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Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau

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LÄNDERFALLSTUDIE Frankreich<br />

Die E<strong>in</strong>führung der <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> erfolgt<br />

<strong>in</strong> Frankreich <strong>in</strong> vier regionalen Wellen, die den vierjährigen Verträgen<br />

zwischen e<strong>in</strong>er <strong>Universität</strong> <strong>und</strong> dem Bildungsm<strong>in</strong>isterium<br />

entsprechen. Die erste Welle <strong>in</strong> den Jahren 2003 bis 2006 betrifft 23<br />

<strong>Universität</strong>en (<strong>in</strong> den Regionen Bordeaux, Dijon, Grenoble, Lyon,<br />

Montpellier <strong>und</strong> Toulouse). Mit der zweiten Welle <strong>in</strong> den Jahren<br />

2004 bis 2007 werden 32 <strong>Universität</strong>en (<strong>in</strong> den Regionen Amiens,<br />

Besançon, Caen, Clermont Ferrand, Corsica, Limoges, Marseille,<br />

Nantes, Nice, Orléans, Poitiers, Reims, Rennes, Rouen, Tours), mit<br />

der dritten <strong>in</strong> den Jahren 2005-2008 16 <strong>Universität</strong>en (<strong>in</strong> den Regionen<br />

Metz, Nancy, Paris, Strasbourg) <strong>und</strong> mit der vierten Welle <strong>in</strong><br />

den Jahren 2006 bis 2009 werden 17 <strong>Universität</strong>en (<strong>in</strong> den Regionen<br />

Guadeloupe, La Réunion, Lille) die neuen <strong>Studiengänge</strong> für alle Studienfächer<br />

e<strong>in</strong>führen. Es gab außerdem an drei so genannten Pilotuniversitäten<br />

<strong>in</strong> der Region Lille schon im Jahr 2002 e<strong>in</strong>e experimentelle<br />

E<strong>in</strong>führung der <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>.<br />

Zurzeit kann man noch nicht sagen, ob es Tendenzen gibt, die<br />

E<strong>in</strong>führung der neuen <strong>Studiengänge</strong> bei bestimmten Studienfächern<br />

schneller oder langsamer durchzuführen. Unsere<br />

Gesprächspartner der Fallstudien-Hochschulen berichteten, dass<br />

sie im September 2005 mit der E<strong>in</strong>führung der neuen <strong>Studiengänge</strong><br />

beg<strong>in</strong>nen werden. Diskussionsprozesse über die Entwicklung<br />

der neuen <strong>Studiengänge</strong> gebe es aber schon seit ungefähr zwei<br />

Jahren. Zum Zeitpunkt unseres Besuches im Dezember 2004 waren<br />

die Vorschläge für neu entwickelte <strong>Studiengänge</strong> von den meisten<br />

Fachbereichen beim M<strong>in</strong>isterium e<strong>in</strong>gereicht <strong>und</strong> man wartete auf<br />

die Bewilligung. Obwohl nach Aussage unserer Gesprächspartner<br />

geplant ist, die Umwandlung <strong>in</strong> allen Fachbereichen zeitgleich zu<br />

vollziehen, gab es bei der Entwicklung der neuen <strong>Studiengänge</strong> <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Fachbereich leichte Verzögerungen:<br />

„There were problems <strong>in</strong> the department of mathematics and comput<strong>in</strong>g;<br />

they were reluctant because the people there had different<br />

op<strong>in</strong>ions about how th<strong>in</strong>gs should be done.“<br />

4. Die Koord<strong>in</strong>ierung des gestuften Systems<br />

Die E<strong>in</strong>führung der <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> hat <strong>in</strong><br />

Frankreich weder zu Veränderungen des Koord<strong>in</strong>ierungssystems<br />

geführt, noch s<strong>in</strong>d neue Agenturen gegründet worden. Vor der<br />

Studienstrukturreform mussten Vorschläge für neu entwickelte<br />

<strong>Studiengänge</strong> dem Bildungsm<strong>in</strong>isterium ebenso zur Genehmigung<br />

vorgelegt werden wie jetzt die Vorschläge für die neuen<br />

<strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>. Dabei müssen die von den<br />

jeweiligen Fachbereichen entwickelten <strong>Studiengänge</strong> zunächst<br />

von den <strong>Universität</strong>sgremien (Conseil des Études et de la Vie Universitaire,<br />

CEVU, sowie Conseil d’Adm<strong>in</strong>istration, CA) begutachtet<br />

<strong>und</strong> akzeptiert werden.<br />

Unsere Interviewpartner an den Hochschulen berichteten, dass<br />

für die Entwicklung der neuen <strong>Studiengänge</strong> weder zusätzliches<br />

Personal noch zusätzliche f<strong>in</strong>anzielle Mittel zur Verfügung standen.<br />

Die den Hochschulbereich organisierenden Gewerkschaften<br />

(Syndicat National de l’Enseignement Supérieur, SNESup-FSU), die<br />

Rektorenkonferenz (Conférence des Présidents d’Université, CPU)<br />

sowie die Kommission für <strong>in</strong>ternationale Beziehungen (Commission<br />

des Rélations Extérieures) der CPU <strong>und</strong> auch die nationale Stu-<br />

43<br />

dentenvere<strong>in</strong>igung (Union National des Étudiants de France, UNEF)<br />

wurden seitens des M<strong>in</strong>isteriums <strong>in</strong> den Diskussionsprozess über<br />

die E<strong>in</strong>führung von LMD e<strong>in</strong>bezogen. Unser Interviewpartner<br />

von e<strong>in</strong>er nationalen Studentenorganisation empfand die E<strong>in</strong>beziehung<br />

jedoch als nicht ausreichend; das M<strong>in</strong>isterium habe den<br />

Kritikpunkten <strong>und</strong> Veränderungsvorschlägen der Studentenorganisation<br />

nicht genügend Gehör geschenkt.<br />

5. E<strong>in</strong>schätzungen der Rollen der wichtigsten Akteure<br />

<strong>und</strong> Interessenten<br />

Die französische Rektorenkonferenz (CPU) unterstützt die Schaffung<br />

e<strong>in</strong>es Europäischen Hochschulraumes <strong>und</strong> die allgeme<strong>in</strong>en<br />

Ziele des Bologna-Prozesses, nämlich die europäische Harmonisierung,<br />

mehr Transparenz, die E<strong>in</strong>führung der Semesterstruktur,<br />

e<strong>in</strong>e höhere Mobilität der Studierenden <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>führung der<br />

Credits. Speziell für Frankreich erwartet die CPU durch die E<strong>in</strong>führung<br />

gestufter <strong>Studiengänge</strong> außerdem folgende Effekte:<br />

+ Die E<strong>in</strong>führung der Haupt- <strong>und</strong> Nebenfachstruktur wird den<br />

Studierenden mehr Wahlmöglichkeiten für die spätere Spezialisierung<br />

im <strong>Master</strong>-Studiengang bieten <strong>und</strong> daher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er stärkeren<br />

Individualisierung der Studienwege resultieren.<br />

+ Der Bologna-Prozess ist aus ihrer Sicht auch notwendig, um die<br />

Hochschulbildung <strong>und</strong> -forschung serviceorientierter zu<br />

gestalten. Ohne e<strong>in</strong>en ausgeprägten staatlichen Hochschulsektor<br />

würde die Marktlogik für die Hochschulbildung <strong>und</strong> die<br />

Hochschulforschung vorherrschen.<br />

Die CPU besteht auf der Entwicklung sowohl wissenschafts- als<br />

auch berufsorientierter <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> auf der nationalen<br />

Anerkennung der neuen Studienabschlüsse.<br />

Die studentischen Organisationen vertreten unterschiedliche<br />

Me<strong>in</strong>ungen zur E<strong>in</strong>führung der <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>.<br />

Unser Interviewpartner von e<strong>in</strong>er nationalen Studentenorganisation<br />

berichtete, dass se<strong>in</strong>e Organisation zu Beg<strong>in</strong>n der<br />

Diskussionen über die E<strong>in</strong>führung der neuen <strong>Studiengänge</strong> die<br />

Reform sehr begrüßt habe. So unterstützte die Studentenorganisation<br />

die Ziele, mehr <strong>in</strong>ternationale Mobilität, erweiterte Interdiszipl<strong>in</strong>arität<br />

<strong>in</strong> den <strong>Studiengänge</strong>n <strong>und</strong> Transparenz zu erreichen.<br />

Außerdem habe man sich auch e<strong>in</strong>e aus ihrer Sicht dr<strong>in</strong>gend<br />

notwendige pädagogische Reform erhofft. Mit der Zeit sei<br />

die E<strong>in</strong>stellung der Studentenorganisation unseres Gesprächspartners<br />

gegenüber der Reform jedoch kritischer geworden:<br />

+ Nachteilig sei, dass die <strong>Universität</strong>en durch die Reform mehr<br />

Autonomie <strong>und</strong> weniger verb<strong>in</strong>dliche Regelungen hätten. Jede<br />

<strong>Universität</strong> könne jetzt praktisch die neuen <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -<br />

abschlüsse unterschiedlich e<strong>in</strong>führen. Außerdem bestehe die<br />

Gefahr, dass die Rechte der Studierenden verletzt werden. So<br />

wäre es im alten System vorgeschrieben, dass Lehrende die Tests<br />

der Studierenden korrigieren mussten, ohne zu wissen, von<br />

welchem Studierenden die Tests waren. Diese Regelung existiere<br />

jetzt nicht mehr.

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