Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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LÄNDERFALLSTUDIEN Österreich<br />
„Für die Studierenden bietet das Bakkalaureat e<strong>in</strong>en großen Vorteil,<br />
wie das e<strong>in</strong> Professor so hübsch formuliert hat: Es gibt e<strong>in</strong>fach Studenten,<br />
denen nach zwei, drei Jahren die Luft ausgeht. Da es bisher ke<strong>in</strong>e<br />
formelle Zwischenqualifikation gegeben hat, s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> der Regel<br />
nach vier bis fünf Jahren dagestanden als Studienabbrecher ohne<br />
irgende<strong>in</strong> Papier <strong>in</strong> der Hand – wenn man von der Besche<strong>in</strong>igung über<br />
den ersten Studienabschnitt absieht, was aber wirklich nur e<strong>in</strong> Zettel<br />
ist. So ergibt sich also schon e<strong>in</strong> großer Vorteil, dass es mit dem <strong>Bachelor</strong><br />
e<strong>in</strong>e saubere Zwischenqualifikation gibt, die sich dann halt am<br />
Berufsmarkt e<strong>in</strong>pendeln muss mit Angebot <strong>und</strong> Nachfrage.“<br />
Insgesamt wird erwartet, dass die E<strong>in</strong>führung gestufter <strong>Studiengänge</strong><br />
zu e<strong>in</strong>er besseren „Studierbarkeit“ im Laufe der vorgegebenen<br />
Studiendauer führen werde. Seitens e<strong>in</strong>iger österreichischer<br />
Interviewpartner wurde das bezweifelt. Die Entscheidungen<br />
der Hochschulen, Dreijahres-<strong>Studiengänge</strong> mit e<strong>in</strong>er höheren<br />
Stoffdichte anzubieten, könne <strong>in</strong> zweierlei H<strong>in</strong>sicht verlängernde<br />
Wirkungen haben. Zum e<strong>in</strong>en könne die größere Stoffmenge<br />
zu größeren Abstimmungsproblemen bei der Erstellung<br />
des Lehrangebots führen <strong>und</strong> so verlängernd wirken. Zum anderen<br />
könnten mehr Studierende Schwierigkeiten haben, die größere<br />
Stoffmenge <strong>in</strong> der jeweiligen Zeite<strong>in</strong>heit zu bewältigen –<br />
nicht zuletzt, weil sehr viele Studierende die Notwendigkeit zu<br />
begleitender Werkarbeit sähen.<br />
Dass die E<strong>in</strong>führung der gestuften <strong>Studiengänge</strong> <strong>in</strong> Österreich<br />
e<strong>in</strong>en deutlichen Beitrag zur Zunahme <strong>in</strong>ternationaler Mobilität<br />
leistet – wie als e<strong>in</strong>er der Gründe für die Reform immer betont<br />
wird – lässt sich bisher statistisch nicht belegen. Die Annahme<br />
wird von vielen österreichischen Beobachtern bezweifelt.<br />
Zum e<strong>in</strong>en wird darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass bei der Etablierung<br />
des <strong>Bachelor</strong>-Studiums oft e<strong>in</strong>e höhere Dichte des Studienprogramms<br />
entstanden sei. Das erschwere es für die Studierenden,<br />
e<strong>in</strong>e Studienphase im Ausland e<strong>in</strong>zulegen, deren Erträge später<br />
nach der Rückkehr anerkannt würden.<br />
Zum anderen wird <strong>in</strong> Österreich zunehmend befürchtet, dass<br />
die une<strong>in</strong>heitlichen Regelungen zur Dauer des <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> des<br />
<strong>Master</strong>-Studiums <strong>in</strong> den verschiedenen Ländern Europas <strong>und</strong><br />
außerhalb Europas zu Problemen der Anerkennung führen <strong>und</strong><br />
damit abschreckend gegenüber e<strong>in</strong>em Auslandsstudium wirken<br />
könnten. So wurde zum Beispiel hervorgehoben, dass e<strong>in</strong> österreichischer<br />
<strong>Bachelor</strong> nach zwölf Jahren Schulzeit <strong>und</strong> drei Jahren<br />
Studium zu Anerkennungsproblemen <strong>in</strong> den Ländern führen<br />
dürfte, die 13 Schuljahre vor dem Studium (zum Beispiel Deutschland)<br />
beziehungsweise vier Jahre <strong>Bachelor</strong>-Studium (zum Beispiel<br />
USA) vorsehen.<br />
An den <strong>Universität</strong>en <strong>in</strong> Österreich waren ab dem Studienjahr<br />
2001/02 Studiengebühren <strong>in</strong> Höhe von etwa 363 Euro je Semester<br />
e<strong>in</strong>geführt worden. Den Fachhochschulen steht es frei, die Höhe<br />
der Studiengebühren festzusetzen. Seitdem hat sich nichts an<br />
den Gebühren geändert. Befragte Studierende brachten jedoch<br />
die Befürchtung zum Ausdruck, dass demnächst höhere Gebühren<br />
für <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> e<strong>in</strong>geführt werden könnten <strong>und</strong> dass<br />
dies für e<strong>in</strong>ige Studierende abschreckende Wirkung haben<br />
dürfte.<br />
10. Folgen für den Berufse<strong>in</strong>stieg <strong>und</strong> -weg der Absolventen<br />
Bisher haben nur wenige Studierende ihr Studium <strong>in</strong> der neuen<br />
Struktur abgeschlossen; somit liegen noch ke<strong>in</strong>e verwertbaren<br />
Bef<strong>und</strong>e zum Übergang <strong>in</strong> das Beschäftigungssystem vor. Seitens<br />
vieler Unternehmer wird kritisiert, man habe bisher sehr wenig<br />
Informationen über die neuen <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -abschlüsse;<br />
begrüßt wurde <strong>in</strong> diesem Zusammenhang das Diploma Supplement<br />
als Beitrag zu größerer Transparenz der Qualifikationen der<br />
Absolventen.<br />
„Das Diploma Supplement f<strong>in</strong>de ich sehr gut. Da bekommt man<br />
e<strong>in</strong>en besseren Überblick über Details, wie das Studium aufgebaut ist,<br />
wie e<strong>in</strong> <strong>Bachelor</strong>-Abschluss zu werten ist. Das ist doch das, womit ich<br />
zurzeit am meisten die Schwierigkeit habe, weil ich da e<strong>in</strong>fach zu<br />
wenig Informationen habe. Ich me<strong>in</strong>e, ich würde ke<strong>in</strong>en <strong>Bachelor</strong>-<br />
Absolventen von vornhere<strong>in</strong> ausschließen, z. B. für e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>stiegsprogramm<br />
oder e<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong>ee-Programm im Sales-Bereich. Das müsste<br />
man sich genauer anschauen, wenn man mal wieder e<strong>in</strong> Programm<br />
e<strong>in</strong>führen würde ...“<br />
Für die Studierenden ist von großer Bedeutung, wie die neuen<br />
Studienabschlüsse beim E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den öffentlichen Dienst e<strong>in</strong>gestuft<br />
werden. Kontroverse Reaktionen hat e<strong>in</strong> im Herbst 2004 vorgelegter<br />
Entwurf zur Revision des Beamtendienstrechts hervorgerufen:<br />
Demnach sollen nur die Absolventen der neuen <strong>Master</strong>-<br />
<strong>Studiengänge</strong> an <strong>Universität</strong>en, wie zuvor die <strong>Universität</strong>sabsolventen<br />
generell, auf der obersten Stufe (A-wertig) e<strong>in</strong>gestuft werden.<br />
Dagegen sollen die <strong>Master</strong>-Absolventen von Fachhochschulen<br />
sowie die <strong>Bachelor</strong>-Absolventen beider Hochschulen auf der<br />
zweiten Stufe (B-wertig) e<strong>in</strong>gestuft werden, wie das zuvor generell<br />
für Fachhochschulabsolventen galt. Dies wird als e<strong>in</strong>e Entwertung<br />
e<strong>in</strong>es <strong>Master</strong>-Studiums an Fachhochschulen sowie als<br />
e<strong>in</strong>e Entmutigung empf<strong>und</strong>en, nach e<strong>in</strong>em universitären <strong>Bachelor</strong><br />
<strong>in</strong>s Beschäftigungssystem überzugehen.<br />
Seitens der Privatwirtschaft wird demgegenüber betont, dass<br />
die erforderliche Studiendauer für die Entlohnung von großer<br />
Bedeutung sei, aber kaum Unterschiede vorgenommen würden<br />
zwischen <strong>Universität</strong>s- <strong>und</strong> Fachhochschulabsolventen, die <strong>Studiengänge</strong><br />
mit gleicher erforderlicher Studiendauer durchliefen.<br />
Im Gegensatz zu manchen anderen europäischen Ländern wurden<br />
<strong>in</strong> Österreich kaum skeptische Stimmen gegenüber e<strong>in</strong>em<br />
universitären <strong>Bachelor</strong> laut.<br />
E<strong>in</strong>ige Repräsentanten von Unternehmen betonten, dass sie<br />
von der neuen Studiengangsstruktur erwarteten, dass Studierende,<br />
die im alten System das Studium abgebrochen hätten, im<br />
neuen System e<strong>in</strong>en <strong>Bachelor</strong> erreichen würden. So me<strong>in</strong>te e<strong>in</strong><br />
Interviewter aus dem Medienbereich:<br />
„Ich glaube, die neue Studiengangsstruktur ist für Österreich gut,<br />
weil wir bisher mit sehr vielen Studienabbrechern konfrontiert s<strong>in</strong>d.<br />
Weil man für die Bakkalaureatsstudien ke<strong>in</strong>e Diplomarbeit verfassen<br />
muss, würde ich sagen, dass auch e<strong>in</strong>e Hürde genommen ist. Da Leute<br />
gerade im journalistischen Bereich drei Jahre studieren, ohne<br />
nebenbei zu arbeiten – das fängt dann später an, wo die Leute dann<br />
<strong>in</strong>teressante Praktika machen. Und ich glaube, dass das zu höheren<br />
Abschlusszahlen führen wird. Dann s<strong>in</strong>d die Qualifikationen e<strong>in</strong>deutig<br />
nachgewiesen <strong>und</strong> verbrieft.“<br />
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