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Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau

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86 Ungarn LÄNDERFALLSTUDIE<br />

schulgesetz schreibt allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Entwurf das <strong>in</strong>dividuelle<br />

Recht e<strong>in</strong>es jeden Studenten auf e<strong>in</strong>e Auslandsstudienphase<br />

fest <strong>und</strong> nennt Möglichkeiten, wie dies im E<strong>in</strong>zelfall auch f<strong>in</strong>anziell<br />

unterstützt werden kann: E<strong>in</strong>erseits s<strong>in</strong>d Studierende<br />

berechtigt, ihren staatlichen Förderzuschuss für die Zeit des Auslandsaufenthalts<br />

mitzunehmen. Andererseits gibt es auch die<br />

Möglichkeit, für den Fall, dass die gastgebende Hochschule Studiengebühren<br />

verlangt, den entsprechenden staatlichen Anteil für<br />

die F<strong>in</strong>anzierung des ungarischen Studienplatzes für die Periode<br />

des Auslandsaufenthalts an die Gasthochschule zu transferieren<br />

<strong>und</strong> mit den Studiengebühren zu verrechnen.<br />

Die Prüfungsanforderungen waren <strong>in</strong> der Vergangenheit studiengangsspezifisch<br />

<strong>in</strong> den jeweiligen Qualifizierungsanforderungen<br />

geregelt. Im Unterschied dazu enthalten die neuen Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Kompetenzrichtl<strong>in</strong>ien ke<strong>in</strong>erlei Prüfungsvorgaben,<br />

so dass die Hochschulen nun autonom über die Prüfungsgestaltung<br />

entscheiden können. E<strong>in</strong> Interviewpartner berichtete <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang, dass mit den anderen Dekanen der wichtigsten<br />

Fakultäten des entsprechenden Studiengangs vere<strong>in</strong>bart<br />

wurde, dass die Prüfungen „öffentlich“ se<strong>in</strong> sollen, also die Dekane<br />

sich wechselseitig zu den Prüfungen e<strong>in</strong>laden, um so Qualität,<br />

Vergleichbarkeit <strong>und</strong> wechselseitige Anerkennung zu ermöglichen.<br />

Im Entwurf des neuen Hochschulgesetzes ist vorgesehen, dass<br />

jedem Absolventen, auf Antrag, unentgeltlich e<strong>in</strong> Diploma Supplement<br />

(ab 2005 sowohl <strong>in</strong> ungarischer als auch <strong>in</strong> englischer<br />

Sprache) ausgestellt werden muss.<br />

Neben dem Titel <strong>und</strong> der Diszipl<strong>in</strong> wird <strong>in</strong> der Diplomurk<strong>und</strong>e<br />

auch die Spezialisierung angegeben, wenn sie m<strong>in</strong>destens 15 Prozent<br />

der Gesamtanzahl der Credits ausmacht.<br />

9. Folgen für den Studienverlauf<br />

Es ist derzeit noch schwer zu prognostizieren, welche Folgen die<br />

Studienstrukturreform für den Studienverlauf der Studierenden<br />

haben wird. E<strong>in</strong>erseits werden <strong>in</strong> bestimmten <strong>Studiengänge</strong>n<br />

an Colleges, die früher sechssemestrig waren <strong>und</strong> nun siebensemestrig<br />

s<strong>in</strong>d, die Studienzeiten verlängert. Experten gehen<br />

jedoch davon aus, dass im Durchschnitt (bezogen auf alle <strong>Bachelor</strong>-<br />

<strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>) die Studienzeit um etwa 15 bis 20<br />

Prozent s<strong>in</strong>ken wird. Weiterh<strong>in</strong> gibt es <strong>in</strong> Ungarn derzeit ke<strong>in</strong>e<br />

offiziellen Statistiken, wie viele Studierende nebenbei arbeiten<br />

<strong>und</strong> de facto als Teilzeitstudierende verstanden werden müssen.<br />

Auch wurden bislang ke<strong>in</strong>e Überlegungen darüber angestellt,<br />

wie das Verhältnis von Vollzeit- zu Teilzeitstudierenden durch die<br />

Studienstrukturreform bee<strong>in</strong>flusst werden wird. Es gibt jedoch<br />

große Hoffnungen, dass durch die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Zwischenabschlusses<br />

<strong>und</strong> durch die Reduktion der Theorie <strong>in</strong> der ersten Studienphase<br />

die Studienabbrecherquote gesenkt werden kann, die<br />

beispielsweise <strong>in</strong> dem <strong>in</strong> unsere Fallstudie e<strong>in</strong>bezogenen technischen<br />

Fachbereich (<strong>Universität</strong>) ziemlich hoch ist.<br />

10. Folgen für den Berufse<strong>in</strong>stieg <strong>und</strong> -weg der Absolventen<br />

Auf Seiten der Hochschulschulangehörigen <strong>und</strong> der Studierendenvertretung<br />

gab es e<strong>in</strong>e weitgehend e<strong>in</strong>heitliche E<strong>in</strong>schätzung,<br />

dass die Reform der Studienstrukturen die Hochschulbildung<br />

näher an die Qualifikationsanforderungen des Arbeitsmarktes<br />

heranführe. Die Argumentation lautet im Wesentlichen,<br />

dass die Arbeitsplätze <strong>in</strong> der Industrie eher e<strong>in</strong> <strong>Bachelor</strong>-Qualifikationsniveau<br />

erforderlich machten <strong>und</strong> die <strong>Universität</strong>en, <strong>in</strong>sbesondere<br />

nach dem drastischen Anstieg der Studierendenzahlen,<br />

e<strong>in</strong>e Überproduktion von Hochqualifizierten leisten würden, wie<br />

folgender Interviewauszug exemplarisch zeigt:<br />

„We have four, five times more students than we had ten years ago, we<br />

cannot provide them with five year programmes and then they will go<br />

to the labour market with more knowledge than the labour market<br />

requires. So we would like to give them a choice: whether they would<br />

like to go after three years to the labour market or study further and<br />

then they will get more <strong>in</strong>-depth knowledge and then they can select<br />

between other types of occupations. An eng<strong>in</strong>eer who will design<br />

very complex technology or mach<strong>in</strong>ery equipment will need def<strong>in</strong>itely<br />

five years of education. But thatęs just five percent of the students.<br />

95 percent will <strong>in</strong> no case need that type of knowledge.“<br />

Auch die flexibleren E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Ausstiegsmöglichkeiten <strong>in</strong> der<br />

neuen Studienstruktur <strong>und</strong> die erhöhte Durchlässigkeit, die nun<br />

auch College-Absolventen weit bessere Möglichkeiten des Weiterstudierens<br />

eröffnet, werden <strong>in</strong>sbesondere im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

Notwendigkeit des lebenslangen Lernens hoch bewertet.<br />

In den Interviews mit der Beschäftigerseite, die noch unzureichend<br />

über die neuen Studienstrukturen <strong>in</strong>formiert ist, wurde<br />

deutlich, dass der <strong>Bachelor</strong>-Abschluss weitgehend mit dem jetzigen<br />

College-Abschluss gleichgestellt wird, <strong>in</strong>sbesondere deswegen,<br />

weil gerade <strong>in</strong> den technischen Fächern <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

auch <strong>Universität</strong>en e<strong>in</strong>e College-ähnliche Ausbildung angeboten<br />

haben.<br />

Die Arbeitsmarktakzeptanz von <strong>Bachelor</strong>-Absolventen <strong>in</strong> den<br />

technischen Fächern kann daher relativ gut abgeschätzt werden,<br />

wenn man den Vergleich mit den jetzigen College-Abschlüssen<br />

heranzieht, bedenkt man, dass <strong>in</strong> diesem Fall ke<strong>in</strong>e Beschneidung<br />

des Lehrstoffes, sondern im Gegenteil, e<strong>in</strong> größerer Spielraum für<br />

längere Praxisphasen geschaffen <strong>und</strong> die theoretische Ausbildung<br />

erweitert wurde.<br />

Das erste, von uns befragte Unternehmen ist im Bereich der<br />

Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien tätig, beim<br />

zweiten handelt es sich um e<strong>in</strong> Unternehmen der Pharma<strong>in</strong>dustrie.<br />

Der Vertreter des Arbeitgeberverbands ist Leiter e<strong>in</strong>er<br />

Hauptabteilung, die sich mit Strategieplanung <strong>und</strong> Logistik im<br />

Transportwesen beschäftigt. Alle drei Gesprächspartner kommen<br />

also aus Unternehmen, die e<strong>in</strong>e sehr wissens<strong>in</strong>tensive Produktion<br />

aufweisen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en hohen Anteil an Akademikern beschäftigen.<br />

Alle Unternehmen beschäftigen überwiegend Absolventen<br />

von <strong>Universität</strong>en, aber auch von Colleges <strong>und</strong> machen im Gr<strong>und</strong>e<br />

ke<strong>in</strong>en Unterschied zwischen <strong>Universität</strong>s- <strong>und</strong> College-Absolventen.<br />

Lediglich <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>stiegspositionen gibt es ger<strong>in</strong>gfügige<br />

Gehaltsunterschiede, die sich im Laufe des Berufslebens jedoch

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