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Ansichtsexemplar (KPB_MJ2014) - Kulturprojekte Berlin

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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />

Museum Europäischer Kulturen<br />

Was soll der »Döner« im Museum<br />

Generell besteht die Meinung, dass Objekte,<br />

die als außergewöhnlich gelten und deshalb als<br />

aufbewahrungswürdig betrachtet werden, ins<br />

Museum gehören und eine entsprechende Patina<br />

besitzen müssen. Sind also der »Döner« und<br />

alle Objekte sowie Aussagen und Forschungen,<br />

die mit ihm verbunden werden, bereits museumsreif,<br />

nur weil sie im Museum Europäischer<br />

Kulturen ausgestellt sind Dort sind sie Teil der<br />

neuen Sammlungspräsentation »Kulturkontakte<br />

– Leben in Europa« (Abb. 1, mj 4/2011), die auf<br />

700 qm einen Querschnitt des reichhaltigen Objektbestandes<br />

zu gesellschaftlichen Bewegungen<br />

und nationalen Abgrenzungen zeigt. Dazu<br />

gehört das Thema der verschiedenen Lebenswelten,<br />

die in unserer Gesellschaft gleichzeitig<br />

existieren, sich ergänzen und überschneiden<br />

können. Diese Vielgestaltigkeit ist das Ergebnis<br />

jahrhundertealter und aktueller Kulturkontakte,<br />

ausgelöst vor allem durch Migration und Handelstätigkeiten.<br />

Beispielhaft dafür ist ein Fastfood,<br />

das seinen Ursprung in <strong>Berlin</strong> hat: der Döner-Kebab<br />

im Brot, kurz »Döner« genannt.<br />

Eigentlich stammt der Döner-Kebab aus der<br />

Türkei; der »Drehbraten« wird in Scheiben aufgespießt<br />

und rotiert vor einem Gasgrill. Aber die<br />

Mischung der hauchdünn abgeschnittenen<br />

Kalb- oder Rindfleischstückchen mit Salaten,<br />

Zwiebeln und Saucen in einer aufgeschnittenen<br />

Fladenbrottasche (»pide«) wurde in <strong>Berlin</strong> in<br />

den frühen 1970er-Jahren von einem türkischen<br />

Arbeitsmigranten erfunden. Nachdem 1973 die<br />

Anwerbung von »Gastarbeitern« nach Deutschland<br />

gestoppt wurde, erfolgte der weitere Zuzug<br />

von Menschen nur noch im Rahmen der Familienzusammenführung.<br />

Die meisten von ihnen<br />

lebten in größeren Städten, insbesondere<br />

<strong>Berlin</strong>. Diese damals neue Situation, verbunden<br />

mit der Strukturkrise der frühen 1980er-Jahre<br />

und der damit einhergehenden Arbeitslosigkeit,<br />

nötigte viele Migranten zur Selbstständigkeit.<br />

Heute gibt es in Deutschland etwa 15 000<br />

Döner-Imbiss-Betriebe, davon allein 1600 in<br />

<strong>Berlin</strong>. In Deutschland werden jährlich über<br />

720 000 000 Döner verkauft. Das entspricht einem<br />

täglichen Konsum von 200 000 kg Fleisch;<br />

25 000 kg werden allein in <strong>Berlin</strong> verzehrt. Das<br />

Fleisch wird aus Deutschland, Frankreich, den<br />

Niederlanden und Belgien importiert. Die Spieße<br />

werden mit einem Gewicht von 5 bis 70 kg auf<br />

Vorrat und Bestellung hergestellt und in gefro-<br />

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M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2

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