Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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LÄNDERFALLSTUDIE Norwegen<br />
bestimmten Modulen nicht sehr hoch sei. Dies würde die Qualität<br />
des Lernens bee<strong>in</strong>trächtigen.<br />
+ Die neuen <strong>Studiengänge</strong> erforderten e<strong>in</strong>e größere Abstimmung<br />
<strong>und</strong> somit obligatorische Zusammenarbeit von Befürwortern<br />
<strong>und</strong> Gegnern der Reformen. Dies werde e<strong>in</strong>e Bürokratisierung<br />
der Fakultäten zur Folge haben.<br />
+ Die neuen f<strong>in</strong>anziellen Anreize würden die Lehrenden ermutigen,<br />
die Zahl der bestandenen Prüfungen selbst um den Preis<br />
e<strong>in</strong>er Qualitätssenkung anzuheben.<br />
+ Die Vertreter der Organisation der <strong>Universität</strong>sstudierenden<br />
fürchteten, dass die Reform e<strong>in</strong>e unkritische Aneignung von<br />
Stoffen nahe lege, statt sich kritisch mit ihnen ause<strong>in</strong>ander zu<br />
setzen. Die neuen <strong>Studiengänge</strong> führten darüber h<strong>in</strong>aus zur<br />
Verberuflichung <strong>und</strong> Kommerzialisierung von Bildung.<br />
Insgesamt gilt die E<strong>in</strong>führung von <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n<br />
<strong>in</strong> Norwegen nicht als „Amerikanisierung“, sondern<br />
eher als Beitrag zu e<strong>in</strong>er europäischen Konvergenz. Da Norwegen<br />
nicht Mitgliedstaat der Europäischen Union ist, wird e<strong>in</strong>e Anpassung<br />
an europäische Standards gerade für besonders wichtig<br />
gehalten, um mit Entwicklungen <strong>in</strong>nerhalb der Europäischen<br />
Union verb<strong>und</strong>en zu se<strong>in</strong>.<br />
Das Bildungs- <strong>und</strong> Forschungsm<strong>in</strong>isterium erachtet es für<br />
wichtig, dass norwegische <strong>Universität</strong>en <strong>und</strong> Colleges weiter daran<br />
arbeiten, e<strong>in</strong>e wachsende Zahl englischsprachiger Studienangebote<br />
zu schaffen, betont aber auch, dass der Unterricht <strong>in</strong> Norwegisch<br />
die Regel bleiben soll <strong>und</strong> dass die Hochschulen ihre Rolle<br />
als Elemente der norwegischen Kultur beibehalten sollen. Die<br />
E<strong>in</strong>führung der gestuften <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> die Ausweitung<br />
englischsprachiger Studienangebote sollen <strong>in</strong>sbesondere dazu<br />
beitragen, die Attraktivität e<strong>in</strong>es Studiums <strong>in</strong> Norwegen für ausländische<br />
Studierende zu erhöhen. Erwartet wird ebenfalls, dass<br />
norwegische Hochschulen für ausländisches Lehr- <strong>und</strong> Forschungspersonal<br />
attraktiver werden.<br />
Um die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnerhochschulen<br />
zu stärken, ist darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> neues Gesetz <strong>in</strong>s Parlament<br />
e<strong>in</strong>gebracht worden, das es den norwegischen Hochschulen<br />
ermöglichen soll, geme<strong>in</strong>same Abschlüsse (Doppeldiplome) <strong>in</strong><br />
Kooperation mit ausländischen Partnerhochschulen zu vergeben.<br />
Das Gesetz ist derzeit noch im Beratungsverfahren.<br />
Die E<strong>in</strong>stellungen der Lehrenden zur Studienstrukturreform<br />
s<strong>in</strong>d aus unterschiedlichen Gründen sehr verschieden. Zum e<strong>in</strong>en<br />
wird e<strong>in</strong> Generationenunterschied sichtbar. Jüngere Lehrende<br />
lassen sich unkomplizierter auf die Reform e<strong>in</strong> als ältere Lehrende<br />
<strong>und</strong> versuchen, Ideen <strong>und</strong> Vorstellungen <strong>in</strong> neuen <strong>Studiengänge</strong>n<br />
zu konkretisieren. E<strong>in</strong>er der von uns <strong>in</strong>terviewten Rektoren<br />
merkte zudem an, dass die zusätzlichen F<strong>in</strong>anzmittel dazu<br />
beigetragen hätten, mehr Akzeptanz zu sichern. Außerdem würden<br />
die ersten sichtbaren <strong>und</strong> positiven Wirkungen der Reform<br />
zu e<strong>in</strong>er größeren Akzeptanz beitragen.<br />
Dabei gibt es Unterschiede nach Fächern bzw. Diszipl<strong>in</strong>en. Die<br />
norwegische Forschergewerkschaft hatte zunächst den Standpunkt<br />
vertreten, dass die neuen <strong>Master</strong>-Programme die Qualität<br />
<strong>und</strong> Professionalität von Lehre <strong>und</strong> Studium verschlechtern würden.<br />
Für die meisten Lehrenden gab es den e<strong>in</strong>en oder anderen<br />
Aspekt der Reform, den sie ablehnten; viele waren besonders zu<br />
Beg<strong>in</strong>n der Reform sehr skeptisch. Aber viele Aspekte der Reform<br />
wurden zunehmend gut geheißen; <strong>in</strong>sbesondere die E<strong>in</strong>führung<br />
e<strong>in</strong>er Modulstruktur galt bei vielen als überfällig <strong>und</strong> stieß auf<br />
große Zustimmung.<br />
Aus der Sicht der Studierendenorganisationen (National Union<br />
of Students <strong>in</strong> Norway (NUS) organisiert Studierende an <strong>Universität</strong>en,<br />
Norwegian Association of Students (StL) organisiert Studierende<br />
an Colleges) ermöglicht das gesamte Reform-paket (e<strong>in</strong>schließlich<br />
der Qualitätsreform) e<strong>in</strong>e stärkere Position der Studierenden;<br />
auf studentische E<strong>in</strong>schätzungen erfolgten schneller adm<strong>in</strong>istrative<br />
Reaktionen mit dem Ziel, das Studienangebot zu verbessern. Beide<br />
Organisationen der Studierenden unterstützen die Reform der<br />
Studiengangsstruktur. Innerhalb der Hochschulen stoßen die beiden<br />
Organisationen jedoch auf Schwierigkeiten bei ihrem Bemühen,<br />
von den Studierenden Unterstützung für die Reform zu f<strong>in</strong>den.<br />
So gab es auch lokale Proteste gegen die Studienstrukturreform.<br />
Ambivalent beurteilen Studierende vor allem das neue Qualitätssystem<br />
<strong>und</strong> die stärkere Betonung der Anwesenheitspflicht <strong>in</strong> den<br />
Lehrveranstaltungen. Befürchtet wird <strong>in</strong>sbesondere, dass die Möglichkeiten<br />
zur Wahl von Veranstaltungen <strong>und</strong> die Selbstbestimmung<br />
der Dauer des Studiums bee<strong>in</strong>trächtigt würden. Andererseits<br />
wird <strong>in</strong> der Reform die Chance gesehen, mehr attraktive <strong>Studiengänge</strong><br />
<strong>und</strong> ungewöhnliche Fächerkomb<strong>in</strong>ationen studieren zu<br />
können. So erleben e<strong>in</strong>ige der neuen <strong>Studiengänge</strong> e<strong>in</strong>e große<br />
Nachfrage.<br />
Obwohl die NUS die Bologna-Reformen als Teil e<strong>in</strong>es Reformpakets<br />
akzeptiert <strong>und</strong> unterstützt, verweisen ihre Funktionäre<br />
auf e<strong>in</strong>ige Probleme bei der E<strong>in</strong>führung der neuen Studienstruktur:<br />
+ Bemängelt wurde besonders die E<strong>in</strong>schränkung der Wahlfreiheit,<br />
sowohl <strong>in</strong> den Wahlbereichen e<strong>in</strong>es Studiengangs als auch<br />
durch e<strong>in</strong>en gewissen Druck, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>mal gewählten Studiengang<br />
zu verbleiben.<br />
+ Befürchtungen wurden geäußert, dass das Lehrpersonal zu<br />
stark mit adm<strong>in</strong>istrativen D<strong>in</strong>gen beschäftigt sei.<br />
+ Die straffere Studienorganisation schränke die Möglichkeiten<br />
e<strong>in</strong>, parallel zum Studium Geld zu verdienen (die staatlichen Stipendien<br />
reichten für Vollzeitstudierende nicht aus).<br />
+ Die straffere Strukturierung des Studiums lasse kaum Gelegenheit,<br />
Sem<strong>in</strong>are <strong>und</strong> Vorlesungen anderer Fächer zu besuchen.<br />
Zwar sei der <strong>Bachelor</strong> „nutzerfre<strong>und</strong>licher“, doch enthalte er<br />
ke<strong>in</strong>e vertieften Studienangebote <strong>und</strong> bleibe eher an der Oberfläche.<br />
Vertreter der Studierenden an den Hochschulen s<strong>in</strong>d – so wurde<br />
<strong>in</strong> den Interviews hervorgehoben – <strong>in</strong> die curricularen Veränderungen<br />
<strong>in</strong>volviert. Die nationale Organisation war an der Formulierung<br />
der Richtl<strong>in</strong>ien beteiligt, die vom M<strong>in</strong>isterium für die<br />
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