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Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau

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74 Österreich LÄNDERFALLSTUDIE<br />

So wird zum Beispiel berichtet, dass der Workload-Ansatz, der<br />

e<strong>in</strong>em Credit System zugr<strong>und</strong>e liegt, derzeit noch Schwierigkeiten<br />

macht (Pechar <strong>und</strong> Pellert 2004, S. 326 f.):<br />

„The workload perspective – another consequence of the shift from<br />

teach<strong>in</strong>g to learn<strong>in</strong>g which is an aim of the Bologna process – is not<br />

really <strong>und</strong>erstood <strong>in</strong> an academic culture that usually associates teach<strong>in</strong>g<br />

with classroom teach<strong>in</strong>g. Concentrat<strong>in</strong>g on learn<strong>in</strong>g outcomes<br />

<strong>in</strong>stead of learn<strong>in</strong>g contents represents a complete break with exist<strong>in</strong>g<br />

cultures. Moreover, the objective of modularis<strong>in</strong>g is not compatible<br />

with a system that is still built on extensive comprehensive<br />

exam<strong>in</strong>ations <strong>in</strong>stead of achiev<strong>in</strong>g graduation by accumulat<strong>in</strong>g credit<br />

po<strong>in</strong>ts for modules. So although ECTS is be<strong>in</strong>g <strong>in</strong>creas<strong>in</strong>gly <strong>in</strong>troduced<br />

and used, the system of exam<strong>in</strong>ation is not synchronised and<br />

ECTS is used <strong>in</strong> a very formal, superficial way.“<br />

Diese E<strong>in</strong>schätzung deckt sich mit Aussagen <strong>in</strong> den Interviews,<br />

wonach sich die Umwandlung der <strong>Studiengänge</strong> <strong>in</strong> Österreich im<br />

Wesentlichen noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Transitionsphase bef<strong>in</strong>de. So führte<br />

e<strong>in</strong> Angehöriger e<strong>in</strong>er <strong>Universität</strong>sleitung aus:<br />

„Das ist eben e<strong>in</strong>e Transition, das s<strong>in</strong>d sozusagen Transitionsbakkalaureate<br />

<strong>und</strong> Transitionsmagisterstudien, aber ke<strong>in</strong>e Studien, wo<br />

man von vornhere<strong>in</strong> das Studium nach learn<strong>in</strong>g outcomes aufgebaut<br />

hat <strong>und</strong> aus dem heraus dann ableitet die Studierenden-Workloads,<br />

die didaktischen Modelle, die Unterrichtsmethodologie <strong>und</strong> auch den<br />

E<strong>in</strong>satz der neuen Medien, die geeignet s<strong>in</strong>d, diese Zielerreichung <strong>in</strong><br />

den learn<strong>in</strong>g outcomes auch zu gewährleisten.“<br />

Die E<strong>in</strong>führung des Credit System an österreichischen Hochschulen<br />

hat nicht dazu geführt, dass der Stellenwert von<br />

Examensarbeiten am Schluss des Studiums wesentlich ger<strong>in</strong>ger<br />

geworden ist. Es besteht praktisch e<strong>in</strong> Nebene<strong>in</strong>ander von Akkumulationslogik<br />

<strong>und</strong> Schlussexamenslogik. Lediglich ist festzustellen,<br />

dass die Bakkalaureatsstudiengänge mit weniger umfangreichen<br />

Examensarbeiten abschließen als die neuen Magisterstudiengänge.<br />

Mit der E<strong>in</strong>führung der gestuften <strong>Studiengänge</strong> sollte zwar<br />

auch, wie vielfach hervorgehoben wurde, e<strong>in</strong>e Modularisierung<br />

des Studiums im S<strong>in</strong>ne größerer Wahlmöglichkeiten für die Studierenden<br />

zum Aufbau ihres Studiengangs erfolgen. In der Tat haben<br />

<strong>in</strong>sbesondere e<strong>in</strong>ige Hochschulen e<strong>in</strong>er solchen Modularisierung<br />

<strong>in</strong> der Ausgestaltung ihrer <strong>Studiengänge</strong> große Aufmerksamkeit<br />

gewidmet. Aber es gibt durchaus Zweifel, ob <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne die<br />

neuen <strong>Studiengänge</strong> <strong>in</strong> Österreich <strong>in</strong>sgesamt flexibler geworden<br />

s<strong>in</strong>d. So wird berichtet, dass <strong>in</strong> vielen <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n e<strong>in</strong><br />

hoher Grad stofflicher Festlegung herrsche, um <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er<br />

kürzeren Zeitspanne e<strong>in</strong> großes Stoffpensum zu bewältigen.<br />

Die Ausstellung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>ternational lesbaren Zusatzdokuments<br />

zur besseren Transparenz der im Studium erworbenen<br />

Qualifikationen, des Diploma Supplement, ist Teil der offiziellen<br />

österreichischen Bologna-Zielsetzungen <strong>und</strong> wurde entsprechend<br />

<strong>in</strong> den Gesetzen <strong>und</strong> Verordnungen verankert. Demnach<br />

ist seit dem 1. Oktober 2003 der Anhang zum Diplom auf Antrag<br />

e<strong>in</strong>es/e<strong>in</strong>er Studierenden verpflichtend auszustellen. Lediglich<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige <strong>Universität</strong> ist <strong>in</strong> Österreich bereits dazu übergegangen,<br />

allen AbsolventInnen das Diploma Supplement automatisch<br />

auszustellen. Genauere Zahlen liegen für den <strong>Universität</strong>ssektor<br />

nicht vor. Für Fachhochschulstudiengänge wird die Ausstellung<br />

ab Ende 2005 verb<strong>in</strong>dlich se<strong>in</strong>.<br />

In Österreich, wie <strong>in</strong> vielen anderen Ländern Europas, haben<br />

sich die Reformen nicht auf die Studiengangsstruktur<br />

beschränkt, sondern im Zuge der E<strong>in</strong>führung gestufter <strong>Studiengänge</strong><br />

wurden andere Veränderungen vorgenommen, die<br />

bereits zuvor <strong>in</strong> der Diskussion <strong>und</strong> <strong>in</strong> manchen Fällen bereits realisiert<br />

waren. Der Bologna-Prozess führt hier nicht zu neuen<br />

Akzenten, sondern ist oft e<strong>in</strong> willkommener Anlass <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Beitrag<br />

zur Mobilisierung.<br />

Im Rahmen der Interviews wurden vor allem drei Ansätze genannt,<br />

die im Kontext der Bologna-Reformen <strong>in</strong> Österreich an<br />

Gewicht gewonnen haben. Die Aktivitäten im Bereich der handlungsorientierten<br />

Lehr- <strong>und</strong> Lernmethoden nahmen zu. Auch<br />

nahmen Versuche zu, die Entwicklung von Schlüsselqualifikationen<br />

zu unterstützen. Schließlich wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen <strong>Studiengänge</strong>n<br />

neue Praktika <strong>und</strong> andere Formen von Praxisphasen etabliert.<br />

9. Folgen für den Studienverlauf<br />

Österreich gehört zu den Ländern <strong>in</strong> Europa, <strong>in</strong> denen <strong>in</strong> den<br />

neunziger Jahren die tatsächliche durchschnittliche Studiendauer<br />

bis zu e<strong>in</strong>em Studienabschluss mit etwa 7,5 Jahren sehr hoch<br />

lag. Von der E<strong>in</strong>führung gestufter <strong>Studiengänge</strong> erhoffte man<br />

sich e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung der Studienzeitverlängerung. Wie bereits<br />

ausgeführt, hat sich jedoch die erforderliche Studienzeit bis zu<br />

e<strong>in</strong>em „neuen“ Magister gegenüber e<strong>in</strong>em „alten“ Magister <strong>in</strong><br />

vielen Fällen verlängert. Bisher liegen noch ke<strong>in</strong>e Zahlen vor, wie<br />

groß der Anteil der Bakkalaureatsstudierenden ist, die nicht weiterstudieren,<br />

<strong>und</strong> ob sich e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung der Studienzeitverlängerung<br />

durch die gestufte Struktur e<strong>in</strong>stellt. Festzustellen ist,<br />

dass sich mit der E<strong>in</strong>führung der neuen <strong>Studiengänge</strong> nicht der<br />

Tatbestand verändert hat, dass es an österreichischen <strong>Universität</strong>en<br />

offiziell ke<strong>in</strong>en Teilzeitstudierenden-Status gibt; da aber viele<br />

Studierende neben dem Studium mit Erwerbsarbeit beschäftigt<br />

s<strong>in</strong>d, erklärt sich e<strong>in</strong> Teil der Studienzeitverlängerung als Ergebnis<br />

des de facto verbreiteten Teilzeitstudiums.<br />

In den Interviews wurden Zweifel laut, ob die neue Studiengangsstruktur<br />

deutlich zur Zügigkeit des Studiums beitragen<br />

werde. E<strong>in</strong> Student me<strong>in</strong>te:<br />

„Wenn die Menschen Studiendauern verkürzen wollen, dann wäre es<br />

angebrachter, die Studienbed<strong>in</strong>gungen an Österreichs <strong>Universität</strong>en<br />

zu verbessern <strong>und</strong> nicht neue Abschlüsse e<strong>in</strong>zuführen. Also schlicht<br />

<strong>und</strong> ergreifend versucht man sich mancher Probleme durch Strukturumstellungen<br />

zu entledigen, obwohl es sich um Probleme handelt,<br />

die nicht <strong>in</strong> der Struktur begründet s<strong>in</strong>d.“<br />

Verbreitet ist auch die Hoffnung, dass die <strong>in</strong> Österreich – im<br />

<strong>in</strong>ternationalen Vergleich gesehen – recht hohen Studienabbruchsquoten<br />

durch die neue Studiengangsstruktur gesenkt werden.<br />

Dazu liegen allerd<strong>in</strong>gs noch ke<strong>in</strong>e Daten vor. E<strong>in</strong> <strong>Universität</strong>sangehöriger<br />

erklärte die Hoffnungen auf e<strong>in</strong>e Senkung der<br />

Studienabbruchsquote durch die E<strong>in</strong>führung des <strong>Bachelor</strong>-<br />

Abschlusses wie folgt:

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