Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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LÄNDERFALLSTUDIE Österreich<br />
Die Etablierung <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer <strong>Studiengänge</strong> ist bisher bei<br />
der E<strong>in</strong>führung der <strong>Bachelor</strong>-<strong>Master</strong>-Struktur ke<strong>in</strong> zentrales Thema<br />
gewesen. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es e<strong>in</strong>e Fülle von Beispielen dafür,<br />
dass die neue Struktur zum Anlass für den Aufbau <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer<br />
Studienangebote genommen wird.<br />
So bietet zum Beispiel die S<strong>in</strong>ologie an e<strong>in</strong>er <strong>Universität</strong><br />
geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>er anderen ortsansässigen <strong>Universität</strong> e<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong>dividuellen Diplomstudiengang „Internationale Betriebswirtschaft<br />
<strong>und</strong> Ch<strong>in</strong>esisch“ an. Vorgesehen ist <strong>in</strong> Zukunft auch e<strong>in</strong>e<br />
Kooperation mit der Juristischen Fakultät „Internationales Recht<br />
<strong>und</strong> Ch<strong>in</strong>a“ sowie „Ch<strong>in</strong>esisch Dolmetschen <strong>und</strong> Übersetzen“ mit<br />
dem Zentrum für Dolmetschen. Geplant ist weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Magisterstudium<br />
für Politik <strong>und</strong> Ökonomie Ostasiens, das nicht mehr<br />
so stark auf die sprachliche Komponente fokussiert, sondern die<br />
Expertise im politischen <strong>und</strong> ökonomischen Bereich herstellen<br />
<strong>und</strong> beispielsweise für die Beschäftigung <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />
Organisationen qualifizieren soll.<br />
Für den Bereich Biologie wurde zu dieser Thematik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Interview ausgeführt:<br />
„Na ja, Interdiszipl<strong>in</strong>arität ist nicht die Regel, wohl aber kommt sie<br />
immer wieder vor: Wir haben sie <strong>in</strong>sofern vorgesehen, als diese letzten<br />
vier Semester, die jetzt Magisterstudien werden, momentan <strong>in</strong> 24<br />
St<strong>und</strong>en Fach- <strong>und</strong> 20 St<strong>und</strong>en Wahlfächer gegliedert s<strong>in</strong>d. Wobei es<br />
dafür bis jetzt ke<strong>in</strong>e Curricula gibt, d. h. diese St<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d im Moment<br />
e<strong>in</strong>e Frage der Absprache zwischen dem Diplomarbeitsbetreuer<br />
<strong>und</strong> dem Studierenden – also es ist e<strong>in</strong>e relativ große Offenheit da,<br />
Punkt 1. Punkt 2, haben wir gesagt, wenn jemand von e<strong>in</strong>em Zweig<br />
auf den anderen wechseln will, wenn e<strong>in</strong>er z. B. Botanik studiert hat<br />
<strong>und</strong> er möchte den Abschluss <strong>in</strong> Zoologie machen – schon im bisherigen<br />
System konnte er diese sechs Semester sozusagen als Botaniker<br />
studieren <strong>und</strong> nachher konnte er optieren <strong>und</strong> auf Zoologie umsteigen,<br />
wobei ihm auferlegt wurde, dass er im Rahmen dieser 20 Wahlfachst<strong>und</strong>en<br />
die Zoologie nachgemacht hat. E<strong>in</strong> crossover sollte<br />
dadurch ermöglicht werden. In analoger Weise wäre <strong>in</strong> diesem recht<br />
offenen System mit den großen Blöcken auch durchaus möglich, dass<br />
e<strong>in</strong>e Fragestellung, vielleicht ke<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> physikalische Fragestellung,<br />
das nicht, aber dass e<strong>in</strong>e biophysikalische Fragestellung gewählt würde,<br />
wobei dann das komplette Wahlfach auf die Physik zu verwenden<br />
wäre, um etwa fehlende Kenntnisse aus der Physik nachzuholen (...).“<br />
Die Interviews zeigen, dass e<strong>in</strong> großer Anteil der Hochschulangehörigen<br />
hohe Übergangsquoten von e<strong>in</strong>em Bakkalaureatsabschluss<br />
zu e<strong>in</strong>em Magisterstudium befürworten. Hierzu zwei Beispiele:<br />
„Wir haben jetzt 200 Anfänger <strong>und</strong> <strong>in</strong> etwa 100 im 2. Jahrgang <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />
etwa rechnen wir jetzt mit etwa 40 Bakkalaureatsabschlüssen pro<br />
Studienjahr. Wir machen aber darauf aufmerksam, dass wir selbstverständlich<br />
alle, die qualifiziert s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sich diese Qualifikation<br />
auch vorstellen können, e<strong>in</strong>laden, e<strong>in</strong>en Magister aufbauend auf das<br />
Bakkalaureat zu beg<strong>in</strong>nen. Viele machen das vielleicht <strong>in</strong>sofern<br />
nicht, weil sie schon mit dem Berufsleben <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung s<strong>in</strong>d ...“<br />
„In (...) herrscht die Me<strong>in</strong>ung, dass es eigentlich nicht die Regel se<strong>in</strong><br />
sollte, hier auf der Bakkalaureatsstufe auszusteigen, wenn, dann hat<br />
man so e<strong>in</strong>e leidliche Gr<strong>und</strong>lagenqualifikation, man ist dann ‚Ökologe‘,<br />
aber die Ökologie leidet – kle<strong>in</strong>e Zwischenbemerkung – ohnedies<br />
darunter, dass es sehr viele Leute gibt, die von vielem etwas wissen,<br />
aber nichts genau können, <strong>und</strong> gerade das sollte e<strong>in</strong> Ökologe nicht<br />
se<strong>in</strong>, weil man wird nicht auf ihn warten, bis er da <strong>in</strong>tegrative Stellungnahmen<br />
abgibt, sondern e<strong>in</strong> Techniker, e<strong>in</strong> Architekt wird ihn<br />
fragen, <strong>und</strong> was kannst du e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen? Und dann muss er e<strong>in</strong>e sehr<br />
spezifische Qualifikation e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, Artenkenntnis im H<strong>in</strong>blick auf<br />
e<strong>in</strong>e bestimmte Artenzerstörung oder ökophysiologische Kenntnisse.<br />
Das ist aber von Beruf zu Beruf unterschiedlich. Manche wollen ohnedies<br />
ke<strong>in</strong>en Spezialisten. Wenn ich e<strong>in</strong>en frühen Absolventen haben<br />
will, den ich mir dann formen kann, was nichts Negatives se<strong>in</strong> muss,<br />
dann ist e<strong>in</strong> Bakkalaurei vielleicht ganz passend, aber der ist sicherlich<br />
ke<strong>in</strong> qualifizierter Ökologe (...).“<br />
An Fachhochschulen, die auch berufsbegleitende <strong>Studiengänge</strong><br />
anbieten, wird e<strong>in</strong> großer Vorteil der Studienstrukturreform <strong>in</strong><br />
den verbesserten Möglichkeiten für lebenslanges Lernen gesehen.<br />
Für <strong>Bachelor</strong>-Absolventen, die anschließend <strong>in</strong> den Beruf<br />
gehen, könnte e<strong>in</strong> weiterführender berufsbegleitender <strong>Master</strong> zu<br />
e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt sehr s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>. In diesem Fall würden<br />
die <strong>Bachelor</strong>-Absolventen noch zwei Semester weiterstudieren,<br />
bei ihrer Firma weiter Teilzeit arbeiten <strong>und</strong> im 9. Semester,<br />
das für die Diplomarbeit vorgesehen ist, wieder voll <strong>in</strong>tegriert<br />
werden <strong>und</strong> ihre Diplomarbeit <strong>in</strong> der Firma schreiben.<br />
Auf Seiten der Beschäftiger wird e<strong>in</strong> hoher Wert auf die Durchlässigkeit<br />
zwischen <strong>Universität</strong>en <strong>und</strong> Fachhochschulen beim<br />
Übergang von der <strong>Bachelor</strong>- zur <strong>Master</strong>-Phase gelegt. So hieß es <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Interview:<br />
„Uns ist wirklich sehr wichtig, dass man diese so genannte Durchlässigkeit<br />
von vornhere<strong>in</strong> versucht zu regeln, dass die Studierenden e<strong>in</strong>e<br />
feste Perspektive haben, was sie nach den drei Jahren wo absolvieren<br />
können, dass es e<strong>in</strong>e Durchlässigkeit gibt von den Fachhochschulen<br />
zu den <strong>Universität</strong>en <strong>und</strong> umgekehrt, weil der umgekehrte Weg m<strong>in</strong>destens<br />
ebenso wichtig ist, da die Fachhochschulen e<strong>in</strong> sehr <strong>in</strong>teressantes<br />
Angebot für Berufstätige haben. Es muss aber auch gel<strong>in</strong>gen,<br />
<strong>und</strong> das ist im Gr<strong>und</strong>e genommen auch e<strong>in</strong> Ziel dieser Studienstrukturreform,<br />
dass die Leute aufbauen im S<strong>in</strong>ne des Lifelong Learn<strong>in</strong>g<br />
<strong>und</strong> deswegen s<strong>in</strong>d diese Schnittstellen extrem wichtig.“<br />
8. Besondere Elemente von Studium, Prüfungen <strong>und</strong> Zertifikaten<br />
Die Gesetzesnovellierungen beziehungsweise neuen Gesetze,<br />
die <strong>in</strong> Österreich die E<strong>in</strong>führung gestufter <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong><br />
-abschlüsse regeln, bilden zugleich auch die Rechtsgr<strong>und</strong>lage für<br />
verschiedene begleitende Veränderungen, die im Bologna-Prozess<br />
als flankierende Maßnahmen zur E<strong>in</strong>führung der neuen Studiengangsstruktur<br />
verstanden werden können. Sie stellen somit<br />
auch die Rechtsgr<strong>und</strong>lage für die E<strong>in</strong>führung von ECTS <strong>und</strong><br />
Diploma Supplements sowie die E<strong>in</strong>richtung geme<strong>in</strong>samer <strong>Studiengänge</strong><br />
verschiedener <strong>Universität</strong>en <strong>und</strong> von Doppeldiplomstudiengängen<br />
dar.<br />
Die Umstellung des Prüfungssystems auf ECTS hat <strong>in</strong> Österreich<br />
mittlerweile auf breiter Basis stattgef<strong>und</strong>en. Im <strong>Universität</strong>sgesetz<br />
ist nicht e<strong>in</strong>mal mehr von Semestern oder Jahren der<br />
Studiendauer, sondern nur noch von ECTS die Rede. Das bedeutet<br />
jedoch nicht, dass das Credit System <strong>in</strong> vollem Umfange akzeptiert<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>geführt ist.<br />
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