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Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau

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50 Niederlande LÄNDERFALLSTUDIE<br />

Die E<strong>in</strong>führung der neuen <strong>Studiengänge</strong> erfolgte <strong>in</strong> den Niederlanden<br />

zügig, aber nicht vollständig nach dem gesetzlich vorgegebenen<br />

Rahmen. An den <strong>Universität</strong>en wurden ab 2002 <strong>in</strong>sgesamt<br />

497 <strong>und</strong> ab 2003 <strong>in</strong>sgesamt 760 <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong><br />

angeboten. An den Hogescholen gab es im Jahre 2003<br />

1.034 <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>; das waren 88 Prozent<br />

aller bestehenden <strong>Studiengänge</strong>.<br />

An den <strong>Universität</strong>en waren 27 Prozent der Studierenden im<br />

Herbst 2002 <strong>in</strong> den neuen <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n<br />

e<strong>in</strong>geschrieben, also etwas mehr als die Zahl der Studienanfänger.<br />

Im Jahre 2003 erhöhte sich dieser Anteil auf 46 Prozent. An<br />

den Hogescholen waren im Herbst 2003 95 Prozent der Studierenden<br />

<strong>in</strong> den neuen <strong>Studiengänge</strong>n e<strong>in</strong>geschrieben.<br />

In Konsequenz der unterschiedlichen Überleitungsregelungen<br />

für die beiden Hochschularten ergibt sich, dass fast alle<br />

Absolventen des Erststudiums an niederländischen Hogescholen<br />

des Jahres 2003 bereits als <strong>Bachelor</strong>-Absolventen des neuen<br />

Systems gelten. Dagegen werden an den niederländischen <strong>Universität</strong>en<br />

erstmals im Jahre 2006 große Zahlen von Studierenden<br />

e<strong>in</strong>en <strong>Bachelor</strong> erwerben.<br />

4. Die Koord<strong>in</strong>ierung des gestuften Systems<br />

Parlament <strong>und</strong> Regierung der Niederlande haben den Hochschulen<br />

die <strong>in</strong>haltliche Ausgestaltung der <strong>Studiengänge</strong> sowie die<br />

Ausgestaltung der Zulassung zu den <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n weitgehend<br />

überlassen. Auch die Dachverbände für die <strong>Universität</strong>en<br />

<strong>und</strong> für die Hogescholen, die <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht ähnliche Funktionen<br />

wahrnehmen wie <strong>in</strong> Deutschland die HRK, haben ke<strong>in</strong>e<br />

Versuche unternommen, koord<strong>in</strong>ierend auf die Gestaltung der<br />

neuen <strong>Studiengänge</strong> e<strong>in</strong>zuwirken.<br />

Die quantitative <strong>und</strong> strukturelle Gestaltung der Strukturreform<br />

lässt sich als e<strong>in</strong> Top down-Prozess beschreiben. Das Gesetz<br />

gab die Term<strong>in</strong>e der Umstellung vor, <strong>und</strong> die Hochschulleitungen<br />

entschieden über die E<strong>in</strong>führung der neuen Programme <strong>und</strong><br />

deren Kapazität im Detail. Als Bottom up-Prozess wird oft<br />

bezeichnet, das die Fakultäten die Studiengangskonzepte entwickelten.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs waren die neuen Studiengangsregelungen<br />

jeweils dem Bildungs<strong>in</strong>spektorat vorzulegen, dass der Bildungskommission<br />

der niederländischen Regierung jährlich zu berichten<br />

hat.<br />

Zeitgleich zur E<strong>in</strong>führung der neuen Studiengangsstruktur wurde<br />

<strong>in</strong> den Niederlanden im Jahre 2002 e<strong>in</strong>e Akkreditierungsorganisation,<br />

die NAO, etabliert, die für die Qualitätssicherung der neuen<br />

<strong>Studiengänge</strong> zuständig ist. Im Jahre 2003, als die Niederlande <strong>und</strong><br />

Flandern vere<strong>in</strong>barten, e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Akkreditierungsorganisation<br />

zu gründen, wurde die NAO <strong>in</strong> die NVAO überführt.<br />

In dem neuen Akkreditierungssystem wird zwischen wissenschaftsorientierten<br />

<strong>und</strong> berufsorientierten <strong>Studiengänge</strong>n unterschieden.<br />

Die <strong>Studiengänge</strong> werden anschließend vom M<strong>in</strong>isterium<br />

genehmigt, sofern es sie als f<strong>in</strong>anzierungswürdig e<strong>in</strong>stuft.<br />

Das M<strong>in</strong>isterium kann <strong>in</strong> besonderen Fällen <strong>Studiengänge</strong> für<br />

e<strong>in</strong>e begrenzte Zeit genehmigen <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzieren, die nicht<br />

akkreditiert s<strong>in</strong>d. Unmittelbar nach dem Inkrafttreten des Gesetzes<br />

konnten die alten <strong>Studiengänge</strong> an den <strong>Universität</strong>en <strong>und</strong><br />

Hogescholen ohne e<strong>in</strong>e Akkreditierung <strong>in</strong> neue <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> umgewandelt werden.<br />

Die Umstellung der <strong>Studiengänge</strong> unmittelbar nach dem<br />

Hochschulgesetz lag weitgehend <strong>in</strong> der Hand der Hochschulleitungen.<br />

Erst seit 2003 spielen die Lehrenden <strong>und</strong> auch die Studierenden<br />

bei der Spezifikation der Studienangebote e<strong>in</strong>e größere<br />

Rolle; das gilt <strong>in</strong>sbesondere für die E<strong>in</strong>führung von <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n.<br />

Seitens der Hogescholen wird darauf verwiesen, dass die<br />

Reform der Studienangebote auf e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>gehenden Dialog mit<br />

Vertretern der Berufspraxis erfolgte. Dabei hat die Arbeitgeberseite<br />

aber nur beratend E<strong>in</strong>fluss genommen. Auch bei der Entwicklung<br />

der neuen universitären <strong>Studiengänge</strong> wurden Arbeitgeber<br />

<strong>und</strong> Professionen häufig e<strong>in</strong>bezogen. Aus den Interviews<br />

schält sich heraus, dass die Arbeitgeber sich h<strong>in</strong>reichend e<strong>in</strong>bezogen<br />

fühlen, aber die Kommunikation sowohl von Seiten der <strong>Universität</strong><br />

als auch von Seiten der Berufspraxis als nicht unproblematisch<br />

<strong>und</strong> nicht immer ertragreich empf<strong>und</strong>en wird. H<strong>in</strong>zu<br />

kommt von Seiten der Berufspraxis die Kritik, dass die Beratungsprozesse<br />

oft langwierig seien.<br />

Die nationale Studentenorganisation fühlt sich ausreichend <strong>in</strong><br />

den Implementationsprozess <strong>in</strong>volviert. Auf europäischer Ebene<br />

ist sie durch ihre Mitgliedschaft <strong>in</strong> ESIB <strong>in</strong> der Bologna Follow-Up<br />

Group vertreten, <strong>und</strong> im H<strong>in</strong>blick auf nationale Beratungen verweist<br />

sie auf gute Kontakte zum Erziehungs-, Kultur- <strong>und</strong> Wissenschaftsm<strong>in</strong>isterium.<br />

Da die Ausgestaltung der <strong>Studiengänge</strong> den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Hochschulen obliegt, ermuntert sie ihre Mitglieder,<br />

sich an den e<strong>in</strong>zelnen Studiengangskommissionen zu beteiligen<br />

<strong>und</strong> somit vor Ort E<strong>in</strong>fluss zu nehmen.<br />

Die Koord<strong>in</strong>ation von Studienangeboten auf nationaler Ebene<br />

hat sich <strong>in</strong> den Niederlanden mit der E<strong>in</strong>führung der neuen <strong>Studiengänge</strong><br />

nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er H<strong>in</strong>sicht geändert, dort allerd<strong>in</strong>gs sehr folgenreich:<br />

durch die Etablierung e<strong>in</strong>es Akkreditierungssystems.<br />

In den Hochschulen wurden die Koord<strong>in</strong>ationsstrukturen<br />

nicht verändert. Allerd<strong>in</strong>gs haben die Prüfungsausschüsse an<br />

Bedeutung gewonnen. Sie haben auch zu überprüfen, wieweit<br />

die von den Studierenden selbst zu wählenden Haupt- <strong>und</strong><br />

Nebenfächer kompatibel s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> Interviewpartner e<strong>in</strong>er <strong>Universität</strong><br />

berichtet allerd<strong>in</strong>gs, dass die Koord<strong>in</strong>ation der Lehrangebote<br />

ab 2005 <strong>in</strong> „<strong>und</strong>ergraduate education“ <strong>und</strong> „graduate education“<br />

aufgegliedert wird <strong>und</strong> dass dafür getrennte adm<strong>in</strong>istrative<br />

Instanzen geschaffen werden.<br />

Für die E<strong>in</strong>führung der gestuften <strong>Studiengänge</strong> wurden den<br />

Hochschulen seitens des Staates ke<strong>in</strong>e zusätzlichen Mittel zur<br />

Verfügung gestellt. Wie die Interviews verdeutlichen, nahmen<br />

manche Hochschulen – zumeist kle<strong>in</strong>ere – Umschichtungen <strong>in</strong><br />

ihrem Etat vor, um die Umstellung der Studiengangsstruktur <strong>und</strong><br />

die E<strong>in</strong>führung neuer Angebote zu unterstützen.<br />

5. E<strong>in</strong>schätzungen der Rollen der wichtigsten Akteure <strong>und</strong><br />

Interessenten<br />

Die E<strong>in</strong>führung der gestuften <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -abschlüsse ist<br />

bei allen wichtigen Akteuren <strong>und</strong> Interessenten <strong>in</strong> den Niederlanden<br />

im Großen <strong>und</strong> Ganzen auf Akzeptanz gestoßen. Dabei

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