31.10.2012 Aufrufe

Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau

Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau

Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

LÄNDERFALLSTUDIE Österreich<br />

kompetenzen gehen, auch, oder bis zum <strong>Bachelor</strong>-Niveau, e<strong>in</strong>fach<br />

aus der Überlegung heraus, dass diese Kernkompetenzen sich nicht<br />

so schnell ändern, aber ich genau diese Kernkompetenzen brauche,<br />

um dann e<strong>in</strong>e Spezialisierung aufzusetzen, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Spezialisierung,<br />

die wirklich life long, durch das ganze Leben begleitend erfolgt, zum<br />

updaten, als Erneuerung des Wissens, Ergänzung, Verbreiterung des<br />

Wissens, denn ohne diese Kernkompetenzen habe ich es unheimlich<br />

schwer, später quasi spezialisierteres Wissen aufzusetzen.<br />

Die Frage ist, wie weit eben bei der Vermittlung von Kernkompetenzen<br />

Spezialisierung noch Platz hat, <strong>und</strong> ich glaube, das wäre vielleicht<br />

e<strong>in</strong>e adäquate Antwort, die wiederum nur zu geben ist von<br />

Fachbereich zu Fachbereich: Wie viel Kernkompetenz hab ich <strong>in</strong> den<br />

diversen Fachbereichen <strong>und</strong> wie viel Spezialisierung lässt es schon<br />

auf <strong>Bachelor</strong>-Niveau zu? Viel näher ist im Moment, glaube ich, nicht<br />

dranzukommen, aber für mich ist e<strong>in</strong> ganz starker Punkt wirklich.<br />

Wenn man sich anschaut, wie rasant Qualifikation sich entwickelt,<br />

ist, glaube ich, die frühe Spezialisierung nicht die richtige Antwort,<br />

sondern eher die Kernkompetenzen <strong>und</strong> dann die Ergänzung des<br />

Wissens durch Spezialisierung.“<br />

E<strong>in</strong>e Untersuchung, die die Industriellenvere<strong>in</strong>igung unter<br />

ihren Mitgliedern durchgeführt hatte, zeigte, dass<br />

+ 49 Prozent die E<strong>in</strong>führung des <strong>Bachelor</strong> <strong>in</strong> <strong>Universität</strong>en befürworten,<br />

15 Prozent sogar stark befürworten <strong>und</strong> 16 Prozent<br />

ablehnen;<br />

+ 47 Prozent die E<strong>in</strong>führung des <strong>Bachelor</strong> <strong>in</strong> Fachhochschulen<br />

befürworten, sieben Prozent sogar stark befürworten <strong>und</strong> 24<br />

Prozent ablehnen (siehe dazu Pechar 2003, S. 56).<br />

Dies lässt erwarten, dass die eher generellen <strong>Bachelor</strong> von <strong>Universität</strong>en<br />

<strong>in</strong> Österreich nicht auf größere Probleme auf dem<br />

Arbeitsmarkt stoßen werden als stärker berufsorientierte <strong>Bachelor</strong><br />

von Fachhochschulen.<br />

Insgesamt äußerten sich <strong>in</strong> den Interviews die angesprochenen<br />

Vertreter des Beschäftigungssystems recht positiv über die<br />

E<strong>in</strong>führung gestufter <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -abschlüsse. Ke<strong>in</strong>eswegs<br />

betrachten sie die <strong>Bachelor</strong>-Absolventen als e<strong>in</strong>e Art Studienabbrecher.<br />

Sie versprachen sich <strong>in</strong>sgesamt vom Bologna-Prozess<br />

e<strong>in</strong>e bessere <strong>in</strong>ternationale Vergleichbarkeit der Abschlüsse, e<strong>in</strong>e<br />

Senkung der Studiendauer <strong>und</strong> der -abbrüche, mehr Wahlmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt höhere Systemflexibiltät.<br />

11. Charakteristika der E<strong>in</strong>führung gestufter Abschlüsse <strong>in</strong><br />

Österreich – e<strong>in</strong>e zusammenfassende Betrachtung<br />

Österreich hat durch die Gesetzesnovellierung von 1999 bereits<br />

sehr frühzeitig mit der Umwandlung bestehender <strong>Studiengänge</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> an <strong>Universität</strong>en begonnen,<br />

allerd<strong>in</strong>gs gibt es bis heute ke<strong>in</strong>e zw<strong>in</strong>gende Vorschrift zur<br />

Umwandlung. Lediglich neue <strong>Studiengänge</strong> müssen laut <strong>Universität</strong>sgesetz<br />

2002 <strong>in</strong> der <strong>Bachelor</strong>-<strong>Master</strong>-Struktur e<strong>in</strong>geführt werden.<br />

So f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> Österreich sowohl <strong>in</strong>tra<strong>in</strong>stitutionelle<br />

Unterschiede (e<strong>in</strong>ige Studienrichtungen folgen dem neuen Bakkalaureats-<br />

<strong>und</strong> Magisterschema, andere nicht) als auch <strong>in</strong>ter<strong>in</strong>-<br />

stitutionelle Unterschiede (e<strong>in</strong>e Diszipl<strong>in</strong> folgt an e<strong>in</strong>er Hochschule<br />

dem Bakkalaureats- <strong>und</strong> Magisterschema <strong>und</strong> an e<strong>in</strong>er<br />

anderen wird sie nach wie vor <strong>in</strong> der Diplomstruktur angeboten).<br />

Die Studienstrukturreform f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Österreich zu e<strong>in</strong>er Zeit<br />

statt, <strong>in</strong> der vor allem <strong>Universität</strong>en mit weitreichenden strukturellen<br />

Veränderungen konfrontiert s<strong>in</strong>d. Die <strong>in</strong> weiten Teilen des<br />

Hochschulpersonals zum Teil sehr kontrovers geführten Diskussionen<br />

haben jedoch eher diese strukturellen Veränderungen als<br />

die curricularen Reformen zum Inhalt. In Österreich gibt es zwar<br />

ke<strong>in</strong>e pr<strong>in</strong>zipiellen Vorbehalte gegen die Bologna-Erklärung an<br />

sich, es gibt jedoch sowohl bei den Lehrenden als auch bei den<br />

Studierenden zum Teil Kritik an der Umsetzung der Ziele.<br />

Echte curriculare Reformen im Zuge der Umwandlung traditioneller<br />

<strong>Studiengänge</strong> <strong>in</strong> <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong><br />

haben bislang noch kaum stattgef<strong>und</strong>en, allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d seit dem<br />

Inkrafttreten des neuen <strong>Universität</strong>sgesetzes <strong>Studiengänge</strong> mit<br />

neuen Akzenten weit häufiger bemerkbar.<br />

Die flankierenden Elemente der neuen <strong>Studiengänge</strong> wie Credits,<br />

Workload-Ansatz, Akkumulationslogik <strong>und</strong> Modularisierung<br />

greifen tief <strong>in</strong> die Logik des österreichischen Hochschulsystems e<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d bislang noch nicht wirklich akzeptiert <strong>und</strong> realisiert.<br />

Das Selbstverständnis der <strong>Universität</strong>en, die e<strong>in</strong>e „wissenschaftliche<br />

Berufsvorbildung“, <strong>und</strong> das der Fachhochschulen, die<br />

e<strong>in</strong>e „wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Berufsausbildung“ leisten möchten,<br />

wurde durch die Studienstrukturreform nicht essentiell<br />

berührt. So bieten die <strong>Universität</strong>en eher wissenschaftliche<br />

<strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-Studien an <strong>und</strong> die Fachhochschulen<br />

bemühen sich, auch <strong>in</strong> den neuen <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n<br />

ihre praxisorientierte Stärke beizubehalten (beispielsweise<br />

durch e<strong>in</strong> Praxissemester am Ende des <strong>Bachelor</strong>-Studiums als<br />

sanfte Überleitung <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt). Auch wenn es derzeit<br />

vere<strong>in</strong>zelt Tendenzen zur Durchmischung von wissenschaftsorientierten<br />

<strong>und</strong> arbeitsorientierten <strong>Studiengänge</strong>n an <strong>Universität</strong>en<br />

<strong>und</strong> Fachhochschulen gibt, so kann von e<strong>in</strong>er Profilannäherung<br />

beider Hochschultypen <strong>in</strong> Österreich noch nicht gesprochen<br />

werden. Dies zeigt sich auch <strong>in</strong> der Tatsache, dass der Titelzusatz<br />

„(FH)“ <strong>in</strong> den neuen <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-Abschlüssen beibehalten<br />

wird. Allerd<strong>in</strong>gs soll für die Studierenden die Durchlässigkeit<br />

zwischen <strong>Universität</strong>en <strong>und</strong> Fachhochschulen künftig verbessert<br />

werden.<br />

In <strong>Universität</strong>en wird der Bakkalaureatsabschluss eher als Zwischenabschluss<br />

denn als vollwertiger akademischer Abschluss<br />

betrachtet. Die fehlende akademische Gleichwertigkeit des Bakkalaureus-/Bakkalaureatitels<br />

im Vergleich zum Magister/Magistra-<br />

oder Doktortitel kommt auch dar<strong>in</strong> zum Ausdruck, dass der<br />

Bakkalaureus-/Bakkalaureatitel weder offizieller Teil des Namens<br />

ist, noch vor den Namen gesetzt wird, wie dies bei den anderen<br />

beiden akademischen Titeln der Fall ist.<br />

In Österreich werden <strong>in</strong> die Studienstrukturreform große Hoffnungen<br />

<strong>in</strong> Bezug auf die Verr<strong>in</strong>gerung der – im europäischen<br />

Vergleich gesehen – langen Studienzeiten <strong>und</strong> hohen Studienabbrecherquoten<br />

gesetzt. Da bislang kaum <strong>Bachelor</strong>-Absolventen<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d, kann zu beiden Aspekten zum jetzigen Zeitpunkt<br />

noch ke<strong>in</strong>e Aussage getroffen werden.<br />

Auch kann noch nichts darüber ausgesagt werden, <strong>in</strong>wieweit<br />

die Studienstrukturreform zu e<strong>in</strong>er größeren Attraktivität des<br />

77

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!