Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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76 Österreich LÄNDERFALLSTUDIE<br />
Relativ übere<strong>in</strong>stimmend me<strong>in</strong>en nicht nur die Beschäftigen,<br />
sondern auch die Befragten <strong>in</strong> der <strong>Universität</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Fachhochschule,<br />
dass die Konkurrenz zwischen <strong>Bachelor</strong>-Absolventen<br />
<strong>und</strong> Technikern, HTL-Absolventen <strong>und</strong> Kollegabsolventen<br />
wächst. Es könne e<strong>in</strong> bisschen enger auf dem Arbeitsmarkt werden,<br />
weil die Abschlüsse näher ane<strong>in</strong>ander rücken.<br />
Gerechnet wird auch mit e<strong>in</strong>em „academic drift“ <strong>in</strong> der Weise,<br />
dass viele Abschlüsse des tertiären Sektors <strong>in</strong> naher Zukunft <strong>in</strong><br />
<strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong> umgewandelt würden. Als Beispiele wurden<br />
bereits sichtbare „Aufwertungstendenzen“ von Ausbildungen<br />
für Ges<strong>und</strong>heitsberufe <strong>und</strong> die vorgesehene „Aufwertung“<br />
der Akademien für Lehrerbildung zu „Pädagogischen Hochschulen“<br />
genannt.<br />
Die Tatsache, dass universitäre <strong>Bachelor</strong> nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem<br />
Maße e<strong>in</strong>e direkte Vorbereitung auf den Beruf reklamieren können,<br />
wurde, wie bereits ausgeführt, <strong>in</strong> den meisten Interviews mit<br />
Vertretern von <strong>Universität</strong>en <strong>und</strong> der Berufspraxis nicht als beunruhigend<br />
bewertet. Unter anderem wurde darauf verwiesen, dass<br />
dies <strong>in</strong> e<strong>in</strong> sich entwickelndes System des lebenslangen Lernens<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>passe <strong>und</strong> dass es den wachsenden Anforderungen an Flexibilität<br />
entspreche. Besorgt äußerten sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Studierende,<br />
wie auch das folgende Beispiel belegt:<br />
„Wir glauben nicht, dass <strong>Bachelor</strong>s irgende<strong>in</strong>en Bedarf decken können,<br />
weil niemand <strong>in</strong> drei Jahren so viel lernen können wird, dass er<br />
damit was machen kann. Auch wird die berufliche Betätigung neben<br />
dem Studium relativ wichtig für die spätere Karriere.<br />
Auf der anderen Seite bilden die Fachhochschulen viel zu spezialisiert<br />
aus, so dass viele Absolventen ke<strong>in</strong>en Job f<strong>in</strong>den werden, weil die<br />
Technik, die sie im Rahmen ihres Studiums gelernt haben, <strong>in</strong>zwischen<br />
nicht mehr verwendet wird. Obendre<strong>in</strong> werden die <strong>Bachelor</strong>mit<br />
Magisterabsolventen konkurrieren, die ke<strong>in</strong>en passenden Job<br />
gef<strong>und</strong>en haben. Die <strong>Bachelor</strong>-Absolventen werden nicht viel billiger<br />
se<strong>in</strong>, aber schlechter qualifiziert.( ....)<br />
Schließlich werden die <strong>Bachelor</strong>-Absolventen erleben, dass nach Leuten<br />
gesucht wird, die schnell studiert haben, Berufserfahrung haben,<br />
zwei Fremdsprachen können <strong>und</strong> obendre<strong>in</strong> für das Fachgebiet spezialisiert<br />
s<strong>in</strong>d. Und das alles soll man <strong>in</strong>nerhalb von wenigen Jahren<br />
schaffen. Das ist unmöglich. Diese Wünsche kann niemand befriedigen...<br />
Die Leute, die wirklich aus solchen Schnellabschlüssen herauskommen,<br />
können diese Qualifikationen per se nicht aufweisen.“<br />
E<strong>in</strong>ige Interviewpartner aus Unternehmen erwarten, dass<br />
die <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong> an <strong>Universität</strong>en im Laufe der Jahre<br />
stärker berufsorientiert werden. Seitens der Unternehmen<br />
werde man sich nicht daran gewöhnen, von den <strong>Bachelor</strong>-<br />
Absolventen lediglich generelle Kompetenzen <strong>und</strong> Schlüsselqualifikationen<br />
erwarten zu können. So me<strong>in</strong>te e<strong>in</strong>e Interviewpartner<strong>in</strong>:<br />
„Ich glaube, dass der Zugang der Arbeitgeber <strong>in</strong> Österreich vielfach<br />
anders ist als <strong>in</strong> den angelsächsischen Ländern. Dort stellt zum Beispiel<br />
e<strong>in</strong> Kaufhaus e<strong>in</strong>en Absolventen der Philosophie e<strong>in</strong>, um aus<br />
ihm e<strong>in</strong>en Kaufhausmanager zu machen. Dieses Bewusstse<strong>in</strong> ist <strong>in</strong><br />
Österreich noch nicht gegeben. Hier will der Arbeitgeber, wenn er<br />
e<strong>in</strong>en Akademiker e<strong>in</strong>stellt, e<strong>in</strong>en Fachmann haben, der als Führungskraft<br />
e<strong>in</strong>setzbar ist. (...) Ich würde dieses englische System pr<strong>in</strong>zipiell<br />
als gut bef<strong>in</strong>den, weil die Hauptsache ist, dass man gelernt<br />
haben muss, wie man sich neues Wissen aneignen kann. Wenn es<br />
dann darum geht, spezielle Fähigkeiten zu erlangen, kann man die<br />
sich aneignen, wenn man mal diese Gr<strong>und</strong>technik des Lernens<br />
beherrscht <strong>und</strong> analytisch geschult ist. Dazu trägt e<strong>in</strong> Hochschulstudium<br />
ja auch dadurch bei, dass man sich durch große Konvolute von<br />
Publikationen quält <strong>und</strong> dabei das Wesentliche herausfiltert. Gleichgültig,<br />
welches Studienfach man gewählt hat, das lernt man me<strong>in</strong>er<br />
Me<strong>in</strong>ung nach überall.“<br />
Schließlich machten die Interviews mit den Vertretern des<br />
Beschäftgungssystems deutlich, dass man sich sehr verschiedene<br />
substanzielle Beziehungen zwischen der <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<br />
Stufe vorstellen könnte:<br />
+ Sowohl das <strong>Bachelor</strong>- als auch das <strong>Master</strong>-Studium könnten<br />
generell angelegt se<strong>in</strong>;<br />
+ e<strong>in</strong> stärker <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres oder e<strong>in</strong> fachlich spezialisiertes<br />
<strong>Master</strong>-Studium könnte auf e<strong>in</strong> generelles <strong>Bachelor</strong>-Studium<br />
folgen;<br />
+ das <strong>Master</strong>-Studium könnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Fach qualifizieren<br />
als dem Fach, das im Mittelpunkt des <strong>Bachelor</strong>-Studiums<br />
gestanden hat;<br />
+ im <strong>Bachelor</strong>-Studium könnte Spezialisierung bereits angelegt<br />
<strong>und</strong> im <strong>Master</strong>-Studium vertieft werden.<br />
Dabei könnten die Akzente der Fachhochschulen <strong>und</strong> <strong>Universität</strong>en<br />
unterschiedlich bleiben. Die E<strong>in</strong>führung der gestuften<br />
Struktur löse ke<strong>in</strong>eswegs unterschiedliche Akzente der beiden<br />
Hochschularten völlig ab.<br />
Als Fazit der unterschiedlichen Aussagen, die sich mangels<br />
konkreter Erfahrungen doch auf e<strong>in</strong>em sehr allgeme<strong>in</strong>en Niveau<br />
bewegen, <strong>und</strong> trotz der von Diszipl<strong>in</strong> zu Diszipl<strong>in</strong> <strong>und</strong> von Beruf<br />
zu Beruf variierenden Möglichkeiten <strong>und</strong> Anforderungen, könnte<br />
man mit aller Vorsicht sagen, dass<br />
+ das <strong>Bachelor</strong>-Niveau zwar e<strong>in</strong>e gewisse Spezialisierung enthalten,<br />
aber im Gr<strong>und</strong>e doch eher generell ausgerichtet se<strong>in</strong><br />
sollte;<br />
+ das <strong>Master</strong>-Niveau eher spezialisiert <strong>und</strong> stärker <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är<br />
ausgerichtet se<strong>in</strong> sollte.<br />
Angesichts des schnellen Wandels der Qualifikationen <strong>und</strong><br />
beruflichen Anforderungen sei e<strong>in</strong>e eher breite Ausbildung mit<br />
anschließenden Weiterbildungsphasen e<strong>in</strong>er stark spezialisierten<br />
Ausbildung vorzuziehen, wie folgende Interviewaussage verdeutlicht:<br />
„Bildung oder Qualifikation werden im Gr<strong>und</strong>e genommen immer<br />
spezifischer, <strong>und</strong> dieses Spezifische unterliegt immer kürzeren Halbwertszeiten.<br />
Und dann ist es im Gr<strong>und</strong>e genommen umso wichtiger<br />
eben, <strong>und</strong> die Tendenz auf europäischer Ebene geht ganz stark dah<strong>in</strong>,<br />
auf theoretischer Ebene <strong>in</strong> Richtung Kernkompetenzen zu gehen.<br />
Kernkompetenzen s<strong>in</strong>d aber eher auf allgeme<strong>in</strong>erer Ebene. Wenn<br />
me<strong>in</strong>e Vermutung stimmt, dann wird man eher <strong>in</strong> den Bereich Kern-