absolventen<br />
mit guten naturwissenschaftlichen <strong>und</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Kenntnissen<br />
an, allerd<strong>in</strong>gs seien derzeit für diesen Bereich nur Ärzte oder<br />
Pharmazeuten zugelassen, also beides Studienrichtungen, die <strong>in</strong><br />
der alten l<strong>in</strong>earen Struktur verbleiben.<br />
Aus der von Molnar <strong>und</strong> Jobbagy (2004) zitierten Unternehmensbefragung<br />
geht hervor, dass <strong>in</strong> den <strong>in</strong>genieurwissenschaftlichen<br />
<strong>Studiengänge</strong>n e<strong>in</strong> stärkeres Augenmerk auf Sprachkenntnisse,<br />
Kommunikationsfähigkeiten <strong>und</strong> Managementkompetenzen<br />
gelegt werden sollte. Aus der Tatsache, dass im