Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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64 Norwegen LÄNDERFALLSTUDIE<br />
<strong>und</strong> dies ohne e<strong>in</strong> zusätzliches Zulassungsverfahren tun können.<br />
Die Erwartung, dass die neuen <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong> deutlich<br />
gesellschaftlich <strong>und</strong> arbeitsmarktrelevant s<strong>in</strong>d, wird sicherlich<br />
nicht durchgängig erfüllt. Die <strong>Universität</strong>en suchen solche<br />
Akzente <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf der Basis selbst entwickelter Konzepte<br />
zu setzen. So kann es nicht überraschen, dass bei manchen <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n<br />
die Beschäftigungsrelevanz eher als Lippenbekenntnis<br />
ersche<strong>in</strong>t <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e deutlich berufliche Akzentsetzung<br />
erst auf der <strong>Master</strong>-Stufe erfolgt.<br />
Die Colleges, an denen die Vorbereitung der Studierenden auf<br />
den Arbeitsmarkt Tradition ist, beteiligten <strong>in</strong> der Regel Vertreter<br />
der Berufspraxis an der Entwicklung der neuen <strong>Studiengänge</strong>.<br />
Der von uns <strong>in</strong>terviewte Dekan der Fakultät für Naturwissenschaften<br />
<strong>und</strong> Technologie an e<strong>in</strong>em norwegischen College, der<br />
selbst viele Jahre <strong>in</strong> der Industrie <strong>und</strong> als Unternehmer tätig war,<br />
berichtete, dass er streng darauf geachtet habe. Er habe vorab<br />
erklärt, er werde <strong>Studiengänge</strong> ablehnen, die nicht <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit Vertretern der Berufspraxis entwickelt worden seien. Auch<br />
g<strong>in</strong>gen mehr als die Hälfte der <strong>Master</strong>-Abschlussarbeiten aus Projekten<br />
hervor, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Unternehmen durchgeführt worden<br />
seien <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam von e<strong>in</strong>em Professor <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Vertreter<br />
aus dem entsprechenden Unternehmen betreut würden.<br />
<strong>Universität</strong>en unternehmen <strong>in</strong> der letzten Zeit neue Schritte,<br />
um den Übergang ihrer Absolventen auf den Arbeitsmarkt zu<br />
erleichtern. So stellte e<strong>in</strong> Fachbereich e<strong>in</strong>e Person mit langjähriger<br />
Berufserfahrung e<strong>in</strong>, die arbeitsmarktrelevante Studienelemente<br />
identifizieren bzw. neu entwickeln soll. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es<br />
auch Beispiele dafür, dass traditionelle praxisorientierte Akzente<br />
aufgegeben werden. In e<strong>in</strong>em Fall fiel e<strong>in</strong> „humanistisches Projektsemester“,<br />
<strong>in</strong> dem die Studierenden potenzielle Praxisfelder<br />
erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> praktische Probleme lösen konnten, der Kürzung<br />
der <strong>Studiengänge</strong> von vier auf drei Jahre zum Opfer.<br />
Da die E<strong>in</strong>führung der gestuften <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -abschlüsse<br />
<strong>in</strong> Norwegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e umfassendere Qualitätsreform e<strong>in</strong>gebettet<br />
ist, wird sehr darauf geachtet, dass Beiträge der neuen <strong>Studiengänge</strong><br />
zu e<strong>in</strong>er Qualitätsverbesserung von Lehre <strong>und</strong> Studium<br />
beitragen. Jede Hochschule ist gehalten, e<strong>in</strong> eigenes System der<br />
Qualitätsförderung zu entwickeln <strong>und</strong> periodisch Evaluationen<br />
vorzunehmen, wieweit die selbst gesetzten Ziele zur Qualitätsverbesserung<br />
realisiert s<strong>in</strong>d. Gängige Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />
<strong>in</strong> den neuen <strong>Studiengänge</strong>n s<strong>in</strong>d:<br />
+ Förderung von Gruppenarbeit,<br />
+ Förderung von problemorientiertem Lernen,<br />
+ Ausbau von schriftlichen Arbeiten,<br />
+ Sicherung e<strong>in</strong>es regelmäßigen Feed-back an die Studierenden,<br />
+ E<strong>in</strong>führung von Portfolios bei der Bewertung des Lernfortschritts.<br />
Viele Hochschulen treffen nunmehr mit den Studierenden<br />
(schriftliche) Vere<strong>in</strong>barungen, die die beiderseitigen Rechte <strong>und</strong><br />
Pflichten regeln. Generell wird angenommen, dass solche Maß-<br />
nahmen, wie auch mehr Betreuung, mehr Informationen, mehr<br />
Kontakt zwischen Lehrenden <strong>und</strong> Studierenden, zur Leistungssteigerung<br />
bei den Studierenden beitragen. Der befragte Rektor<br />
unserer Fallstudien-<strong>Universität</strong> me<strong>in</strong>te allerd<strong>in</strong>gs, dass er angesichts<br />
der Komplexität der vielfältigen Reform<strong>in</strong>itiativen die<br />
Dekane <strong>und</strong> Studiengangskoord<strong>in</strong>atoren aufgefordert habe, primär<br />
auf die Stabilisierung von Kernelementen der neuen <strong>Studiengänge</strong><br />
zu achten.<br />
Schließlich gibt es derzeit <strong>in</strong> Norwegen e<strong>in</strong> großes Interesse<br />
daran, die Zahl der geme<strong>in</strong>sam mit ausländischen Partnerhochschulen<br />
angebotenen „jo<strong>in</strong>t degree programmes“ zu erhöhen.<br />
Dies wird nicht nur seitens des M<strong>in</strong>isteriums ermutigt, sondern<br />
die Hochschulen erhoffen sich davon e<strong>in</strong>e Lösung für das Problem<br />
der nur formalen Anerkennung bzw. Übertragung von im<br />
Ausland erbrachten Studienleistungen, die die Lernergebnisse<br />
<strong>und</strong> den Kompetenzerwerb nicht wirklich beurteilt.<br />
Insgesamt s<strong>in</strong>d die Bologna-Reformen nach Ansicht der Mehrzahl<br />
unserer Interviewpartner e<strong>in</strong> Schritt <strong>in</strong> die richtige Richtung,<br />
„aber die Geschworenen haben noch ke<strong>in</strong> Urteil gefällt“. Es<br />
müsse abgewartet werden, bis die ersten zwei oder drei Kohorten<br />
von Studierenden das neue System durchlaufen haben. Zwar<br />
gebe es viele ermutigende Zeichen, aber auch e<strong>in</strong>e Reihe von<br />
Schwierigkeiten.<br />
8. Besondere Elemente von Studium, Prüfungen <strong>und</strong><br />
Zertifikaten<br />
Mit den gestuften Abschlüssen wurde <strong>in</strong> Norwegen auch das<br />
bestehende Credit System an das europäische ECTS-Modell angepasst.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus wurde e<strong>in</strong> neues System der Notenvergabe<br />
e<strong>in</strong>geführt: Die Notenvergabe von A bis F wurde kont<strong>in</strong>gentiert,<br />
wobei als Faustregel gilt: etwa zehn Prozent der Studierenden<br />
erhalten e<strong>in</strong> A, 25 Prozent e<strong>in</strong> B, 30 Prozent e<strong>in</strong> C, 25 Prozent e<strong>in</strong> D,<br />
zehn Prozent e<strong>in</strong> E, F bedeutet failed, also durchgefallen. Dieses<br />
Prüfungssystem wird allerd<strong>in</strong>gs bisher oft mit Skepsis betrachtet.<br />
Für die Zulassung zu e<strong>in</strong>em <strong>Master</strong>-Studium gilt, dass der<br />
Notendurchschnitt nicht schlechter als C se<strong>in</strong> sollte. Im Falle der<br />
oben genannten Noten-Kont<strong>in</strong>gentierung hätten zwei Drittel<br />
aller <strong>Bachelor</strong>-Absolventen den für die Zulassung zu e<strong>in</strong>em<br />
<strong>Master</strong>-Programm erforderlichen Notendurchschnitt. Geschätzt<br />
wird allerd<strong>in</strong>gs, dass etwa 50 bis 60 Prozent der <strong>Bachelor</strong>-Absolventen<br />
weiterstudieren <strong>und</strong> attraktive <strong>Studiengänge</strong> weitaus<br />
selektiver s<strong>in</strong>d. Bei professionellen <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n wird<br />
seitens des M<strong>in</strong>isteriums die Studienplatzkapazität begrenzt.<br />
Vorgesehen ist auch, dass die neuen <strong>Studiengänge</strong> e<strong>in</strong>e Auslandsstudienphase<br />
enthalten sollen. Dies ist jedoch bisher, wie<br />
später noch diskutiert wird, nur <strong>in</strong> Ansätzen verwirklicht. E<strong>in</strong>e<br />
stärkere Internationalisierung der <strong>Studiengänge</strong> zeigt sich vor<br />
allem dar<strong>in</strong>, dass zunehmend Module oder ganze <strong>Studiengänge</strong><br />
<strong>in</strong> englischer Sprache angeboten werden.<br />
An den norwegischen Hochschulen besteht Konsens, dass Leistungsbewertung<br />
<strong>in</strong>nerhalb der e<strong>in</strong>zelnen Module <strong>und</strong> damit<br />
verb<strong>und</strong>ene Vergabe von Credits die Zwischen- <strong>und</strong> Abschlussprüfungen<br />
nicht ersetzt. Allerd<strong>in</strong>gs verr<strong>in</strong>gert sich das Gewicht<br />
der ehemals wenigen großen Prüfungen unter der Beteiligung