Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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60 Norwegen LÄNDERFALLSTUDIE<br />
<strong>Universität</strong> als e<strong>in</strong> Beispiel herangezogen werden. Dort wurden<br />
<strong>in</strong> jeder Fakultät Studiengangskoord<strong>in</strong>atoren für die neuen <strong>Studiengänge</strong><br />
ernannt. Geme<strong>in</strong>sam mit dem Studiendekan (dieses<br />
Amt wurde bereits e<strong>in</strong>ige Zeit früher e<strong>in</strong>geführt) bilden sie e<strong>in</strong><br />
Steuerungskomitee. Die unterhalb der Fakultätsebene angesiedelten<br />
Fachbereiche, die nunmehr stärker <strong>in</strong> die Fakultäten e<strong>in</strong>geordnet<br />
s<strong>in</strong>d, bedienen die <strong>Studiengänge</strong> mit Bildungsdienstleistungen<br />
<strong>in</strong> Form von Modulen oder auch ganzen <strong>Studiengänge</strong>n.<br />
Die Fachbereiche bleiben weiterh<strong>in</strong> verantwortlich für das Studium,<br />
die Forschung <strong>und</strong> die Verwaltung, während die <strong>Studiengänge</strong><br />
selbst nun <strong>in</strong> der Verantwortung der Fakultät liegen. Die<br />
Studiendekane koord<strong>in</strong>ieren nunmehr die Tätigkeit der verschiedenen<br />
Programmkomitees <strong>und</strong> sorgen <strong>in</strong> Kooperation mit den<br />
Programmkoord<strong>in</strong>atoren dafür, dass das Studienangebot e<strong>in</strong>es<br />
Studiengangs kapazitär abgedeckt ist. Wenn sich z. B. e<strong>in</strong> Studiengang<br />
aus Modulen zusammensetzt, die von verschiedenen<br />
Fachbereichen angeboten werden, erfordert dies beträchtliche<br />
Koord<strong>in</strong>ierungsleistungen. Der Studiendekan ist außerdem für<br />
Kontakte <strong>und</strong> Informationsflüsse zwischen Fakultät <strong>und</strong> Hochschulleitung<br />
sowie Hochschulverwaltung zuständig. Sowohl auf<br />
der zentralen Ebene als auch auf der Ebene der Fakultäten wurden<br />
neue Verwaltungspositionen geschaffen, um die E<strong>in</strong>führung<br />
der <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> das im Rahmen der<br />
Gesamtreform erforderliche Qualitätssystem zu sichern. Da die<br />
neuen <strong>Studiengänge</strong> außerdem h<strong>in</strong>sichtlich der Betreuung, Beratung<br />
<strong>und</strong> Information der Studierenden (<strong>in</strong>kl. follow up) aufwändiger<br />
s<strong>in</strong>d als die alten, wurde e<strong>in</strong>e beträchtliche Zahl befristeter<br />
Stellen für die Lehre geschaffen. Dazu muss angemerkt werden,<br />
dass alle norwegischen Hochschulen vom zuständigen M<strong>in</strong>isterium<br />
zusätzliche F<strong>in</strong>anzmittel erhalten haben, um die Qualitätsreform<br />
umzusetzen; diese können auch zur E<strong>in</strong>führung der neuen<br />
<strong>Studiengänge</strong> verwendet werden. So hat die <strong>Universität</strong> Oslo für<br />
das Jahr 2003 etwa drei Millionen Euro zusätzliche Mittel vom<br />
M<strong>in</strong>isterium erhalten, wovon sie die Hälfte für die Erweiterung<br />
der Lehrkapazität im Rahmen der neuen <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<br />
<strong>Studiengänge</strong> verwendet, um den höheren Anforderungen an<br />
die Betreuung der Studierenden zu entsprechen.<br />
Nach Aussagen des Rektors unserer Fallstudien-<strong>Universität</strong><br />
wird das traditionelle Konzept der E<strong>in</strong>heit von Forschung <strong>und</strong> Lehre<br />
noch sehr stark vertreten. E<strong>in</strong>ige Fachbereiche seien jedoch<br />
stark unter Druck geraten, für die neuen <strong>Studiengänge</strong> mehr Lehrangebote<br />
bereitzustellen. Dafür habe man zusätzliches Lehrpersonal<br />
ohne Forschungsaufgaben e<strong>in</strong>gestellt. Er selbst versuche, diesem<br />
Trend Grenzen zu setzen, aber es gebe e<strong>in</strong>e Reihe von Gründen,<br />
solche Leute e<strong>in</strong>zustellen. Die <strong>Universität</strong> würde auch Lehrpersonal<br />
von außen e<strong>in</strong>stellen, um praktische Anteile zu unterrichten,<br />
jedoch sollte <strong>in</strong> allen neuen <strong>Studiengänge</strong>n weiterh<strong>in</strong> das forschungsaktive<br />
Lehrpersonal e<strong>in</strong>e tragende Rolle spielen.<br />
An der untersuchten <strong>Universität</strong> haben sich die <strong>in</strong>terne Organisation<br />
<strong>und</strong> das Zusammenwirken zwischen Hochschulleitung,<br />
Fakultät <strong>und</strong> Fachbereichen stark verändert. Für die Leitung der<br />
Hochschule als Ganzes s<strong>in</strong>d das Board <strong>und</strong> der Rektor zuständig.<br />
In den Fakultäten haben die Deans (Dekane) die Entscheidungsmacht;<br />
sie können auf Vorschläge der Fachbereichsleiter <strong>und</strong> der<br />
Prodekane reagieren. Wie bereits ausgeführt, s<strong>in</strong>d die Fakultäten<br />
für die Koord<strong>in</strong>ation der <strong>Studiengänge</strong> zuständig. An e<strong>in</strong>igen<br />
Fachbereichen treffen sich wöchentlich die Angehörigen des so<br />
genannten Fakultätsmanagements, zu dem der Dekan, die beiden<br />
Prodekane, der Fachbereichsleiter <strong>und</strong> der Verwaltungsleiter<br />
gehören. Auf diesem Treffen fallen die wichtigsten Entscheidungen.<br />
Dennoch berichtete e<strong>in</strong>er der beiden von uns <strong>in</strong>terviewten<br />
Dekane, dass e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Zahl von Personen mehr managerielle<br />
Arbeit leisten müsse. Auch die Fachbereichsleiter, die aus den<br />
Reihen der Professoren des Fachbereichs rekrutiert werden, s<strong>in</strong>d<br />
für e<strong>in</strong>en Zeitraum von vier Jahren als vollzeitliche Manager<br />
angestellt.<br />
5. E<strong>in</strong>schätzungen der Rollen der wichtigsten Akteure <strong>und</strong><br />
Interessenten<br />
Die sehr lange Studiendauer <strong>und</strong> Probleme <strong>in</strong> der Qualität von<br />
Studium <strong>und</strong> Lehre <strong>in</strong> Norwegen gaben seit Mitte der 1980er Jahre<br />
Anlass zur Sorge. Die wachsende Nachfrage nach Studienplätzen<br />
<strong>und</strong> der gleichzeitige Anstieg <strong>in</strong> der Zahl nicht bestandener<br />
Abschlussprüfungen hatten weiteren Gr<strong>und</strong> zur Kritik gegeben.<br />
Für das Bildungsm<strong>in</strong>isterium präsentierte der Bologna-Prozess<br />
e<strong>in</strong>en willkommenen Anlass, die alte Studienstruktur abzuschaffen<br />
<strong>und</strong> durch e<strong>in</strong> neues System von Abschlüssen zu ersetzen, von<br />
dem man hoffte, es sei effizienter <strong>und</strong> besser geeignet, die Anforderungen<br />
an e<strong>in</strong> Massensystem zu erfüllen. Daneben legte der<br />
Wunsch, stärker <strong>in</strong> den europäischen Studentenaustauschprogrammen<br />
vertreten zu se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Anpassung an europäische Standards<br />
von <strong>Studiengänge</strong>n <strong>und</strong> Abschlüssen nahe. H<strong>in</strong>zu kam die<br />
Überzeugung, dass diese Struktur auch gegenüber dem Arbeitsmarkt<br />
<strong>und</strong> anderen gesellschaftlichen Ansprüchen eher bedarfsgerecht<br />
sei.<br />
So erfuhr die Durchführung e<strong>in</strong>er umfassenden qualitätsorientierten<br />
Hochschulreform <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>führung gestufter <strong>Studiengänge</strong><br />
breite Unterstützung aus vielen Kreisen des Bildungssystems.<br />
Doch gab es auch Kritiker, <strong>in</strong>sbesondere aus den Hochschulen.<br />
Deren Argumente können wie folgt zusammengefasst<br />
werden:<br />
+ E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivere Beschäftigung der Wissenschaftler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Wissenschaftler mit den Studierenden <strong>und</strong> mit der Lehre führe<br />
zu verr<strong>in</strong>gertem Zeitaufwand für die Forschung <strong>und</strong> somit<br />
langfristig auch zu e<strong>in</strong>em Qualitätsverlust für Lehre <strong>und</strong> Studium.<br />
+ Die Modulstruktur bewirke e<strong>in</strong>en Verlust der <strong>in</strong>haltlichen Kontrolle<br />
durch die Diszipl<strong>in</strong>en, was sich wiederum negativ auf die<br />
Studien<strong>in</strong>halte <strong>und</strong> die Sozialisation der Studierenden auswirken<br />
dürfte.<br />
+ Modularisierung <strong>und</strong> häufigere Evaluationen stünden im Konflikt<br />
mit der Zeit, die es braucht, e<strong>in</strong> tieferes <strong>und</strong> generelleres Verständnis<br />
der Wissensgr<strong>und</strong>lagen e<strong>in</strong>er Diszipl<strong>in</strong> zu erwerben.<br />
+ In hoch strukturierten Studienprogrammen würden auch Studierende<br />
unterrichtet, deren Motivation zur Teilnahme an