Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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STAND DER EINFÜHRUNG<br />
Veränderungen der Strukturen<br />
Der Trend zu e<strong>in</strong>er größeren E<strong>in</strong>heitlichkeit von Hochschultypen<br />
zeigt sich <strong>in</strong> allen unseren Vergleichsländern. <strong>Universität</strong>en bieten<br />
mehr praxisorientierte <strong>Studiengänge</strong> <strong>in</strong>sbesondere auf der<br />
<strong>Bachelor</strong>-Stufe an, Fachhochschulen <strong>und</strong> ihre Äquivalente bieten<br />
mehr wissenschaftlich orientierte <strong>Studiengänge</strong> <strong>in</strong>sbesondere<br />
auf der <strong>Master</strong>-Stufe an. Damit sollen den Studierenden problemlose<br />
Übergänge ermöglicht werden; es kommt aber auch zu e<strong>in</strong>er<br />
größeren Überschneidung der Funktionen der beiden Hochschularten.<br />
Vorwiegend die <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> werden außerdem zum<br />
Vehikel e<strong>in</strong>es stärkeren Wettbewerbs der Hochschulen untere<strong>in</strong>ander,<br />
sowohl im nationalen wie im <strong>in</strong>ternationalen Feld. Erwartet<br />
wird daher e<strong>in</strong>e Zunahme der vertikalen Differenzierung, die<br />
mittelfristig zu größeren Unterschieden <strong>in</strong> Qualität <strong>und</strong> Reputation<br />
führen dürfte.<br />
Curriculare Akzente<br />
Zu den Zielen der Hochschulen im Rahmen der E<strong>in</strong>führung<br />
gestufter <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -abschlüsse gehören vorrangig die<br />
Schärfung des eigenen Profils, die Steigerung der eigenen Attraktivität<br />
im nationalen wie im <strong>in</strong>ternationalen Raum sowie die Stärkung<br />
ihrer Konkurrenzfähigkeit angesichts der erwarteten<br />
Zunahme des Wettbewerbs um Studierende <strong>und</strong> Lehrende. E<strong>in</strong><br />
Instrument zur Erreichung dieser Ziele s<strong>in</strong>d curriculare Akzentsetzungen.<br />
Zu beobachten ist, dass sowohl an <strong>Universität</strong>en wie<br />
an Fachhochschulen der Anteil derjenigen Curricula überwiegt,<br />
die aus den traditionellen <strong>Studiengänge</strong>n übernommen <strong>und</strong><br />
ohne größere Veränderungen des Inhalts der neuen Architektur<br />
gestufter <strong>Studiengänge</strong> angepasst werden. Demgegenüber fällt<br />
der Anteil komplett neu entwickelter <strong>Studiengänge</strong> deutlich ab.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist bei den vollständig neu entwickelten <strong>Studiengänge</strong>n<br />
e<strong>in</strong> steigender Anteil <strong>in</strong>novativer <strong>und</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer <strong>Studiengänge</strong><br />
zu verzeichnen.<br />
Typischerweise übersteigt an <strong>Universität</strong>en die Zahl der<br />
<strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> diejenige der <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong>,<br />
wobei Letztere eher generalistisch mit e<strong>in</strong>em gewissen Grad an<br />
Spezialisierung <strong>und</strong>/oder Arbeitsmarktrelevanz ausgestattet werden,<br />
während Erstere e<strong>in</strong>e Vielfalt an Spezialisierungen <strong>und</strong><br />
Schwerpunktsetzungen anbieten. An den Fachhochschulen <strong>und</strong><br />
ihren Äquivalenten ist e<strong>in</strong>e eher umgekehrte Tendenz zu beobachten.<br />
Die Zahl der <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong> übersteigt die Zahl<br />
der <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> deutlich, <strong>und</strong> bereits die <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong><br />
bieten Raum für Schwerpunktsetzungen <strong>und</strong> Spezialisierungen<br />
<strong>und</strong> werden sehr häufig geme<strong>in</strong>sam mit Vertretern<br />
der Praxis entwickelt. E<strong>in</strong> unmittelbarer Übergang <strong>in</strong> die Arbeitswelt<br />
nach Abschluss des <strong>Bachelor</strong>-Grades wird durch erweiterte<br />
Projekt- <strong>und</strong> Praxisphasen vorbereitet. Demgegenüber sehen<br />
<strong>Universität</strong>en deutlicher als Fachhochschulen ihre <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong><br />
als erste Stufe zur Vorbereitung auf e<strong>in</strong> <strong>Master</strong>-Studium.<br />
Insgesamt ist die hier beschriebene Entwicklung aber eher<br />
durch graduelle Akzentsetzungen als durch e<strong>in</strong>e klare Trennschärfe<br />
gekennzeichnet.<br />
Die Sicherung der Qualität der neuen <strong>Studiengänge</strong>, e<strong>in</strong>schließlich<br />
e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung oder Ausweitung von Instrumenten<br />
<strong>und</strong> Verfahren zu deren Überprüfung <strong>und</strong> Verbesserung steht <strong>in</strong><br />
allen unseren Vergleichsländern weit oben auf der Tagesordnung.<br />
Zudem verbreitet sich die E<strong>in</strong>schätzung, dass e<strong>in</strong>e europäische<br />
Zusammenarbeit <strong>in</strong> Lehre <strong>und</strong> Studium nicht alle<strong>in</strong> auf formale<br />
Elemente der Gleichartigkeit oder Ähnlichkeit gestützt se<strong>in</strong><br />
sollte, sondern dass Bewertungen des Substanz- <strong>und</strong> Anspruchsniveaus<br />
h<strong>in</strong>zutreten müssen. Credits oder ECTS reichen dafür<br />
nicht mehr aus. Im Gespräch s<strong>in</strong>d vielmehr Rahmenkonzeptionen<br />
für die Ziele von <strong>Studiengänge</strong>n, die über „learn<strong>in</strong>g outcomes“,<br />
Kompetenzerwerb oder „qualification frameworks“ def<strong>in</strong>iert<br />
werden. Stärker als zuvor ist auch die Entwicklung geme<strong>in</strong>samer<br />
<strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -abschlüsse mit ausländischen Partnerhochschulen<br />
(jo<strong>in</strong>t oder double degree programmes) <strong>in</strong> den Blick<br />
gerückt.<br />
Besondere flankierende Elemente<br />
In allen unseren Vergleichsländern, mit Ausnahme des Vere<strong>in</strong>igten<br />
Königreichs, werden mit der E<strong>in</strong>führung der gestuften Studienstruktur<br />
auch Credits nach dem ECTS-Modell e<strong>in</strong>geführt,<br />
wobei zum Teil die nationalen Kredit- oder Leistungspunktsysteme<br />
abgelöst werden. Dennoch verändert sich der Charakter <strong>und</strong><br />
das Gewicht der größeren Abschlussprüfungen zunächst nur <strong>in</strong><br />
begrenztem Maße. Wo diese an Gewicht verlieren, ist e<strong>in</strong>e Zunahme<br />
von Teilprüfungen festzustellen. Dies ist besonders <strong>in</strong> den Niederlanden,<br />
<strong>in</strong> Norwegen <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> Frankreich der Fall.<br />
Modularisierung ist e<strong>in</strong> weiteres Element bei der E<strong>in</strong>führung<br />
der gestuften Studienstruktur, das sehr unterschiedlich gehandhabt<br />
wird. In e<strong>in</strong>igen unserer Vergleichsländer (z. B. <strong>in</strong> Österreich<br />
<strong>und</strong> den Niederlanden) gibt es außerdem e<strong>in</strong>e gewisse Skepsis<br />
gegenüber e<strong>in</strong>er durchgängigen Modularisierung. Beobachtbar<br />
ist vor allem, dass die Modularisierung weniger zu e<strong>in</strong>er curricularen<br />
Flexibilisierung für die Studierenden führt, sondern <strong>in</strong> der<br />
überwiegenden Zahl unserer Untersuchungsfälle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zusammenführung<br />
von vormaligen E<strong>in</strong>zellehrveranstaltungen oder<br />
thematischen Blöcken zu Clustern besteht. Auch die E<strong>in</strong>führung<br />
von Diploma Supplements ist noch sehr une<strong>in</strong>heitlich.<br />
Folgen für den Studienverlauf<br />
Die Frage, ob die E<strong>in</strong>führung der gestuften Studienstruktur zu<br />
e<strong>in</strong>er Verkürzung der Studiendauer führt, kann zurzeit noch<br />
nicht genau beantwortet werden. E<strong>in</strong>zig <strong>in</strong> Norwegen sche<strong>in</strong>t<br />
dies der Fall zu se<strong>in</strong>. Befürchtet wird aber gerade auch <strong>in</strong> diesem<br />
Land e<strong>in</strong> (unerwünschter) Anstieg von Teilzeitstudierenden.<br />
Auch für die Hoffnung auf e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung der Studienabbrecherquoten<br />
durch die straffere Struktur der Studienorganisation<br />
<strong>und</strong> die Möglichkeit, nach drei oder vier Jahren mit e<strong>in</strong>em <strong>Bachelor</strong>-Abschluss<br />
auf den Arbeitsmarkt zu treten, gibt es derzeit noch<br />
ke<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichend abgesicherten Daten.<br />
Viele Hochschulen erwarten, dass sie mit der E<strong>in</strong>führung der<br />
gestuften Studienstruktur e<strong>in</strong>e zunehmende Attraktivität für ausländische<br />
Studierende gew<strong>in</strong>nen. Sie erwarten aber auch, dass<br />
die Konkurrenz der europäischen Hochschulen um solche Studierenden<br />
zunehmen wird. Dies steht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen Widerspruch<br />
zu der Annahme, dass sich für die eigenen Studierenden<br />
die Flexibilität h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er Erleichterung der Auslandsmobilität,<br />
aber auch h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>es Fach- oder Hochschulwechsels<br />
im eigenen Land nicht so deutlich abzeichnet.<br />
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