Tradition1.pdf (Download) - Medienwissenschaft - HU Berlin
Tradition1.pdf (Download) - Medienwissenschaft - HU Berlin
Tradition1.pdf (Download) - Medienwissenschaft - HU Berlin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Unabschließbarkeit des Sinnhorizontes rechnen muß" ; so<br />
ist Überlieferung ganz im Sinne der triadischen Semiotik von<br />
Charles Saunders Peirce (und von Umberto Ecos Offenem<br />
Kunstwerk) durch den endlosen Verweis, durch<br />
"Unausschöpfbarkeit" geprägt, die Arbeit<br />
des Interpretanten. Die asketische Reduktion der Lektüre auf<br />
die "historische Frage" ist eine Operation, Widerstände zu<br />
destillieren: "Sie ist das Restprodukt eines<br />
Nichtmehrverstehens, ein Umweg, auf dem man steckenbleibt"<br />
. In der medienarchäologischen "Aufdeckung dieses Umwegs<br />
des Historischen" liegt das mediale We(i)sen<br />
des Historischen selbst; was sonst meint Überlieferung.<br />
Die hermeneutische Unterstellung sucht "die Frage zu<br />
rekonstruieren, auf die das Überlieferte die Antwort wäre"<br />
. In welcher Asymmetrie stehen nun Wissen und Wirkung<br />
"Daß das wirkungsgeschichtliche Bewußtsein etwas anderes ist<br />
als die Erforschung der Wirkungsgeschichte, die ein Werk hat,<br />
gleichsam der Spur, die ein Werk hinter sich her zieht - daß<br />
es vielmehr ein Bewußtsein des Werkes selbst ist und insofern<br />
selber Wirkung tut", betont Gadamer - hat Kultur ein<br />
eigenes Bewußtsein ihrer Tradition, und ist dieses Bewußtsein<br />
im medialen oder metaphysischen Sinn faßbar Den Gedanken, daß<br />
das wirkungsgeschichtliche Bewußtsein "gleichsam in die<br />
Wirkung selbst eingelegt" ist und damit so etwas wie<br />
den Vektor der Überlieferung darstellt, teilt Gadamer mit dem<br />
Kulturhistoriker Johan Huizinga.<br />
Wer versucht, der Überlieferung objektiv, also mit kaltem<br />
Blick gegenüberzustehen - schreibt Gadamer in seiner Kritik<br />
der empirischen Methodik und der historisch-asketischen<br />
Quellenkritik -, "der macht sie zum Gegenstand, d. h. aber, er<br />
tritt der Überlieferung frei und unbetroffen gegenüber, und<br />
indem er alle subjektiven Momente im Bezug zur Überlieferung<br />
methodisch ausschaltet, wird er dessen gewiß, was sie enthält"<br />
. Gleichzeitig aber löst sich der wissensarchäologisch<br />
distante, auf Diskontinuitäten setzende Leser damit von dem<br />
"Fortwirken der Tradition , in der er selbst seine<br />
geschichtliche Wirklichkeit hat" . So "zerstört, wer<br />
sich aus dem Lebensverhältnis zur Überlieferung<br />
herausreflektiert, den wahren Sinn dieser Überlieferung" <br />
- eine Kampfansage an den medienarchäologischen, also<br />
distanten Blick.<br />
Update: Erst Speicherung sichert Kultur<br />
Kultur wird von Assmann und Assmann verstanden als "der<br />
historisch veränderliche Zusammenhang von Kommunikation,<br />
89