Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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LÄNDERFALLSTUDIE Norwegen<br />
externer Prüfer. Nicht nur die Modulprüfungen sollen den Studierenden<br />
regelmäßig Rückmeldungen über ihren Fortschritt im<br />
Studium geben, sondern es wurden weitere Schritte zur verbesserten<br />
Rückmeldung unternommen, u. a. durch die E<strong>in</strong>führung<br />
von Portfolios.<br />
Das Diploma Supplement war <strong>in</strong> Norwegen schon sehr bald<br />
nach der ersten Initiative von Europarat <strong>und</strong> UNESCO im Jahre<br />
1988 an den meisten Hochschulen e<strong>in</strong>geführt worden. In jüngster<br />
Zeit wurde Kritik laut, dass die Diploma Supplements nicht<br />
immer den neuesten Vere<strong>in</strong>barungen zwischen Europäischer<br />
Kommission, Europarat <strong>und</strong> UNESCO entsprächen, nicht e<strong>in</strong>heitlich<br />
genug ausgestaltet <strong>und</strong> noch nicht flächendeckend implementiert<br />
seien.<br />
Die E<strong>in</strong>führung der gestuften <strong>Studiengänge</strong> <strong>in</strong> Norwegen ist<br />
zwar <strong>in</strong> verschiedene Reformbemühungen zur Qualitätssteigerung<br />
e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en, jedoch werden sie auch als Anlass zur Sorge<br />
über Qualitätsverluste gesehen. Zum e<strong>in</strong>en wird nicht selten auf<br />
das – allerd<strong>in</strong>gs bisher nicht e<strong>in</strong>deutige belegte – Problem verwiesen,<br />
dass die Nutzung von Hochschulabschlüssen <strong>und</strong> Credits als<br />
zentrale Indikatoren für die Zuweisung staatlicher F<strong>in</strong>anzmittel<br />
an die Hochschulen manche von ihnen verleitet, Credits relativ<br />
leicht zu vergeben <strong>und</strong> dadurch die Standards abzusenken. Zum<br />
anderen verweisen Skeptiker darauf, dass die Verkürzung der <strong>Studiengänge</strong>,<br />
die oft durch Streichungen von Teilbereichen des früheren<br />
Studienangebots realisiert wurde, zu e<strong>in</strong>er Senkung der<br />
Standards geführt habe.<br />
9. Folgen für den Studienverlauf<br />
Als deutlichste Folge der Bologna-Reformen für den Studienverlauf<br />
an norwegischen Hochschulen gilt zweifellos die Kürzung<br />
der erforderlichen Studiendauer. Die kurzen <strong>Studiengänge</strong> wurden<br />
von zumeist vier auf zumeist drei Jahre gesenkt <strong>und</strong> die langen<br />
<strong>Studiengänge</strong>, die <strong>in</strong> der Vergangenheit oft mehr als fünf<br />
Jahre Studiendauer vorsahen, auf höchstens fünf Jahre. Obwohl<br />
bisher ke<strong>in</strong>e umfassenden Statistiken vorliegen, wird generell<br />
angenommen, dass sich auch die tatsächliche Studiendauer <strong>und</strong><br />
die Studienabbrüche verr<strong>in</strong>gert haben.<br />
Verbreitet ist die E<strong>in</strong>schätzung, dass die stärkere Strukturierung<br />
der neuen gestuften <strong>Studiengänge</strong> für die Studierenden die<br />
Möglichkeit e<strong>in</strong>schränke, neben dem Studium Geld zu verdienen.<br />
Befürchtet wird außerdem, dass sich mehr Studierende aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> für e<strong>in</strong> Teilzeitstudium entscheiden. Schon vorher war<br />
<strong>in</strong>sbesondere an den Colleges die Sorge verbreitet, dass der Anteil<br />
von berufstätigen Teilzeitstudierenden zu groß geworden sei.<br />
Die E<strong>in</strong>führung der gestuften <strong>Studiengänge</strong> sollte zur <strong>in</strong>ternationalen<br />
studentischen Mobilität beitragen. Ohneh<strong>in</strong> hatten die<br />
Studierenden <strong>in</strong> Norwegen das Recht, ihre Stipendien für e<strong>in</strong>ige<br />
Zeit <strong>in</strong>s Ausland zu transportieren. Alle <strong>Bachelor</strong>-Programme enthalten<br />
e<strong>in</strong>e Klausel, dass die Studierenden e<strong>in</strong>ige Zeit im Ausland<br />
an e<strong>in</strong>er Partnerhochschule studieren sollten; dies ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
e<strong>in</strong>e Kann-Bestimmung. Befürchtet wird jedoch, dass die Ansätze<br />
zur Straffung der <strong>Studiengänge</strong> jede Art von Mobilität entmutigen<br />
könnten – nicht nur das temporäre Studium im Ausland, sondern<br />
auch e<strong>in</strong>en Wechsel der Hochschule bzw. der Hochschulart<br />
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<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Faches <strong>und</strong> den Wechsel des Studienfachs. Hochschulwechsel<br />
werden auch dadurch erschwert, dass die zunehmenden<br />
Regelungen zur Strukturierung des Studiums nicht e<strong>in</strong>heitlich<br />
vorgenommen werden; so werden zum Beispiel die erforderlichen<br />
Credits für Haupt- <strong>und</strong> Nebenfächer verschieden geregelt.<br />
Das M<strong>in</strong>isterium hat deshalb die Hochschulen aufgefordert,<br />
sich bei der Behandlung solcher Unterschiede flexibel zu zeigen.<br />
Im E<strong>in</strong>zelnen – so die Interviewpartner – enthalten die neuen<br />
<strong>Studiengänge</strong> folgende Barrieren gegenüber <strong>in</strong>ternationaler<br />
Mobilität:<br />
+ Die neuen <strong>Studiengänge</strong> s<strong>in</strong>d z. T. mit Stoff überfrachtet <strong>und</strong> auf<br />
jeden Fall stärker strukturiert als zuvor, so dass sich für e<strong>in</strong> Auslandssemester<br />
ke<strong>in</strong>e passende zeitliche Phase anbietet. Vorschläge,<br />
dass die Studierenden zwischen <strong>Bachelor</strong>-Abschluss<br />
<strong>und</strong> vor Beg<strong>in</strong>n des <strong>Master</strong>-Studiums e<strong>in</strong> Semester oder e<strong>in</strong> Jahr<br />
im Ausland absolvieren, treffen verständlicherweise nicht auf<br />
ungeteilte Zustimmung.<br />
+ Die adm<strong>in</strong>istrative Kapazität zur Organisation von Auslandsstudien<br />
gilt als zu ger<strong>in</strong>g. Im Rahmen der staatlichen F<strong>in</strong>anzierung<br />
der Hochschulen gibt es ke<strong>in</strong>e Anreize, die die Hochschulen zur<br />
Erhöhung der studentischen Mobilität ermutigen würden.<br />
Angenommen wird, dass die norwegischen Studierenden, die<br />
sich heute für e<strong>in</strong>e Auslandsstudienphase während des <strong>Bachelor</strong>-<br />
Studiums entscheiden, dies zumeist im fünften Semester realisieren.<br />
Die im Ausland erworbenen 30 oder 40 Kreditpunkte werden<br />
zumeist als Ersatz des Wahlstudiums, jedoch kaum als Ersatz von<br />
Pflichtstudienanteilen an norwegischen Hochschulen angerechnet.<br />
Verstärkt wurden auch die Bemühungen um ausländische<br />
Studierende. Unter anderem wird versucht, mehr ausländische<br />
Partner<strong>in</strong>stitutionen zu gew<strong>in</strong>nen, die zum Angebot geme<strong>in</strong>samer<br />
Studienprogramme <strong>und</strong> -abschlüsse auf der <strong>Master</strong>-Ebene<br />
bereit s<strong>in</strong>d.<br />
Schließlich hat der Bologna-Prozess auch formale <strong>und</strong> <strong>in</strong>formelle<br />
Auswirkungen auf die Promotionsphase. Im Jahr 2003<br />
wurde der PhD-Abschluss mit dem Ziel e<strong>in</strong>geführt, nach <strong>und</strong><br />
nach 14 verschiedene Doktorgrade mit Ausnahme des Dr.philos.-<br />
Abschlusses zu ersetzen. In den Promotionsprogrammen soll die<br />
Betreuung verbessert <strong>und</strong> Wert auf e<strong>in</strong>en zügigen Abschluss<br />
gelegt werden, denn <strong>in</strong> der Vergangenheit waren lange Promotionsphasen<br />
verbreitet <strong>und</strong> es rückten manche Wissenschaftler<br />
bereits ohne den Abschluss der Promotion <strong>in</strong> Senior Researcher-<br />
Positionen auf. Promotionsstudienangebote sollen nicht mehr<br />
länger als drei Jahre dauern <strong>und</strong> deutlich strukturiert se<strong>in</strong>. In<br />
neuen PhD-Programmen sche<strong>in</strong>en allerd<strong>in</strong>gs die Teilnehmer<br />
dazu zu tendieren, sich eher auf vier Jahre als auf drei Jahre e<strong>in</strong>zustellen.<br />
10. Folgen für den Berufse<strong>in</strong>stieg <strong>und</strong> -weg der Absolventen<br />
2004 rief das M<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung e<strong>in</strong> neues<br />
Gremium „Norway Open<strong>in</strong>g Universities“ (NOU) <strong>in</strong>s Leben. Dies