Bachelor- und Master-Studiengänge in ... - Universität Passau
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66 Norwegen LÄNDERFALLSTUDIE<br />
hat die Aufgabe, potenzielle Beschäftiger von Hochschulabsolventen<br />
<strong>und</strong> andere gesellschaftliche Interessengruppen über den<br />
Hochschulbereich zu <strong>in</strong>formieren. Auch die im Laufe der letzten<br />
zehn Jahren an vielen Hochschulen e<strong>in</strong>gerichteten career centres<br />
widmen sich nunmehr der Aufgabe, den Arbeitsmarkt – über<br />
Websites oder andere Wege – über die Fähigkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen<br />
der <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-Absolventen zu <strong>in</strong>formieren.<br />
Im Jahre 2004 gab es bereits e<strong>in</strong>ige <strong>Bachelor</strong>-Absolventen – vor<br />
allem solche, die im Laufe ihres Studiums <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en neu etablierten<br />
<strong>Bachelor</strong>-Studiengang umgestiegen waren, aber auch e<strong>in</strong>ige von<br />
den wenigen <strong>Studiengänge</strong>n, die sehr früh auf die neuen<br />
Abschlüsse umgestellt hatten. Es liegen jedoch noch ke<strong>in</strong>e Daten<br />
zum beruflichen Verbleib vor.<br />
Auf die Frage, wieweit die <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong> eher für<br />
e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Beruf oder für e<strong>in</strong> Weiterstudium qualifizieren,<br />
me<strong>in</strong>te e<strong>in</strong> Dean, der zuvor außerhalb der <strong>Universität</strong> berufstätig<br />
gewesen war: „Die <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong> tun beides, das<br />
ist abhängig vom Fach. Die Industrie ist an dreijährige <strong>Studiengänge</strong><br />
nicht gewöhnt, <strong>und</strong> die Unternehmen ziehen die <strong>Master</strong>-<br />
Absolventen vor. <strong>Bachelor</strong>-Absolventen werden von ihren Qualifikationen<br />
her gesehen eher der Ebene der Techniker zugeordnet.“<br />
Allgeme<strong>in</strong> wird angenommen, dass die Beschäftiger für höhere<br />
Positionen <strong>Master</strong>-Absolventen vorziehen. Auch äußerten die<br />
befragten Vertreter der nationalen Organisation der Studierenden<br />
an <strong>Universität</strong>en die Ansicht, dass <strong>Bachelor</strong>-Absolventen von<br />
<strong>Universität</strong>en e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Grad an Beschäftigungsfähigkeit<br />
erlangen als <strong>Bachelor</strong>-Absolventen von den Colleges. Angenommen<br />
wird schließlich, dass Absolventen alter <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong><br />
neuer <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong> zum<strong>in</strong>dest so lange generell bessere<br />
Beschäftigungsaussichten haben, wie – trotz aller Bemühungen<br />
um Transparenz – noch unklar sei, mit welchen Kompetenzen e<strong>in</strong><br />
<strong>Bachelor</strong>-Absolvent auf den Arbeitsmarkt käme. Etwas bessere<br />
Chancen könnten sich <strong>Bachelor</strong>-Absolventen <strong>in</strong> Regionen ausrechnen,<br />
die von Abwanderung bedroht seien.<br />
Der <strong>in</strong>terviewte Vertreter des Arbeitgeberverbandes me<strong>in</strong>te<br />
allerd<strong>in</strong>gs, dass zwischen den traditionellen cand.mag.-Abschlüssen<br />
<strong>und</strong> den neuen <strong>Bachelor</strong>-Abschlüssen ke<strong>in</strong> so großer Unterschied<br />
bestehe. Die Arbeitgeber achteten weniger auf den Namen<br />
des Abschlusses als vielmehr darauf, was e<strong>in</strong> Bewerber <strong>in</strong>haltlich<br />
gemacht habe. Im Übrigen seien die langen Studienzeiten <strong>in</strong> Norwegen<br />
schon lange mit Sorge betrachtet worden.<br />
11. Charakteristika der E<strong>in</strong>führung gestufter Abschlüsse <strong>in</strong><br />
Norwegen – e<strong>in</strong>e zusammenfassende Betrachtung<br />
Die E<strong>in</strong>führung der gestuften <strong>Studiengänge</strong> ist <strong>in</strong> Norwegen <strong>in</strong><br />
weit reichende Reformen zur Erhöhung der Qualität des Studiums<br />
e<strong>in</strong>gebettet – unter anderem zur besseren Koord<strong>in</strong>ation der<br />
<strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> zum Ausbau von Evaluationsaktivitäten. Diese<br />
weitere E<strong>in</strong>bettung trug e<strong>in</strong>deutig zur Akzeptanz der E<strong>in</strong>führung<br />
gestufter <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>gehenden Bemühungen um<br />
e<strong>in</strong>e abgestimmte Reform von Inhalten <strong>und</strong> Strukturen bei.<br />
Die E<strong>in</strong>führung der neuen <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -abschlüsse<br />
erfolgte schlagartig. Abgesehen davon, dass e<strong>in</strong>zelne Diszipl<strong>in</strong>en<br />
von der Umstellung auf die gestuften Abschlüsse ausgenommen<br />
wurden, gab es nur wenige Vorläufer <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Nachzügler bei<br />
der Implementation.<br />
Die E<strong>in</strong>führung von <strong>Bachelor</strong>- <strong>und</strong> <strong>Master</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n war<br />
<strong>in</strong> Norwegen von Beg<strong>in</strong>n an mit e<strong>in</strong>er Reform der Promotionsstudien<br />
verb<strong>und</strong>en. Hier wurden Titel vere<strong>in</strong>heitlicht, die Angebote<br />
auf e<strong>in</strong>e dreijährige Dauer gestrafft <strong>und</strong> verschiedene Maßnahmen<br />
für e<strong>in</strong>e bessere Betreuung <strong>und</strong> Infrastruktur ergriffen.<br />
Mit der E<strong>in</strong>führung der gestuften <strong>Studiengänge</strong> waren verschiedene<br />
formale Veränderungen verb<strong>und</strong>en. Das bereitete<br />
kaum Probleme im H<strong>in</strong>blick auf Credits oder Diploma Supplements,<br />
aber die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es neuen, kont<strong>in</strong>gentierenden<br />
Notensystems stieß auf Vorbehalte <strong>und</strong> Verständnisprobleme.<br />
Generell wird angenommen, dass die Reformen e<strong>in</strong>e doppelte<br />
strukturelle Wirkung haben. Auf der e<strong>in</strong>en Seite wird das Hochschulsystem<br />
dadurch e<strong>in</strong>heitlicher, dass sich mit der E<strong>in</strong>führung<br />
der gestuften <strong>Studiengänge</strong> <strong>und</strong> -abschlüsse die Unterschiede<br />
zwischen den Studienangeboten <strong>in</strong> den verschiedenen Arten von<br />
Hochschulen verr<strong>in</strong>gern. Auf der anderen Seite wird das Hochschulsystem<br />
dadurch vielfältiger, weil die Vielfalt der Profile der<br />
e<strong>in</strong>zelnen <strong>Studiengänge</strong> zuzunehmen sche<strong>in</strong>t.<br />
Am stärksten kontrovers diskutiert werden <strong>in</strong> Norwegen die<br />
Wirkungen der zeitlichen Verkürzung der Studienangebote: Das<br />
<strong>Bachelor</strong>-Studium ist kürzer als die vorher bestehenden kürzeren<br />
Studienangebote von vier Jahren <strong>und</strong> für das Erreichen des<br />
<strong>Master</strong>-Abschlusses ist weniger Zeit vorgesehen als zuvor für die<br />
höheren Kandidaten-Abschlüsse. Die E<strong>in</strong>führung der gestuften<br />
Struktur habe oft zu Stoffüberfrachtung geführt; sie entmutige<br />
Mobilität jeder Art, <strong>und</strong> sie wirke auch den sonst verbreiteten<br />
Bemühungen um Qualitätssteigerung entgegen.<br />
Unsicherheit herrscht noch über die Zukunft des <strong>Bachelor</strong> auf<br />
dem Arbeitsmarkt. Unstrittig ist die Annahme, dass er eher auf<br />
mittlere Positionen als auf klassische Akademikerpositionen<br />
zuführt, aber offen ist derzeit noch, wie sich generell die Beschäftigungschancen<br />
für <strong>Bachelor</strong>-Absolventen entwickeln <strong>und</strong> wieweit<br />
den <strong>Bachelor</strong>-<strong>Studiengänge</strong>n generell e<strong>in</strong>e ausreichende<br />
Berufsvorbereitung zugeschrieben wird. Allerd<strong>in</strong>gs verlaufen<br />
Diskussionen über solche Unsicherheiten <strong>in</strong> Norwegen weitaus<br />
entspannter als <strong>in</strong> vielen anderen europäischen Ländern. Dazu<br />
trägt bei, dass der Anteil der Hochschulabsolventen unter den<br />
Berufsanfängern <strong>in</strong> Norwegen seit langem zu den höchsten der<br />
Welt zählt <strong>und</strong> dass dabei die Zahl der Absolventen relativ kürzerer<br />
<strong>Studiengänge</strong> die Zahl der Absolventen relativ langer <strong>Studiengänge</strong><br />
seit langem deutlich übersteigt. Nicht zuletzt ist von<br />
Bedeutung, dass die Arbeitsmarktsituation <strong>in</strong> Norwegen im europäischen<br />
Vergleich für die Arbeitnehmerseite äußerst günstig ist.<br />
Die E<strong>in</strong>führung gestufter <strong>Studiengänge</strong> bedeutete <strong>in</strong> Norwegen<br />
im Bereich der Geistes- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften e<strong>in</strong>en stärkeren<br />
Abschied von bestehenden Traditionen als im Bereich der<br />
Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften. Das zog Probleme bei der<br />
Implementation nach sich, sche<strong>in</strong>t jedoch auch zu e<strong>in</strong>er Fülle<br />
<strong>in</strong>teressanter curricularer Reformen geführt zu haben: Teils spielten<br />
dabei Bemühungen um e<strong>in</strong>e stärkere Praxisorientierung e<strong>in</strong>e<br />
Rolle; vor allem aber nahm das Angebot <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer <strong>Studiengänge</strong><br />
erheblich zu.<br />
Die meisten Elemente der derzeitigen Reform des norwegischen<br />
Hochschulsystems stellen etablierte Strukturen <strong>und</strong> Tradi-