Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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44 Frankreich LÄNDERFALLSTUDIE<br />
+ E<strong>in</strong> weiterer Kritikpunkt der Studentenorganisation war die<br />
Erwartung, dass sich durch die neue Studiengangsstruktur der<br />
Wettbewerb zwischen den Hochschulen verstärken wird.<br />
+ Außerdem fürchtet die Studentenorganisation den Verlust der<br />
Wertigkeit der ursprünglichen Diplome DEUG <strong>und</strong> Maîtrise.<br />
+ Die Zulassungsbeschränkung zwischen dem ersten <strong>und</strong> dem<br />
zweiten Jahr e<strong>in</strong>es <strong>Master</strong>-Studiengangs ist aus Sicht unseres<br />
Gesprächspartners zwar s<strong>in</strong>nlos, noch schlechter wäre es<br />
jedoch, wenn stattdessen e<strong>in</strong>e Zulassungsbeschränkung zu<br />
Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es <strong>Master</strong>-Studiengangs e<strong>in</strong>geführt würde, weil die<br />
Studierenden nach dem ersten Jahr des <strong>Master</strong>-Studiengangs<br />
wenigstens die Möglichkeit hätten, den traditionellen Maîtrise-<br />
Abschluss zu erhalten. Die Studentenorganisation tritt dafür<br />
e<strong>in</strong>, dass es ke<strong>in</strong>e Selektion vor Aufnahme oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Master</strong>-<br />
Studiengang gibt.<br />
Der Standpunkt der Studentenorganisation unseres Gesprächspartners<br />
sei aber nicht repräsentativ für alle französischen Studentenorganisationen.<br />
E<strong>in</strong>ige würden der Studienstrukturreform<br />
wesentlich positiver gegenüberstehen. Der Interviewpartner berichtete<br />
von e<strong>in</strong>er anderen Studentenorganisation, die zu Beg<strong>in</strong>n<br />
der Diskussionen um die E<strong>in</strong>führung der neuen Studienstruktur<br />
zwar sehr kritisch gewesen sei, jetzt aber den Prozess befürworte.<br />
Die den Hochschulbereich organisierenden Gewerkschaften<br />
stehen der E<strong>in</strong>führung der neuen <strong>Studiengänge</strong> kritisch gegenüber:<br />
+ Die Gewerkschaften rechnen damit, dass der Bologna-Prozess<br />
zu e<strong>in</strong>em stärkeren Wettbewerb zwischen den Hochschulen<br />
führen wird <strong>und</strong> dass hierarchische Unterschiede erzeugt werden.<br />
Beispielsweise könnten sich aus ihrer Sicht e<strong>in</strong>ige Hochschulen<br />
auf wissenschaftsorientierte <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> konzentrieren,<br />
während an anderen <strong>Universität</strong>en überwiegend<br />
<strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong> angeboten werden.<br />
+ Außerdem bestehen Befürchtungen, dass die neuen <strong>Studiengänge</strong><br />
zu e<strong>in</strong>em Verlust der nationalen standardisierten Studienstufen<br />
(Bac+2, Bac+3, Bac+4, Bac+5) führen <strong>und</strong> dass die<br />
Arbeitgeber die Absolventen ohne diese Standards nicht nach<br />
der Stufe ihrer Qualifikationen beurteilen, sondern nach der<br />
Reputation der Hochschule<strong>in</strong>richtung, an der der Abschluss<br />
erworben wurde. Dieser Verlust an Standardisierung werde<br />
zudem die nationale <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale Mobilität zwischen der<br />
<strong>Bachelor</strong>-Stufe <strong>und</strong> den ersten zwei Semestern der <strong>Master</strong>-Stufe<br />
erschweren.<br />
+ Des Weiteren kritisieren die Gewerkschaften den hohen Grad<br />
an Autonomie, den die Hochschulen <strong>in</strong> Bezug auf die Entwicklung<br />
der neuen <strong>Studiengänge</strong> besitzen, da dies nach ihrer<br />
Ansicht zu ger<strong>in</strong>ger allgeme<strong>in</strong>er Kohärenz <strong>und</strong> Transferfähigkeit<br />
führt.<br />
+ Aus der Sicht der Gewerkschaften wird sich die Selektion zwischen<br />
dem ersten <strong>und</strong> dem zweiten Studienjahr der <strong>Master</strong>-Stu-<br />
diengänge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hohen Anzahl von Studierenden auswirken,<br />
die ihr Studium nach dem <strong>Bachelor</strong>-Abschluss beenden, weil sie<br />
fürchten, nach dem ersten Jahr im <strong>Master</strong>-Studiengang nicht<br />
mehr für die weiteren zwei Semester e<strong>in</strong>es berufsorientierten<br />
oder wissenschaftsorientierten <strong>Master</strong>-Studiengangs zugelassen<br />
zu werden.<br />
+ Außerdem wird es aus der Sicht der Gewerkschaften schwer<br />
se<strong>in</strong>, gemischte <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> zu etablieren, die sowohl<br />
berufs- als auch wissenschaftsorientiert s<strong>in</strong>d.<br />
Unsere Interviewpartner an den Hochschulen empf<strong>in</strong>den die<br />
Studienstrukturreform als Top-Down-Prozess:<br />
„The staff of the university was never asked about their op<strong>in</strong>ion. After<br />
a lot of discussions the university board voted how the reform had to<br />
take place. There were no differences between the discipl<strong>in</strong>es. There<br />
was a general acceptance because we had to do it.“<br />
Alle unsere Gesprächspartner an den Hochschulen sehen die<br />
Implementation der neuen <strong>Studiengänge</strong> vor allem als großen<br />
Arbeitsaufwand. Vielfach wird beklagt, dass die Reform schlecht<br />
organisiert sei <strong>und</strong> Teamarbeit erfordere, was nicht unproblematisch<br />
sei. Es wären viele Sitzungen erforderlich, alles müsse dokumentiert<br />
werden <strong>und</strong> es gebe e<strong>in</strong>en hohen Klärungs- <strong>und</strong> Diskussionsbedarf.<br />
Die E<strong>in</strong>führung der neuen <strong>Studiengänge</strong> wird außerdem<br />
als e<strong>in</strong> organisatorisches Problem auch <strong>in</strong> Bezug auf die<br />
Gestaltung der Spezialisierungen gesehen:<br />
„The ma<strong>in</strong> problem was that we did not know how to organize and<br />
decide about the sub-programmes.“<br />
E<strong>in</strong> Interviewpartner betonte, dass die Implementation der<br />
neuen <strong>Studiengänge</strong> e<strong>in</strong> sehr komplizierter Prozess sei. Er begründete<br />
das damit, dass es auf Fakultäts- <strong>und</strong> <strong>Universität</strong>sebene mehrere<br />
Beratungsgremien gebe, was Diskussionsprozesse erschweren<br />
würde. Zudem müssten alle <strong>Universität</strong>en als nationale<br />
Bildungsstätten ihre Vorschläge beim M<strong>in</strong>isterium e<strong>in</strong>reichen:<br />
„So it is a very complicated process because we have to try to guarantee<br />
acceptance by the elected representatives with<strong>in</strong> the department<br />
and with<strong>in</strong> the university and at the same time to try that the project<br />
will ga<strong>in</strong> approval with<strong>in</strong> the m<strong>in</strong>istry. So we have to work with the<br />
pressure from both sides.“<br />
Als größte Schwierigkeit bei der Implementation der neuen<br />
Studienstruktur hob der Repräsentant der Fallstudien-IUT die<br />
erforderliche Zusammenarbeit <strong>und</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung der Professoren<br />
aus den verschiedenen Fachbereichen hervor:<br />
„The most difficult th<strong>in</strong>g was to get the people work<strong>in</strong>g together and<br />
to come to agreements. This was almost impossible. Some professors<br />
were afraid to lose their status, because some doma<strong>in</strong>s were put<br />
together and the small doma<strong>in</strong>s could lose their importance and<br />
money. And also the different discipl<strong>in</strong>es speak different languages,<br />
that is also a problem that makes it difficult to <strong>und</strong>erstand each<br />
other and agree.“<br />
Außerdem seien die französischen Hochschulen eher konservativ<br />
im S<strong>in</strong>ne von reformresistent. Dabei gebe es nach Aussage<br />
e<strong>in</strong>es Repräsentanten der Fallstudien-<strong>Universität</strong>en Unterschiede