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Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau

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62 Norwegen LÄNDERFALLSTUDIE<br />

Studienstrukturreform erlassen wurden. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d Vertreter<br />

der NUS als sogenannte „Bologna-Promotoren“ tätig, die die<br />

Hochschulen besuchen <strong>und</strong> sich über den Reformprozess <strong>in</strong>formieren.<br />

Zusätzliche F<strong>in</strong>anzmittel hat die NUS zum Zwecke der<br />

Informationen über die Qualitätsreform erhalten, jedoch nicht für<br />

spezifische Informationsveranstaltungen zum Bologna-Prozess.<br />

In den politischen Konsultationsprozessen unterstützten die<br />

Hochschul-Boards die neue Studienstruktur, verlangten aber<br />

zusätzliche f<strong>in</strong>anzielle Ressourcen, um die Lehrqualität zu<br />

sichern <strong>und</strong> zu verbessern. E<strong>in</strong>ige Boards – so an dem <strong>in</strong> die Untersuchung<br />

e<strong>in</strong>bezogenen College – s<strong>in</strong>d an Entscheidungen über<br />

die E<strong>in</strong>führung neuer <strong>Studiengänge</strong> beteiligt.<br />

Die Hochschulleitungen unterstützen die E<strong>in</strong>führung gestufter<br />

Abschlüsse, weil sie sie im H<strong>in</strong>blick auf Dauer des Studiums,<br />

den Studienerfolg <strong>und</strong> die <strong>in</strong>ternationale Mobilität von Studierenden<br />

für effektiver halten. Die norwegische Rektorenkonferenz<br />

hat im Anschluss an die Bologna-Erklärung die Initiative ergriffen,<br />

M<strong>in</strong>destvoraussetzungen zu def<strong>in</strong>ieren, die bei der E<strong>in</strong>führung<br />

der gestuften Abschlüsse erfüllt se<strong>in</strong> sollten. So sollte die<br />

gesamte Lehrkapazität ausgeweitet werden. Das M<strong>in</strong>isterium<br />

akzeptierte diese Forderungen weitgehend. Da die staatliche<br />

F<strong>in</strong>anzierung der Lehre an norwegischen Hochschulen umgestellt<br />

<strong>und</strong> an die Menge der Absolventen <strong>und</strong> der vergebenen Credits<br />

geb<strong>und</strong>en wird, konnten e<strong>in</strong>ige Hochschulen, <strong>in</strong>sbesondere<br />

die größeren <strong>Universität</strong>en, ihr Budget auf diese Weise <strong>in</strong> Größenordnungen<br />

von mehreren Millionen Euros steigern. Die Hochschulleitungen<br />

erwarten ke<strong>in</strong>e weiteren Steigerungen, s<strong>in</strong>d aber<br />

der Ansicht, dass die Steigerungen <strong>in</strong> der Vergangenheit die<br />

Umstellung erleichtert haben.<br />

Die wichtigste Beschäftigerorganisation, Confederation of<br />

Norwegian Bus<strong>in</strong>ess and Industry (NHO), unterstützte die Studienstrukturreform<br />

<strong>und</strong> bekräftigte dies durch e<strong>in</strong>en Vorstandsbeschluss.<br />

Sie <strong>in</strong>terpretierten sie als e<strong>in</strong>en Beitrag zur effizienteren<br />

Organisation des Studiums <strong>und</strong> dadurch zur Kürzung der Studiendauer<br />

sowie zur Verbesserung des Wissenstransfers von den<br />

Hochschulen <strong>in</strong> die Arbeitswelt. Zwar erzeugte die Abschaffung<br />

von gut e<strong>in</strong>geführten Titeln wie den des Ingenieurs Spannungen,<br />

aber die Berufsverbände nahmen e<strong>in</strong>e pragmatische Haltung<br />

zum neuen System gestufter Abschlüsse e<strong>in</strong>; sie sehen <strong>in</strong> den<br />

neuen Abschlüssen auch Chancen zur Verbesserung <strong>in</strong>ternationaler<br />

Kommunikation <strong>und</strong> zum <strong>in</strong>ternationalen Austausch von<br />

Studierenden <strong>und</strong> Beschäftiger.<br />

Die NHO zeigte sich jedoch <strong>in</strong>sgesamt stärker an den Qualitäts<strong>und</strong><br />

Managementreformen <strong>in</strong>teressiert. Sie forderten mit dem<br />

Argument, dass Hochschulen öffentlich f<strong>in</strong>anzierte E<strong>in</strong>richtungen<br />

s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e Vertretung von Repräsentanten der Gesellschaft <strong>in</strong><br />

den Boards, um an der Ernennung der Leitungspersonen mitwirken<br />

zu können. Die beiden Interviewpartner<strong>in</strong>nen, die als Manager<br />

für Humanressourcen <strong>in</strong> großen Unternehmen tätig s<strong>in</strong>d,<br />

bewerteten die neuen Studienabschlüsse zurückhaltend. Beide<br />

Unternehmen seien bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad offen dafür, auch<br />

<strong>Bachelor</strong>-Absolventen e<strong>in</strong>zustellen. E<strong>in</strong>es der Unternehmen beabsichtigt,<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong> neu e<strong>in</strong>gerichtetes Tra<strong>in</strong>eeprogramm im Jahre<br />

2005 <strong>Bachelor</strong>-Absolventen aufzunehmen, während das andere<br />

Unternehmen <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong>eeprogramm neben Absolventen alter<br />

<strong>Studiengänge</strong> nur <strong>Master</strong>-Absolventen aufnimmt. Über die Quali-<br />

fikationen, mit denen <strong>Bachelor</strong>-Absolventen auf den Arbeitsmarkt<br />

kommen, herrsche Unsicherheit, da noch ke<strong>in</strong>e Erfahrungen<br />

gewonnen werden konnten. Obgleich das e<strong>in</strong>e der beiden Unternehmen<br />

offener für die Rekrutierung von <strong>Bachelor</strong>-Absolventen<br />

zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t, wurde e<strong>in</strong>hellig die Me<strong>in</strong>ung vertreten, dass bei<br />

der Rekrutierung von Absolventen eher konservativ vorgegangen<br />

werde <strong>und</strong> man nach Bewerbern mit traditionellen Abschlüssen<br />

oder deren direkten Äquivalenten suche. Beide Unternehmen hätten<br />

sehr hohe Bewerberrelationen <strong>und</strong> stellten <strong>in</strong> ihrer Zentrale<br />

ausschließlich Absolventen mit e<strong>in</strong>er <strong>Master</strong>- oder e<strong>in</strong>er ähnlichen<br />

Qualifikation e<strong>in</strong>. Anzunehmen sei jedoch, dass man <strong>Bachelor</strong>-<br />

Absolventen auf e<strong>in</strong>er mitt-leren Ebene zwischen hoch qualifizierten<br />

Leitungs- <strong>und</strong> Forschungspositionen <strong>und</strong> Facharbeiterpositionen<br />

e<strong>in</strong>stellen werde; das werde auch dadurch begünstigt, dass<br />

die Gehaltserwartungen der traditionellen Absolventen als überhöht<br />

e<strong>in</strong>geschätzt würden.<br />

Dennoch wurde die Studienstrukturreform als Beitrag zur Verkürzung<br />

der Studienzeit <strong>und</strong> zu erhöhter Transparenz über die<br />

erworbenen Qualifikationen positiv bewertet. E<strong>in</strong>e norwegische<br />

<strong>Universität</strong> – so wurde berichtet – hatte Personalchefs verschiedener<br />

Unternehmen e<strong>in</strong>geladen, um die <strong>in</strong> den neuen <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n<br />

zu erwerbenden Kompetenzen zu diskutieren. Die<br />

<strong>Universität</strong> betonte, dass die <strong>Bachelor</strong>-Absolventen weitgehend<br />

Kompetenzen wie die Absolventen mit e<strong>in</strong>em traditionellen<br />

cand.mag.-Abschluss haben werden, allerd<strong>in</strong>gs etwas stärker spezialisiert<br />

<strong>und</strong> etwas weniger breit als zuvor.<br />

6. Folgen für die Struktur der Hochschullandschaft<br />

Die E<strong>in</strong>führung gestufter <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -abschlüsse sowie<br />

die umfassende Qualitätsreform <strong>in</strong>sgesamt werden <strong>in</strong> Norwegen<br />

von e<strong>in</strong>er steigenden Nachfrage nach Studienplätzen begleitet.<br />

Studierende haben nunmehr die Möglichkeit, Fächerkomb<strong>in</strong>ationen<br />

zu studieren, die zuvor ungewöhnlich oder unmöglich<br />

waren. Allerd<strong>in</strong>gs ist die Nachfrage nach Hochschularten <strong>und</strong><br />

<strong>Studiengänge</strong>n nicht balanciert. Vielfach konnten die <strong>Universität</strong>en<br />

ihre Position stärken, während manche Colleges, <strong>in</strong>sbesondere<br />

solche <strong>in</strong> wenig besiedelten Regionen, Probleme haben, ihre<br />

Kapazitäten zu füllen. Zunächst wird zumeist versucht, die Breite<br />

des Angebots beizubehalten; erst nach e<strong>in</strong>er Testphase könnten<br />

Reorganisationen erforderlich se<strong>in</strong>.<br />

Beobachter der neuen Reformen s<strong>in</strong>d sich weitgehend e<strong>in</strong>ig<br />

darüber, dass die gestuften <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -abschlüsse, die ja<br />

an <strong>Universität</strong>en <strong>und</strong> Colleges angeboten werden, zu e<strong>in</strong>er größeren<br />

E<strong>in</strong>heitlichkeit des Systems beitragen <strong>und</strong> zugleich den<br />

Wettbewerb der Hochschulen untere<strong>in</strong>ander verstärken. Colleges<br />

nutzten die Umstrukturierung, um neue <strong>Master</strong>-Programme<br />

mit e<strong>in</strong>er deutlich wissenschaftlichen Orientierung e<strong>in</strong>zuführen.<br />

Bedeutsam für den Wettbewerb zwischen den Hochschulen<br />

ist, dass Studierende jederzeit zwischen den Hochschulen wechseln<br />

können <strong>und</strong> dass dabei das Geld (die staatliche Hochschulf<strong>in</strong>anzierung)<br />

den Studierenden folgt.<br />

Derzeit wenden die Hochschulen verstärkt Ressourcen für Werbekampagnen<br />

<strong>in</strong> Massenmedien auf <strong>und</strong> widmen der Entwicklung<br />

ihres Profils <strong>in</strong> diesem Kontext mehr Aufmerksamkeit. Bei Bemü-

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