Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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58 Norwegen LÄNDERFALLSTUDIE<br />
6.3 Norwegen<br />
Barbara M. Kehm, Agnete Vabö<br />
1. E<strong>in</strong>leitung: Übersicht zum norwegischen Hochschulsystem<br />
Das norwegische Hochschulsystem besteht aus fünf Typen von<br />
E<strong>in</strong>richtungen:<br />
+ sechs Volluniversitäten;<br />
+ sechs monodiszipl<strong>in</strong>äre Hochschulen (z. B. für Wirtschaft, für<br />
Agrikultur);<br />
+ 25 Colleges mit kürzeren <strong>und</strong> eher praxisorientierten Studienangeboten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verhältnismäßig breiten Spektrum von<br />
Fächern (z. B. Lehramt, Ingenieurwissenschaften, Krankenpflege,<br />
Sozialarbeit;<br />
+ zwei nationale Kunstakademien;<br />
+ 29 private Hochschulre<strong>in</strong>richtungen.<br />
Unter bestimmten Voraussetzungen (z. B. Infrastruktur, Promotionsrecht<br />
<strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens vier bis fünf Fächern, wissenschaftliche<br />
Leistungen, Drittmittelbilanz etc.) können Colleges im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>es recht aufwändigen Antragsverfahrens <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />
genauen Prüfung zu <strong>Universität</strong>en ernannt werden. Dies ist (als<br />
E<strong>in</strong>zelfall) an der Hochschule gelungen, die uns als zweite Fallstudie<br />
diente.<br />
Fast alle Hochschule<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d staatlich. Unter den<br />
privaten Hochschulen ist vor allem die norwegische School of<br />
Management mit mehr als 10.000 Studierenden zu nennen.<br />
Im Frühjahr 2004 gab es r<strong>und</strong> 210.000 Studierende, davon<br />
+ 41,1 Prozent an den Colleges,<br />
+ etwa 33,5 Prozent an den staatlichen <strong>Universität</strong>en,<br />
+ etwa zehn Prozent an privaten Hochschulen,<br />
+ 3,3 Prozent an den monodiszipl<strong>in</strong>ären Hochschulen,<br />
+ darüber h<strong>in</strong>aus befanden sich knapp zehn Prozent der norwegischen<br />
Studierenden im Ausland.<br />
Das norwegische Hochschulsystem ist traditionell nach dem<br />
Humboldtschen Modell gestaltet <strong>und</strong> dem deutschen Hochschulsystem<br />
verhältnismäßig ähnlich. Die Colleges s<strong>in</strong>d mit den deutschen<br />
Fachhochschulen vergleichbar, auch wenn das an ihnen<br />
angebotene Fächerspektrum <strong>in</strong>sgesamt breiter ist. Studiengebühren<br />
werden nicht erhoben <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d auch derzeit nicht <strong>in</strong> der<br />
Diskussion.<br />
Vor Beg<strong>in</strong>n des Bologna-Prozesses gab es<br />
+ vierjährige <strong>Studiengänge</strong>, die mit dem cand.mag.-Grad<br />
abschlossen <strong>und</strong><br />
+ fünf- bis siebenjährige <strong>Studiengänge</strong>, bzw. auf dem cand.mag.<br />
aufbauende zwei- bis dreijährige <strong>Studiengänge</strong>, die mit dem<br />
Grad e<strong>in</strong>es candidatus oder Ingenieurs abschlossen.<br />
Mit dem Bologna-Prozess ist e<strong>in</strong>e Umstellung von e<strong>in</strong>er überwiegenden<br />
4+2- bzw. 4+3-Struktur auf e<strong>in</strong>e 3+2-Struktur vorgesehen.<br />
Die mit der Unterzeichnung der Bologna-Erklärung verb<strong>und</strong>ene<br />
Selbstverpflichtung zur E<strong>in</strong>führung von <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<br />
<strong>Studiengänge</strong>n wurde <strong>in</strong> Norwegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e größere, als umfassend<br />
verstandene Reform e<strong>in</strong>gebettet, die als „Higher Education<br />
Quality Reform“ bezeichnet wird. Mit dieser Reform sollen – auch<br />
durch e<strong>in</strong>e größere Autonomie der Hochschulen <strong>und</strong> die Stärkung<br />
der Hochschulleitung – mehr Effizienz, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e stärkere<br />
Internationalisierung erreicht werden. Zu diesem Zweck wurde<br />
zu Beg<strong>in</strong>n des Jahres 2003 die Norwegian Agency for Quality<br />
Assurance <strong>in</strong> Education (NOKUT) gebildet, de zuständig ist für<br />
Qualitätssicherung, Akkreditierung <strong>und</strong> Kriterienentwicklung<br />
für <strong>in</strong>stitutionelle Audits, neue didaktische Methoden <strong>und</strong> Anerkennungsfragen.<br />
Die Interviewten stellten zumeist e<strong>in</strong>e so enge Verb<strong>in</strong>dung<br />
zwischen der E<strong>in</strong>führung von <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-Abschlüssen<br />
<strong>und</strong> Elementen e<strong>in</strong>er Reform zur Qualitätssteigerung her, dass<br />
die E<strong>in</strong>führung gestufter <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> Abschlüsse weniger<br />
als Reform sui generis, sondern eher als <strong>in</strong>tegraler Bestandteil der<br />
Qualitätsreform ersche<strong>in</strong>t.<br />
2. Die sich abzeichnende Logik des gestuften Systems<br />
von <strong>Studiengänge</strong>n<br />
Die fast flächendeckende E<strong>in</strong>führung der <strong>Bachelor</strong>-<strong>Master</strong>-Struktur<br />
wurde per Gesetz (Universities and College Act) im Herbst<br />
2003 beschlossen. Sie folgt überwiegend der 3+2-Struktur. Ausgenommen<br />
wurden e<strong>in</strong>ige der längeren professionellen <strong>Studiengänge</strong><br />
(Theologie, Psychologie, Mediz<strong>in</strong>, Veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>) <strong>und</strong><br />
die staatlich regulierten vierjährigen Lehramtsstudiengänge. Für<br />
Studierende <strong>in</strong> den <strong>Studiengänge</strong>n mit traditionellen Abschlüssen<br />
wurde e<strong>in</strong>e Übergangsphase bis zum Herbst 2005 geschaffen,<br />
während der es <strong>in</strong> den meisten Fächern möglich ist, den vorherigen<br />
niedrigeren Grad des cand.mag mit e<strong>in</strong>em <strong>Master</strong>-Abschluss<br />
zu komb<strong>in</strong>ieren. Ab dem W<strong>in</strong>tersemester 2003/04 konnten sich<br />
neue Studierende nur <strong>in</strong> <strong>Bachelor</strong>- oder <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> e<strong>in</strong>schreiben.<br />
Als Regel ist e<strong>in</strong> direkter Übergang vom <strong>Bachelor</strong>- <strong>in</strong> das<br />
<strong>Master</strong>-Studium vorgesehen. Für die Zulassung zum <strong>Master</strong>-Studium<br />
s<strong>in</strong>d über e<strong>in</strong>en <strong>Bachelor</strong>-Abschluss h<strong>in</strong>aus<br />
+ die fachliche Aff<strong>in</strong>ität zwischen <strong>Bachelor</strong> <strong>und</strong> <strong>Master</strong> <strong>und</strong><br />
+ e<strong>in</strong>e bestimmte Note des Studienabschlusses (jeweils unterschiedlich<br />
für die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>)