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Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau

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STAND DER EINFÜHRUNG<br />

4.9.2 Die Sicht der Beschäftiger<br />

In unseren Vergleichsländern gab es auf der Beschäftigerseite<br />

noch ke<strong>in</strong>e tatsächlichen Erfahrungen mit der Beschäftigung von<br />

<strong>Bachelor</strong>-Absolventen. Trotz aller Unsicherheiten waren aber<br />

auch positive E<strong>in</strong>schätzungen über die kommenden <strong>Bachelor</strong>-<br />

Absolventen zu hören. Erwartet wird, dass es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mittleren<br />

Bereich zwischen den Facharbeiterpositionen <strong>und</strong> den hochqualifizierten<br />

Positionen im Management <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Forschung <strong>und</strong><br />

Entwicklung durchaus e<strong>in</strong>en Platz für <strong>Bachelor</strong>-Absolventen –<br />

auch von den <strong>Universität</strong>en – geben wird. E<strong>in</strong>e Befragung der<br />

österreichischen Industriellenvere<strong>in</strong>igung unter ihren Mitgliedern<br />

im Jahre 2003 ergab ebenfalls, dass nur 16 Prozent der<br />

Befragten die E<strong>in</strong>führung von <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n an <strong>Universität</strong>en<br />

ablehnten. Die übrigen befürworteten die E<strong>in</strong>führung.<br />

Zwar werden sich <strong>in</strong> den meisten Fällen die E<strong>in</strong>stiegsgehälter<br />

für <strong>Master</strong>-Absolventen von denen der <strong>Bachelor</strong>-Absolventen<br />

unterscheiden; diese können sich aber im Laufe der Zeit nivellieren.<br />

Wichtig sei, so wurde häufig betont, welche Kompetenzen<br />

e<strong>in</strong> <strong>Bachelor</strong>-Absolvent mitbr<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> welche Performanz sichtbar<br />

werde. Aus der Sicht der Beschäftiger soll e<strong>in</strong> <strong>Bachelor</strong>-Absolvent<br />

Gr<strong>und</strong>- oder Kernqualifikationen für e<strong>in</strong>en Beruf oder e<strong>in</strong><br />

Tätigkeitsfeld mitbr<strong>in</strong>gen, wesentliche Schlüsselqualifikationen<br />

besitzen <strong>und</strong> je nach Branche auch e<strong>in</strong>en gewissen Grad an Spezialisierung<br />

aufweisen. In e<strong>in</strong>igen Bereichen ersche<strong>in</strong>en auch<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Qualifikationen <strong>in</strong>teressant. Alles Weitere hängt<br />

von der Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> der Bereitschaft zur ständigen<br />

Weiterbildung ab. Im Wesentlichen ist also die <strong>in</strong>haltliche Gestaltung<br />

des <strong>Bachelor</strong>-Studiums für e<strong>in</strong>en gel<strong>in</strong>genden Berufse<strong>in</strong>stieg<br />

<strong>und</strong> den weiteren Karriereweg ausschlaggebend.<br />

Deutlich wurde <strong>in</strong> unseren Befragungen der Beschäftigerseite<br />

auch, dass im privaten Sektor eher nach Funktion <strong>und</strong> Kompetenz<br />

bezahlt wird, so dass nach e<strong>in</strong>igen Jahren Berufserfahrung<br />

der Abschluss nicht mehr so sehr <strong>in</strong>s Gewicht fällt. Im öffentlichen<br />

Sektor sche<strong>in</strong>t dies jedoch zum Teil anders auszusehen. Der Entwurf<br />

für e<strong>in</strong> neues Beamtendienstrecht <strong>in</strong> Österreich sieht zum<br />

Beispiel vor, dass alle <strong>Bachelor</strong>-Absolventen – sowohl von den <strong>Universität</strong>en<br />

als auch von den Fachhochschulen – die niedrigere B-<br />

E<strong>in</strong>stufung erhalten.<br />

4.9.3 Aktivitäten der Hochschulen<br />

In e<strong>in</strong>igen der von uns untersuchten Länder, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Norwegen<br />

<strong>und</strong> Ungarn, bemühen sich die Hochschulen darum, Aufklärungs-<br />

<strong>und</strong> Informationsarbeit h<strong>in</strong>sichtlich der Kompetenzen<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten von <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-Absolventen zu leisten.<br />

Zum Teil dient auch das Diploma Supplement oder e<strong>in</strong><br />

„record of competences“ dazu, größere Transparenz zu schaffen<br />

<strong>und</strong> wird von den potenziellen Beschäftigern sehr begrüßt. In<br />

Ungarn wurde von der Beschäftigerseite e<strong>in</strong>e größere Öffnung<br />

der <strong>Universität</strong>en wahrgenommen, die nun verstärkt Kontakt zu<br />

Unternehmen suchten <strong>und</strong> sich für deren Qualifikationsbedarf<br />

<strong>in</strong>teressierten. In Norwegen wurde über die bereits länger bestehenden<br />

„career centres“ h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e nationale Organisation,<br />

„Norway Open<strong>in</strong>g Universities“, gegründet, die u. a. die Aufgabe<br />

hat, Beschäftiger von Hochschulabsolventen <strong>und</strong> die Gesellschaft<br />

im allgeme<strong>in</strong>en über die Kompetenzen der Absolventen mit den<br />

neuen Abschlüssen zu <strong>in</strong>formieren. Darüber h<strong>in</strong>aus werben<br />

Hochschulen zunehmend mehr <strong>in</strong> den Massenmedien für ihre<br />

<strong>Studiengänge</strong>. In Frankreich werden Vertreter der Praxis für<br />

Lehraufträge an <strong>Universität</strong>en rekrutiert <strong>und</strong> Arbeitgeber um e<strong>in</strong><br />

Feed-back über ihre Erfahrungen mit den Absolventen gebeten.<br />

Verallgeme<strong>in</strong>ernd kann festgehalten werden, dass es ke<strong>in</strong>en<br />

quantifizierbaren Bedarf an <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-Absolventen<br />

gibt, sondern – wie e<strong>in</strong> ungarischer Beschäftiger me<strong>in</strong>te – die Personalstruktur<br />

<strong>in</strong> den Unternehmen eher das vom Hochschulsystem<br />

produzierte Angebot an Absolventen widerspiegelt. Wenn<br />

erst e<strong>in</strong>mal zwei oder drei Kohorten von Absolventen mit den<br />

neuen Abschlüssen auf den Arbeitsmarkt gekommen s<strong>in</strong>d, so die<br />

Sicht e<strong>in</strong>es norwegischen <strong>Universität</strong>srektors, dann wissen die<br />

Beschäftiger die E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten auch besser e<strong>in</strong>zuschätzen.<br />

Zum augenblicklichen Zeitpunkt besteht die weitaus größte<br />

Unklarheit über die universitären <strong>Bachelor</strong>-Absolventen.<br />

Mit der E<strong>in</strong>führung gestufter <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -abschlüsse <strong>in</strong><br />

ganz Europa ist auch die Erleichterung der beruflichen Mobilität<br />

mitgedacht. Zwar wird diese weniger stark betont als die Erleichterung<br />

der studentischen Mobilität, doch wurde <strong>in</strong> den Interviews<br />

mit der Beschäftigerseite mehrfach auch auf diesen Aspekt<br />

h<strong>in</strong>gewiesen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e verstärkte berufliche Mobilität als positive<br />

Erwartung formuliert.<br />

4.10 Fazit <strong>und</strong> nationale Besonderheiten<br />

4.10.1 Fazit<br />

Die Systemlogik<br />

In unseren Vergleichsländern lässt sich zurzeit ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />

Systemlogik bezüglich der gestuften <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -<br />

abschlüsse feststellen. Dies bezieht sich zunächst auf die Breite<br />

<strong>und</strong> Zügigkeit der E<strong>in</strong>führung. Von e<strong>in</strong>er durchgängig flächendeckenden<br />

E<strong>in</strong>führung der <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-Struktur kann<br />

momentan noch nicht gesprochen werden. Auch <strong>in</strong> der<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit der Umsetzung der Studienstrukturreformen<br />

unterscheiden sich die von uns untersuchten Länder deutlich<br />

vone<strong>in</strong>ander. Am weitesten fortgeschritten s<strong>in</strong>d Norwegen <strong>und</strong><br />

die Niederlande.<br />

Die une<strong>in</strong>heitliche Systemlogik bezieht sich aber auch auf die<br />

Dauer von <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n. Selbst wenn <strong>in</strong><br />

vielen Fällen das Gr<strong>und</strong>modell von drei plus zwei Jahren <strong>und</strong> 180<br />

plus 120 Credits zugr<strong>und</strong>e liegt, wird für e<strong>in</strong>e Reihe von Fächern,<br />

die wiederum von Land zu Land unterschiedlich s<strong>in</strong>d, davon<br />

abgewichen <strong>und</strong> wird e<strong>in</strong>e weitere Zahl von Fächern gänzlich<br />

vom gestuften System ausgeschlossen. Obwohl geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> angenommen<br />

wird, dass das angelsächsische Modell für die E<strong>in</strong>führung<br />

der gestuften <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> Abschlüsse Pate gestanden<br />

hat, liegt dem Studiengangssystem sowie den Funktionen von<br />

<strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n im Vere<strong>in</strong>igten Königreich<br />

e<strong>in</strong>e ganz eigene Logik zugr<strong>und</strong>e, die nur begrenzt mit dem im<br />

Entstehen begriffenen kont<strong>in</strong>entaleuropäischen Modell kompatibel<br />

ist.<br />

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