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Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau

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72 Österreich LÄNDERFALLSTUDIE<br />

lichen Berufsvorbildung“ (§ 1(3) UOG 1993) beruht. Curricula<br />

waren stärker auf die Vorbereitung ihrer Absolventen auf e<strong>in</strong>e<br />

Hochschulkarriere als auf außeruniversitäre Beschäftigungsfelder<br />

ausgerichtet. Im Unterschied dazu war von den Fachhochschulen<br />

erwartet worden, e<strong>in</strong>e „wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte<br />

Berufsausbildung“ zu leisten (§3 (1) FHStG).<br />

Von politischer Seite <strong>und</strong> seitens vieler Repräsentanten der<br />

Berufspraxis wird allerd<strong>in</strong>gs gefordert, dass die Bakkelaureatsstudiengänge<br />

an <strong>Universität</strong>en trotz überwiegend wissenschaftsorientierter<br />

<strong>und</strong> genereller Orientierung stärker berufsvorbereitende<br />

Akzente haben sollten. Vertreter der <strong>Universität</strong>en äußern sich<br />

gegenüber solchen Forderungen ablehnend oder reserviert, wie<br />

das folgende Beispiel belegt:<br />

„<strong>Universität</strong>en haben akademische Berufsvorbildung zu leisten <strong>und</strong><br />

ke<strong>in</strong>e akademische Berufsausbildung zu geben. Das heißt, wenn wir<br />

über employability nachdenken, dann werden wir wohl über generellere<br />

Aspekte der employability nachdenken müssen <strong>und</strong> nicht so sehr,<br />

wie ist e<strong>in</strong> Bakkalaureatsprogramm maßgeschneidert, um den<br />

Anforderungen e<strong>in</strong>er ganz spezifischen Berufssparte zu entsprechen.<br />

Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt ist, dass <strong>in</strong> der ganzen Diskussion<br />

um die employability bei den Bakkalaureatsstudien auch<br />

me<strong>in</strong>es Erachtens der Begriff das Konzept der akademischen<br />

Anschlussfähigkeit be<strong>in</strong>halten muss, denn Bakkalaureatsstudien bilden<br />

für e<strong>in</strong>en Beruf vor, müssen aber auch für die weitere akademische<br />

Qualifikation die Basis bieten. D. h. es macht ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, nur<br />

auf den Arbeitsmarkt zu schauen, sondern es wird sehr wohl auch<br />

notwendig se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> den Bakkalaureatsstudiengängen die academic<br />

profiles zu vermitteln, die notwendig s<strong>in</strong>d, damit Studierende, die e<strong>in</strong><br />

Bakkalaureatsstudium abgeschlossen haben, auch <strong>in</strong>tellektuell <strong>in</strong><br />

der Lage s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> anspruchsvolles weiterführendes Magisterstudium,<br />

das auch aus e<strong>in</strong>em anderen Gebiet kommen kann, zu machen.“<br />

Zuweilen wird <strong>in</strong> den (neuen) <strong>Studiengänge</strong>n der Fachhochschulen<br />

die berufliche Vorbereitung weniger als <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

durch fachlich-berufliche Spezialisierung gefördert, sondern<br />

verstärkt Schlüsselkompetenzen akzentuiert:<br />

„(...) <strong>Bachelor</strong> <strong>und</strong> <strong>Master</strong>, da ist vielleicht e<strong>in</strong> Unterschied <strong>in</strong> Bezug<br />

auf soft skills, zum Beispiel: wie viel Führungsqualitäten, wirtschaftliche<br />

Fähigkeiten, Sprachen gibt man e<strong>in</strong>em <strong>Bachelor</strong> mit <strong>und</strong> wie<br />

viel e<strong>in</strong>em <strong>Master</strong>? Das ist zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>tern bei uns stark <strong>in</strong> Diskussion.<br />

Aber ich denk, dass da bei den Fachhochschulen, <strong>in</strong> den Curricula,<br />

schon sehr früh diese Skills h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> verwoben wurden. Und wir<br />

haben zum Beispiel als technische Fachhochschule diese Erfolgsformel:<br />

Technik + Wirtschaft + Persönlichkeit <strong>und</strong> haben ca. 40 Prozent<br />

nichttechnische Fächer, <strong>und</strong> das ist doch e<strong>in</strong> erheblicher Anteil, den<br />

sich technische <strong>Universität</strong>en <strong>in</strong> Österreich zum großen Teil nicht<br />

leisten.“<br />

Unbeschadet der Differenzen zwischen den <strong>Universität</strong>en <strong>und</strong><br />

Fachhochschulen, wie e<strong>in</strong> Bakkalaureatsstudiengang <strong>in</strong>haltlich<br />

akzentuiert se<strong>in</strong> sollte, bestehen sehr ähnliche Vorstellungen<br />

über die <strong>Master</strong>-Stufe: Sie soll vor allem der Spezialisierung dienen,<br />

sei es stärker wissenschaftsorientiert oder stärker berufsorientiert.<br />

Die Frage, ob <strong>Universität</strong>en sich eher auf wissenschaftsorientierte<br />

<strong>Master</strong>s beschränken sollten, ist <strong>in</strong> Österreich derzeit noch<br />

nicht geklärt. Diese Entscheidung dürfte von <strong>Universität</strong> zu <strong>Universität</strong><br />

unterschiedlich ausfallen, wie folgende Interviewaussage<br />

zeigt:<br />

„Im Bereich der Magisterstudien werden konkret e<strong>in</strong>e Reihe von neuen<br />

Studienprogrammen angedacht: Es ist relativ weit <strong>in</strong> der Planung<br />

e<strong>in</strong> Magisterstudium im Bereich der Gender Studies, wofür es nicht<br />

das Basis-Bakkalaureatsstudium gibt, also <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är. Es ist<br />

angedacht <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationaler Kooperation e<strong>in</strong> Magisterprogramm<br />

der Urban Studies, im Bereich der European Studies, das machen wir<br />

im Rahmen des UNICA-Netzwerkes. Ebenso <strong>in</strong> diesem Rahmen wird<br />

es se<strong>in</strong>, dass wir im Bereich der Cognitive Neuroscience e<strong>in</strong> Magisterstudium<br />

andenken, das s<strong>in</strong>d alles academic masters. Wir s<strong>in</strong>d noch <strong>in</strong><br />

der universitätspolitischen <strong>und</strong> strategischen Diskussion, <strong>in</strong>wieweit<br />

es S<strong>in</strong>n macht, für e<strong>in</strong>e akademische Institution auch professional<br />

masters anzubieten, das ist noch nicht ausdiskutiert. Da stellt sich<br />

für die Wirtschaftsuniversitäten anders die Frage, möglicherweise<br />

auch für unterschiedliche Fakultäten anders.“<br />

Auf die Frage, <strong>in</strong>wieweit auch Fachhochschulen wissenschaftsorientierte<br />

<strong>Master</strong> anbieten könnten, antwortete e<strong>in</strong> Interviewpartner<br />

wie folgt:<br />

„Wir haben versucht, jeden unserer <strong>Master</strong> an e<strong>in</strong>en starken Fachbereich<br />

zu koppeln, der e<strong>in</strong>em auch durchaus Forschungskompetenz<br />

gibt. Ich würde daraus aber nicht ableiten, dass jeder <strong>Master</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

e<strong>in</strong>e Kernkompetenz <strong>in</strong> der Forschung vermittelt; wir s<strong>in</strong>d<br />

jetzt an der Hochschule mit Forschung noch nicht so weit entwickelt.<br />

Ich würde durchaus sehen, dass mehrere <strong>Master</strong> geme<strong>in</strong>sam an e<strong>in</strong>er<br />

Kernkompetenz beitragen, das ist noch nicht wirklich ausdiskutiert.“<br />

Insgesamt sche<strong>in</strong>t die Diskussion über die Funktionen der Studienstufen<br />

<strong>und</strong> Hochschultypen mit dazu beizutragen, dass sich<br />

Konzeptionen verbreiten, die e<strong>in</strong>e Verknüpfung von <strong>in</strong>nerwissenschaftlichen<br />

Fragestellungen <strong>und</strong> Praxisorientierung des Studiums<br />

zu erreichen suchen. So führte e<strong>in</strong> <strong>Universität</strong>sangehöriger<br />

zu den biologischen Studienangeboten aus:<br />

„Es gibt Bereiche, die jetzt schon durchaus praxisorientiert s<strong>in</strong>d,<br />

etwa Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutz. Dort laufen glaube ich 60 Projekte,<br />

die nicht nur Forschungsprojekte s<strong>in</strong>d, sondern e<strong>in</strong> Gutteil von<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern e<strong>in</strong>geforderte, für größere Eisenbahnvorhaben<br />

zum Beispiel, also das geht durchaus <strong>in</strong> die Praxis. Ich würde annehmen,<br />

dass es bei der Mikrobiologie/Genetik auch so ist, denn die<br />

gehen auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Forschungspraxis. Dort kann man e<strong>in</strong> Projektpraktikum<br />

me<strong>in</strong>es Wissens auch durch e<strong>in</strong> Industriepraktikum ersetzen.<br />

Es gibt andere Bereiche, wo das e<strong>in</strong>fach schwer ist, <strong>in</strong> der klassischen<br />

Botanik, die Paläobiologie, die Zoologie.<br />

Ich würde sagen, wo es möglich <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nvoll ist, wird es ohneh<strong>in</strong><br />

schon gemacht <strong>und</strong> wird sicherlich auch <strong>in</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n<br />

gemacht werden, weil eben e<strong>in</strong>e Menge über Projekte f<strong>in</strong>anziert werden<br />

muss <strong>und</strong> die kriegt man halt fast nur über die Praxis. Und wenn<br />

es da e<strong>in</strong>ige Bereiche noch gibt, die sich nur der Systematik widmen,<br />

dann wird man die nicht berufsorientiert konstruieren können.<br />

Obwohl, e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> systematische Fragestellung, der Lotus-Effekt,<br />

etwas, wonach man lang angewandt geforscht hat <strong>und</strong> nicht drauf<br />

gekommen ist <strong>und</strong> durch re<strong>in</strong>en Zufall gef<strong>und</strong>en hat, das ist e<strong>in</strong> klassisches<br />

Beispiel natürlich, dass auch die Gr<strong>und</strong>lagenforschung e<strong>in</strong>e<br />

vehement praktische Bedeutung haben kann.“

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