Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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54 Niederlande LÄNDERFALLSTUDIE<br />
<strong>in</strong> dem Gesetz von 2002 zur E<strong>in</strong>führung gestufter <strong>Studiengänge</strong><br />
vorgeschrieben. Somit war es erforderlich, das bestehende<br />
System von Studienlast auf ECTS zu transformieren. Im Jahre 2004<br />
war die Umstellung bei fast allen universitären <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n <strong>und</strong> bei etwa drei Vierteln der <strong>Studiengänge</strong><br />
an den Hogescholen vollzogen; angenommen wird, dass<br />
die Umstellung vollständig bis 2005 erfolgt se<strong>in</strong> wird. Die E<strong>in</strong>führung<br />
der Kreditpunkte ist <strong>in</strong>sofern unproblematisch, weil vorher<br />
bereits e<strong>in</strong> studienzeitbezogenes <strong>und</strong> kumulatives Prüfungssystem<br />
bestanden hatte. Sie ist dennoch nicht ganz e<strong>in</strong>fach, weil die<br />
vorher übliche Berechnung <strong>in</strong> Studienst<strong>und</strong>en das Studienjahr<br />
anders gegliedert hat als die 60er-Gliederung von ECTS. So bestand<br />
e<strong>in</strong> Studienjahr im alten System aus 42 Studienpunkten,<br />
wobei e<strong>in</strong> Studienpunkt 40 St<strong>und</strong>en gleichgesetzt war, während<br />
e<strong>in</strong> Studienjahr nach der Reform 60 Credits be<strong>in</strong>haltet, wobei e<strong>in</strong><br />
Credit 28 St<strong>und</strong>en gleichgesetzt wird. Die Gesamtsumme der<br />
St<strong>und</strong>en für e<strong>in</strong> Jahr ist dabei gleich geblieben: 42 Studienpunkte<br />
bzw. 60 Credits entsprechen 1.680 St<strong>und</strong>en Arbeitsaufwand.<br />
E<strong>in</strong>e Modularisierung der <strong>Studiengänge</strong> ist <strong>in</strong> den Niederlanden<br />
nicht erst seit der E<strong>in</strong>führung gestufter <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong><br />
-abschlüsse vorgesehen. So nahm das Hochschulgesetz von 1993,<br />
das auch das zuvor übliche Studienpunktesystem geregelt hatte,<br />
auf Modularisierung Bezug. Jedoch wird erst seit 2002 versucht,<br />
e<strong>in</strong>e Modularisierung der Studienangebote flächendeckend zu<br />
realisieren. So gaben die <strong>in</strong>terviewten Vertreter der Hogescholen<br />
an, dass sie bisher ke<strong>in</strong>e Module hatten <strong>und</strong> sie noch nicht genau<br />
wissen, wie sie dies umsetzen werden.<br />
Durch die Umstellung von dem früheren Credit System zu<br />
dem ECTS Credit System änderte sich pr<strong>in</strong>zipiell nichts an den<br />
Prüfungen im Verlauf des Studiums <strong>und</strong> am Schluss. Mit der<br />
Umstellung auf die gestufte Studiengangsstruktur wurde jedoch<br />
gesetzlich die zuvor bestehende Pflicht zu e<strong>in</strong>em propädeutischen<br />
Zwischenexamen nach dem ersten Studienjahr, der „Propedeuse“,<br />
abgeschafft. Tatsächlich wird diese Zwischenprüfung bisher<br />
zumeist beibehalten. Die Interviewten waren der Ansicht,<br />
dass im Gefolge der E<strong>in</strong>führung der <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong><br />
die Hogescholen eher zu e<strong>in</strong>er Reduzierung des Aufwands<br />
für studienbegleitende Prüfungen neigen, die <strong>Universität</strong>en<br />
dagegen eher zu e<strong>in</strong>er Erhöhung. Daneben bieten <strong>Universität</strong>en<br />
den Studierenden mit der E<strong>in</strong>führung von Web CT (Web<br />
Communication Technology) die Möglichkeit, anhand von Tests<br />
selbst ihre Leistung zu prüfen.<br />
Viele Hochschulen <strong>in</strong> den Niederlanden hatten das Diploma<br />
Supplement zur <strong>in</strong>ternational besseren Lesbarkeit der Qualifikationen<br />
von Absolventen bereits vor der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er gestuften<br />
Studiengangsstruktur etabliert. Dieser Prozess der E<strong>in</strong>führung<br />
hat sich weiter fortgesetzt, so dass es <strong>in</strong>zwischen bei mehr<br />
als der Hälfte der existierenden <strong>Studiengänge</strong> vergeben wird. Insgesamt<br />
ist die E<strong>in</strong>schätzung verbreitet, dass sich der zusätzliche<br />
Aufwand lohne, weil die Diploma Supplements nicht nur für den<br />
Fall der <strong>in</strong>ternationalen Mobilität e<strong>in</strong>e wichtige Information darstellen<br />
können, sondern auch <strong>in</strong>nerhalb des eigenen Landes,<br />
wenn es sich um e<strong>in</strong>en Studiengang handelt, der nicht weit<br />
bekannt ist.<br />
9. Folgen für den Studienverlauf<br />
Die E<strong>in</strong>führung gestufter <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -abschlüsse hat so<br />
wenig unmittelbare Veränderungen <strong>in</strong> der Anlage des Studienangebots,<br />
<strong>in</strong> dem Prüfungssystem <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Dauer der <strong>Studiengänge</strong><br />
mit sich gebracht, dass von dieser Reform der Studiengangsstruktur<br />
auch wenig Veränderungen für die Dauer des Studiums,<br />
die Abbruchquoten <strong>und</strong> die Verteilung der Abschlüsse<br />
erwartet werden. In den Interviews wurde zumeist betont, dies<br />
sei nicht prognostizierbar, oder es wurde auf andere Faktoren –<br />
Straffung des Studiums, wachsendes Interesse von Studierenden<br />
an e<strong>in</strong>em Teilzeitstudium u.a.m. – verwiesen, die Änderungen der<br />
Studienwege zur Folge haben könnten. So wurde <strong>in</strong> den Interviews<br />
auch nicht – wie <strong>in</strong> manchen anderen europäischen Ländern<br />
– die These vertreten, dass <strong>in</strong> den kürzeren <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n<br />
sich die Studienerfolgsquote erhöhen würde. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
wird vermutet, dass die <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong><br />
nunmehr so viel dichtere Studienangebote vorsehen, dass den<br />
Studierenden weniger Gelegenheit zu teilzeitlicher Erwerbstätigkeit<br />
neben dem Studium bleibt.<br />
Nicht von Bedeutung für die Studienwege sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Veränderung<br />
bei der Erhebung von Studiengebühren zu se<strong>in</strong>, die im<br />
Zuge der Studienstrukturreform vorgenommen wurde. <strong>Universität</strong>en<br />
können nunmehr für <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> mit außerordentlicher<br />
Qualität, so genannten Top-<strong>Master</strong>-Programmen,<br />
hohe Studiengebühren erheben. Diese <strong>Studiengänge</strong> s<strong>in</strong>d jedoch<br />
oft <strong>in</strong> der Aufnahmekapazität sehr begrenzt <strong>und</strong> zugleich sehr<br />
attraktiv, so dass dies <strong>in</strong>sgesamt ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>schränkenden Auswirkungen<br />
auf die Aufnahme von <strong>Master</strong>-Studierenden hat.<br />
Somit ersche<strong>in</strong>t der Übergang von e<strong>in</strong>em <strong>Bachelor</strong>-Studium<br />
zum <strong>Master</strong>-Studium als der e<strong>in</strong>zige Aspekt der neuen Studiengangsstruktur,<br />
bei dem neue Weichenstellungen für die Studienwege<br />
erfolgen könnten. Aber auch dort werden <strong>in</strong> den Niederlanden<br />
ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>schneidenden Veränderungen erwartet.<br />
In den Niederlanden erfolgt die Umstellung der Studiengangsstruktur<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weise, dass die Studierenden von <strong>Universität</strong>en<br />
nach dem erfolgreichen Abschluss des <strong>Bachelor</strong>s <strong>in</strong> der<br />
Regel e<strong>in</strong> <strong>Master</strong>-Studium aufnehmen. Zugangsbarrieren zum<br />
<strong>Master</strong>-Studium s<strong>in</strong>d – im europäischen Vergleich gesehen – <strong>in</strong><br />
den Niederlanden äußerst ger<strong>in</strong>g. So gibt es die gesetzliche Vorgabe,<br />
dass für alle <strong>Bachelor</strong>-Absolventen die Möglichkeit der Fortführung<br />
des Studiums an derselben <strong>Universität</strong> gegeben se<strong>in</strong><br />
muss. Im E<strong>in</strong>zelnen wurde für die <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> seitens<br />
der <strong>Universität</strong>en festgelegt, ob als Zugangsvoraussetzung e<strong>in</strong><br />
<strong>Bachelor</strong> irgende<strong>in</strong>er Fachrichtung reicht oder e<strong>in</strong> <strong>Bachelor</strong> <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em bestimmten Fach <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er begrenzten Zahl von aff<strong>in</strong>en<br />
Fächern. Selten gibt es weitere E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> den Zugangsvoraussetzungen;<br />
allerd<strong>in</strong>gs haben viele <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong><br />
kapazitätsbed<strong>in</strong>gt Zulassungsbeschränkungen e<strong>in</strong>geführt <strong>und</strong><br />
wählen zum Beispiel auf der Basis von Noten im <strong>Bachelor</strong>-Studium<br />
oder auch mit Hilfe von Interviews unter den Bewerbern aus.<br />
Deutliche Grenzen des Zugangs zu universitären <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n<br />
wurden lediglich für <strong>Bachelor</strong>-Absolventen von Hogescholen<br />
e<strong>in</strong>gerichtet. So werden von den <strong>Bachelor</strong>-Absolventen<br />
e<strong>in</strong>er Hogeschole nur die besten zu e<strong>in</strong>em <strong>Master</strong>-Studiengang an<br />
e<strong>in</strong>er <strong>Universität</strong> zugelassen: Diejenigen von ihnen, die im Durch-