Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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LÄNDERFALLSTUDIE Norwegen<br />
hungen zur Profilbildung seitens der Colleges ist e<strong>in</strong> „academic<br />
drift“ zu beobachten, so dass mehrere Interviewpartner schließen,<br />
das norwegische Hochschulsystem werde <strong>in</strong> der Struktur immer<br />
e<strong>in</strong>heitlicher, wobei zugleich die Profilvielfalt der e<strong>in</strong>zelnen Hochschulen<br />
zunehme. Der <strong>in</strong>terviewte Arbeitgebervertreter, der die<br />
Entwicklungen ähnlich e<strong>in</strong>schätzte, wies darüber h<strong>in</strong>aus darauf<br />
h<strong>in</strong>, dass kle<strong>in</strong>ere Colleges <strong>in</strong> dem stärker werdenden Wettbewerb<br />
um Studierende nur überleben könnten, wenn sie stärker zusammenarbeiteten<br />
<strong>und</strong> dazu die neuen Medien nutzten.<br />
Der Implementationsprozess der neuen Studiengangsstruktur<br />
verläuft unterschiedlich nach Fächern. In den Geisteswissenschaften<br />
erfolgte die E<strong>in</strong>führung der neuen Studiengangsstruktur<br />
relativ schnell. Die Veränderungen waren oft weit reichender<br />
als <strong>in</strong> den Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften, <strong>und</strong> es kam zu<br />
kreativen Entwicklungen neuer <strong>Studiengänge</strong>. In den Rechtswissenschaften<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> langsameres Vorgehen <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gere Veränderungen<br />
zu beobachten. In den Bus<strong>in</strong>ess Schools richtet man<br />
sich weitgehend an ausländischen Vorbildern aus; allerd<strong>in</strong>gs sei –<br />
so wurde negativ bewertend hervorgehoben – e<strong>in</strong>e zunehmende<br />
Isomorphie <strong>in</strong> den Curricula der führenden Bus<strong>in</strong>ess Schools als<br />
Folge des <strong>in</strong>ternationalen Benchmark<strong>in</strong>g zu beobachten. Schwerer<br />
fällt die Umstellung von solchen professionsorientierten <strong>Studiengänge</strong>n,<br />
bei denen die Studiendauer traditionell sehr lang<br />
gewesen ist: Hier besteht e<strong>in</strong>e Tendenz, überdimensionierte<br />
Module mit zu großer Stofffülle e<strong>in</strong>zuführen.<br />
7. Ziele der Hochschulen <strong>und</strong> curriculare Akzente der neuen<br />
<strong>Studiengänge</strong><br />
Die Hochschulen haben beträchtliche Ressourcen für die Entwicklung<br />
neuer <strong>Studiengänge</strong> aufgebracht. Daraus ist e<strong>in</strong>e Reihe<br />
von <strong>Studiengänge</strong>n mit neuen Fächerkomb<strong>in</strong>ationen erwachsen.<br />
In der öffentlichen E<strong>in</strong>schätzung werden viele der neuen <strong>Bachelor</strong>-<br />
<strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> – im Vergleich zu den herkömmlichen<br />
<strong>Studiengänge</strong>n – als modern <strong>und</strong> stark beruflich sowie<br />
<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är orientiert e<strong>in</strong>geschätzt, so zum Beispiel e<strong>in</strong><br />
<strong>Bachelor</strong>-Studiengang Digitale Medien, der Jura, Mathematik,<br />
Sozialwissenschaften <strong>und</strong> Geisteswissenschaften e<strong>in</strong>bezieht.<br />
Auch herrscht die Vorstellung vor, dass die neuen <strong>Studiengänge</strong><br />
transparenter seien <strong>und</strong> es den Hochschulen erleichterten, die<br />
Studierenden zu <strong>in</strong>formieren.<br />
Die Hochschulen versuchen zumeist, für ihre <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong><br />
nicht nur die Absolventen der eigenen <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong><br />
zu gew<strong>in</strong>nen, sondern auch die von anderen norwegischen<br />
Hochschulen <strong>und</strong> aus dem Ausland. Dabei gibt es bei manchen<br />
<strong>Studiengänge</strong>n Probleme, ausreichend Studierende zu<br />
rekrutieren.<br />
Für die E<strong>in</strong>führung der neuen <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -abschlüsse<br />
spielten – so betonte e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terviewter Studiendekan – die E<strong>in</strong>stellungen<br />
der mit den Reformen befassten Lehrenden e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />
E<strong>in</strong>ige hätten die Gelegenheit kreativ genutzt, um <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />
<strong>Studiengänge</strong> zu entwickeln. Insbesondere <strong>in</strong> den Fächern, <strong>in</strong><br />
denen es ke<strong>in</strong>e akute Krisenwahrnehmung gab (z. B. Geschichte,<br />
Philosophie, Musikwissenschaft), hätten sich viele Lehrende nur<br />
langsam <strong>und</strong> zögerlich auf Veränderungen e<strong>in</strong>gelassen. So seien<br />
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nebene<strong>in</strong>ander viele neue – <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre – <strong>Studiengänge</strong><br />
entstanden <strong>und</strong> im Kern unveränderte <strong>Studiengänge</strong>,<br />
die lediglich strukturell angepasst worden seien. An unserer<br />
Fallstudien-<strong>Universität</strong> wurde berichtet, dass nunmehr etwa e<strong>in</strong><br />
Drittel der neuen <strong>Studiengänge</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är angelegt sei.<br />
In den Geistes- <strong>und</strong> Gesellschaftswissenschaften s<strong>in</strong>d die neuen<br />
<strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> eher forschungsorientiert, <strong>und</strong> die<br />
<strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong> haben mit e<strong>in</strong>em gewissen Grad an Spezialisierung<br />
für diese e<strong>in</strong>e vorbereitende Funktion. Im <strong>Bachelor</strong>-<br />
Studium s<strong>in</strong>d oft e<strong>in</strong> Hauptfach (80 Credits), e<strong>in</strong> Nebenfach (40<br />
Credits) <strong>und</strong> Wahlbereiche (40 Credits) vorgesehen. 20 Credits<br />
<strong>in</strong>sgesamt werden für das philosophische <strong>und</strong> das Fachexamen<br />
vorgesehen. Haupt- <strong>und</strong> Nebenfächer werden nicht mehr, wie <strong>in</strong><br />
der Vergangenheit, h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander, sondern parallel studiert.<br />
Das erfordert mehr Koord<strong>in</strong>ation, Information <strong>und</strong> Beratung. In<br />
vielen Fällen wird – so wurde <strong>in</strong> den Interviews hervorgehoben –<br />
e<strong>in</strong>e kürzere Dauer des Studiengangs ohne weitere zusätzliche<br />
Maßnahmen bereits dadurch gesichert, dass e<strong>in</strong> zweites Nebenfach<br />
wegfalle.<br />
Der Übergang von den traditionellen zu den neuen <strong>Studiengänge</strong>n<br />
erfordert <strong>in</strong> mancher H<strong>in</strong>sicht weniger Umstellungen,<br />
als es auf den ersten Blick sche<strong>in</strong>t. So werden oft die zuvor bestehenden<br />
Studienangebote, für die es Rahmencurricula gab, wenig<br />
verändert. H<strong>in</strong>zu kommt, dass viele traditionelle <strong>Studiengänge</strong> <strong>in</strong><br />
den Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften bereits modularisiert<br />
waren. Größere Umstellungserfordernisse gab es <strong>in</strong> den Geistes<strong>und</strong><br />
Sozialwissenschaften.<br />
Insgesamt wurden – auf Empfehlung des Bildungs- <strong>und</strong> Forschungsm<strong>in</strong>isteriums<br />
– drei Typen von <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n<br />
e<strong>in</strong>gerichtet:<br />
+ forschungs- bzw. diszipl<strong>in</strong>är orientierte <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>,<br />
auch „research master programmes“ genannt;<br />
+ beruflich orientierte <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>, auch „professional<br />
master programmes“ genannt;<br />
+ zumeist <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>, die für berufliche<br />
Tätigkeiten qualifizieren, dabei aber nicht auf bestimmten<br />
fachlich aff<strong>in</strong>en <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n aufbauen <strong>und</strong> oft<br />
auch erst nach zwischenzeitlicher Berufstätigkeit aufgenommen<br />
werden sollen. Für die Zulassung können allerd<strong>in</strong>gs fachlich<br />
aff<strong>in</strong>e Module des <strong>Bachelor</strong>-Studiums von Bedeutung se<strong>in</strong>.<br />
An den <strong>Universität</strong>en überwiegen forschungsorientierte <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>.<br />
Colleges versuchen häufig, neben den überwiegend<br />
professionellen <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n auch e<strong>in</strong>ige forschungsorientierte<br />
<strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> – für sich oder <strong>in</strong> enger<br />
Verb<strong>in</strong>dung zu professionellen <strong>Studiengänge</strong>n – anzubieten.<br />
Tatsächlich gibt es vor allem <strong>in</strong> Fachrichtungen, deren <strong>Bachelor</strong>-Absolventen<br />
Probleme auf dem Arbeitsmarkt haben, noch<br />
e<strong>in</strong>en vierten Typ von <strong>Master</strong>-Studiengang. So wurden fünfjährige,<br />
so genannte „<strong>in</strong>tegrierte <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>“ e<strong>in</strong>gerichtet,<br />
bei denen die Studierenden zwar nach drei Jahren e<strong>in</strong>en <strong>Bachelor</strong>-<br />
Grad (quasi pro forma) erhalten, aber <strong>in</strong> der Regel weiterstudieren