Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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LÄNDERFALLSTUDIE Niederlande<br />
besteht weitgehend E<strong>in</strong>igkeit darüber, dass durch die Reform<br />
positive Effekte, wie z. B. e<strong>in</strong>e größere <strong>in</strong>ternationale Mobilität, zu<br />
erwarten s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d auch verschiedene Kritiken verbreitet,<br />
<strong>und</strong> die Me<strong>in</strong>ungen gehen auch darüber ause<strong>in</strong>ander,<br />
wie notwendig die Studienstrukturreform gewesen ist bzw. wie<br />
groß die Reichweite ihrer Wirkungen ist.<br />
Die nationale Studentenorganisation nahm den Bologna-Prozess<br />
positiv auf. Sie erwartet davon vor allem e<strong>in</strong>en höheren Grad<br />
der <strong>in</strong>ternationalen Vergleichbarkeit von Studienabschlüssen.<br />
Auch trage die Strukturreform zu größerer <strong>in</strong>ternationaler Mobilität<br />
der Studierenden bei.<br />
Kritisiert wurde jedoch, dass der Prozess der E<strong>in</strong>führung der<br />
gestuften <strong>Studiengänge</strong> zu sehr beschleunigt war: Bevor klar<br />
gewesen sei, was erreicht werden sollte, hätten die Hochschulen<br />
schon mit der Implementation begonnen. Sehr wenig habe man<br />
zu Beg<strong>in</strong>n getan, um die Studierenden zu <strong>in</strong>formieren. Das habe<br />
sich vor allem an den großen <strong>Universität</strong>en als problematisch<br />
erwiesen, während an den kle<strong>in</strong>eren <strong>Universität</strong>en die persönlichen<br />
Kontakte zwischen Studierenden <strong>und</strong> dem Lehrpersonal<br />
leichter hergestellt werden <strong>und</strong> somit Fragen dieser Art besser<br />
geklärt werden konnten. Seitens der Studierenden herrschte<br />
zunächst Unklarheit darüber, ob die bisher <strong>in</strong> den alten <strong>Studiengänge</strong>n<br />
erbrachten Studienleistungen <strong>in</strong> den neuen <strong>Studiengänge</strong>n<br />
angerechnet würden. Auch bestand Klärungsbedarf, ob man<br />
nach dem <strong>Bachelor</strong>-Studium e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong> gültigen Abschluss<br />
erhält <strong>und</strong> ob man se<strong>in</strong>en <strong>Master</strong>-Studiengang an derselben Hochschule<br />
aufnehmen muss, an der der <strong>Bachelor</strong> erworben wurde.<br />
Alle <strong>in</strong>terviewten Vertreter der <strong>Universität</strong>en <strong>und</strong> Hogescholen<br />
brachten zum Ausdruck, dass die Angehörigen der niederländischen<br />
Hochschulen durch die Fülle vorangehender Hochschulreformen<br />
<strong>und</strong> Diskussionen über weit reichende Reformen so<br />
sehr an e<strong>in</strong>e Dynamik des Hochschulsystems gewöhnt seien, dass<br />
die schnelle E<strong>in</strong>führung von <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n<br />
kaum auf Überraschung gestoßen sei:<br />
„Before the reform there have already been discussions about some<br />
changes. The staff and the teachers and the management th<strong>in</strong>k that<br />
everyth<strong>in</strong>g has to change all the time and one should stop wait<strong>in</strong>g for<br />
the moment when everyth<strong>in</strong>g is settled. The status quo is always<br />
chang<strong>in</strong>g.“<br />
Allerd<strong>in</strong>gs wurde der Umstellungsprozess zuweilen als übertrieben<br />
schnell <strong>und</strong> hektisch e<strong>in</strong>geschätzt. Insbesondere an den<br />
<strong>Universität</strong>en sei der E<strong>in</strong>druck verbreitet, dass der Aufwand für<br />
die Realisierung der Reform erheblich sei. Ferner sei zu bedenken,<br />
dass ke<strong>in</strong>esfalls alle Lehrenden von der Notwendigkeit der<br />
Reform überzeugt seien:<br />
„Nobody is relieved and everybody gets more work. We are <strong>in</strong> a time of<br />
money cutt<strong>in</strong>gs so we cannot attract new people and have to implement<br />
the whole new system with the same amount of money. More<br />
people get more work and we have just f<strong>in</strong>ished a bluepr<strong>in</strong>t of our<br />
new curricula and for this bluepr<strong>in</strong>t five or six people needed more<br />
than one year to develop that. And implement<strong>in</strong>g it means to <strong>in</strong>form<br />
all the teachers and dur<strong>in</strong>g the process you have to communicate<br />
with all the people from the faculty to tell them what k<strong>in</strong>d of changes<br />
they might expect. There was a lot of resistance because for the teachers<br />
it is really far away and they are not wait<strong>in</strong>g for those k<strong>in</strong>d of<br />
th<strong>in</strong>gs. They don’t see the necessity to change the old system. It is<br />
more a political choice to <strong>in</strong>troduce the system and not that they<br />
really wanted it. And the people are tired because they have had so<br />
many changes <strong>in</strong> their educational system dur<strong>in</strong>g the last ten years,<br />
and this is already the third change with<strong>in</strong> five or six years. But<br />
changes will always occur. (…) People asked and still ask what the<br />
credits of the new system are and what they ga<strong>in</strong> and what they lose.<br />
This question is asked almost on a daily basis. Many teachers feel the<br />
reform as someth<strong>in</strong>g com<strong>in</strong>g from outside and it is difficult to conv<strong>in</strong>ce<br />
people that there are advantages and some are very reluctant. But<br />
there are also people who react very positively. Most of the people<br />
accept the changes and do what they have to do.“<br />
Bemängelt wird von e<strong>in</strong>em Interviewpartner e<strong>in</strong>er <strong>Universität</strong><br />
außerdem, dass die europäischen Länder sich nicht auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />
Lösung verständigt haben:<br />
„What I miss def<strong>in</strong>itively is a European vision. I wish that we all sort<br />
of started more or less the same time and that we all have the same<br />
time slots, the same ideas about how long is a <strong>Bachelor</strong>, how long is a<br />
<strong>Master</strong>, because what was meant to be easier for mobilisation of students<br />
across Europe – the fact is that we are at such different degrees<br />
of the implementation and that makes it very risky for mobilisation<br />
at all. Is Germany now at the stage that a Dutch <strong>Bachelor</strong> can take<br />
<strong>Master</strong> courses there, how is it <strong>in</strong> France? Have they begun? I doubt it.<br />
That may be a temporary situation but it will certa<strong>in</strong>ly be a period of<br />
two or three <strong>Bachelor</strong> cohorts before the European system is worked<br />
out. But I th<strong>in</strong>k for the mobility and the circulation of knowledge and<br />
especially for be<strong>in</strong>g more European I th<strong>in</strong>k that is a good th<strong>in</strong>g.“<br />
Den Hogescholen fiel die E<strong>in</strong>führung der neuen Studienstruktur<br />
leichter als den <strong>Universität</strong>en, da sie ihre vierjährigen <strong>Studiengänge</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong> mit unveränderter Dauer<br />
umwandelten. An e<strong>in</strong>igen Hogescholen wurde schon im Jahre<br />
2001 mit der Umwandlung der <strong>Studiengänge</strong> begonnen. Auch<br />
hatte man sich schon vor der E<strong>in</strong>führung der neuen <strong>Studiengänge</strong><br />
auf neue Lehrkonzepte verständigt: Die <strong>Studiengänge</strong> sollten auf<br />
„competence based learn<strong>in</strong>g“ umgestellt werden, was unter anderem<br />
durch mehr Projektarbeit, mehr Interdiszipl<strong>in</strong>arität <strong>und</strong><br />
durch – oft nicht ohne größere Probleme zu erreichende – Kooperation<br />
zwischen den Hochschullehrern verwirklicht werden sollte.<br />
Arbeitgeber hielten sich mit konkreten Stellungnahmen<br />
zurück. Sie wollen erst Erfahrungen mit Absolventen der <strong>Bachelor</strong>-<br />
<strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> sammeln, bevor sie die Strukturreform<br />
<strong>in</strong>sgesamt bewerten. Sehr früh wurden allerd<strong>in</strong>gs skeptische<br />
Stimmen gegenüber der Absicht von <strong>Universität</strong>en laut,<br />
dreijährige universitäre <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong> anzubieten.<br />
6. Folgen für die Struktur der Hochschullandschaft<br />
Die beiden Hochschularten <strong>in</strong> den Niederlanden – <strong>Universität</strong>en<br />
<strong>und</strong> Hogescholen – bestanden mit der E<strong>in</strong>führung der gestuften<br />
<strong>Studiengänge</strong> unverändert. Aber die Funktionen der beiden<br />
Hochschularten s<strong>in</strong>d nunmehr weniger e<strong>in</strong>deutig getrennt, da<br />
<strong>Universität</strong>en jetzt neben den zumeist wissenschaftsorientierten<br />
<strong>Studiengänge</strong>n auch arbeitsmarktorientierte <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> die Hogescholen neben den überwie-<br />
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