Ansichtsexemplar (KPB_MJ2014) - Kulturprojekte Berlin
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Antikensammlung | Ausstellungen<br />
rung in der Metalltechnologie erhielt: das Ersetzen<br />
von reinem Kupfer durch die härtere Legierung<br />
Bronze. Am Anfang dieser Zeit, in der Frühbronzezeit<br />
(ca. 3200 bis 2200/1900 v. Chr.), kam<br />
es auf den agäischen Kykladeninseln zu einer<br />
kulturellen Blüte. Einer der wichtigen Grundsteine<br />
für diese Entwicklung und den Aufstieg<br />
zu Hochkulturen war der Bau der ersten Langboote,<br />
die mit ihrer höheren Ladekapazität und<br />
Reichweite unter anderem den ertragreichen<br />
Fernhandel ermöglichten.<br />
Die Steinbearbeitungsfertigkeiten der Inselbewohner<br />
fanden Ausdruck in qualitätsvollen<br />
Steingefäßen sowie in den ersten Menschendarstellungen<br />
der ägäischen Bronzezeit: den sogenannten<br />
Kykladenidolen. In der Regel in Marmor<br />
gehauen, stellen sie meist weibliche Figuren dar<br />
und wurden oft in Gräbern gefunden, wie die drei<br />
Exemplare des Grabfundes von der Insel Syros<br />
(Abb. 1) und möglicherweise die weiteren Figuren<br />
wohl von den Inseln Delos, Seriphos und<br />
Amorgos veranschaulichen. Abstrakte, schlichte,<br />
elegante Darstellungen aus weißem griechischen<br />
Marmor – dieses ist die gängige, jedoch<br />
falsche Vorstellung von diesen Figuren. In der Tat<br />
zeichnen sich die Idole durch eine klare Formensprache<br />
aus, aber sie waren nicht strahlend weiß,<br />
sondern bunt bemalt, wie Forschungen nachgewiesen<br />
haben. Im 19. Jahrhundert wurden sie als<br />
»kleine Scheusale aus Marmorsplittern« betitelt;<br />
erst durch Künstler der Moderne wie Pablo Picasso,<br />
Alexander Achipenko, Hans Arp, Costantin<br />
Brâncuşi und Henry Moore erfuhren sie Anerkennung<br />
als Werke von ewiger Schönheit.<br />
In der späten Bronzezeit im 2. Jahrtausend v.<br />
Chr. erreichte die Entwicklung in der Ägäis einen<br />
Höhepunkt mit der Entstehung der Palastkultur:<br />
Es wurden zuerst die minoischen und von diesen<br />
beeinflusst wenig später auf dem griechischen<br />
Festland, die mykenischen Paläste gebaut. Diese<br />
teilweise imposanten Anlagen waren Sitze von<br />
Fürsten, wichtige Orte für das umgebende Territorium<br />
und vereinten mehrere Funktionen; sie<br />
umfassten Handelsplätze, Werkstätten und waren<br />
auch Kultorte. Darbringung von Gaben an<br />
die Götter und Kultmahle fanden hier aber auch<br />
in Höhlen, auf Berggipfeln und in Naturheiligtümern<br />
statt, wie zum Beispiel einige vor Ort gefunden<br />
Kultgefäße (Rhyta) verdeutlichen. Diese<br />
fein bemalten Rinngefäße in verschiedenen Formen<br />
sind typisch für die minoisch-mykenische<br />
Kultpraxis und in der Schau in konischer, Stieroder<br />
in Kannenform zu bestaunen (Abb. 4). Alle<br />
sind mit einer Öffnung im Boden versehen, die<br />
für das Trankopfer (etwa Blut von einem geschlachteten<br />
Stier) bestimmt war.<br />
Einst waren die Paläste in Knossos, Phaistos<br />
auf Kreta und auf dem Peloponnes, in Mykene,<br />
Tyrins und Pylos mit prächtigen Wandmalereien<br />
geschmückt. Auch imposante Bauten und reiche<br />
Gräber im Umfeld dieser Zentren zeugen<br />
vom Reichtum der Epoche. Dazu zählen die eindrucksvollen<br />
Kuppelgräber von Mykene: Am berühmtesten<br />
ist das sogennante Schatzhaus des<br />
Atreus, ein gewaltiges Grab mit einem ca. 40 m<br />
langen Gang (Dromos), aus dessen ursprünglich<br />
farbig gefasster Vorderseite das ausgestellte<br />
Kapitellfragment stammt (Abb. 2). Möglicherweise<br />
aus den Gräbern hochrangiger Personen,<br />
die wahrscheinlich in Verbindung mit dem Palast<br />
eine wichtige Rolle spielten bzw. ein Amt<br />
bekleideten, stammen einige der akribisch fein<br />
gearbeiteten Schmuckobjekte und Siegel (Abb.<br />
3), die wohl eine kultische Bedeutung, aber auch<br />
eine rechtliche Funktion hatten.<br />
Vor allem von den Palast- und Hochkulturen<br />
des östlichen Mittelmeerraums wurden vielerlei<br />
Anregungen übernommen, wie die Schrift,<br />
die zu Wirtschafts- und Verwaltungszwecken<br />
verwendet wurde und uns in Tontafeln mit eingeritzten<br />
Zeichen überliefert ist.<br />
Die fein bemalte mykenische Keramik war<br />
nicht nur an ihren Ursprungsorten zu finden,<br />
sondern auch an vielen Orten im Mittelmeerraum.<br />
Sie wurde nach Ägypten, Zypern, Rhodos,<br />
Kleinasien und in die Levante exportiert und<br />
teilweise auch an diesen Orten produziert.<br />
Gewaltige Zerstörungen um 1200 v. Chr. markierten<br />
den Anfang vom Ende der Palastgesellschaften<br />
und der Bronzezeit in der Ägäis.<br />
Homers weltberühmte Epen, Ilias und Odyssee,<br />
reichen bis in die Spätbronzezeit zurück und<br />
erinnern an diese Ereignisse: an den Kampf um<br />
Troja und die Irrfahrten des Odysseus.<br />
Laura-Concetta Rizzotto<br />
Die Autorin ist Ausstellungskuratorin und wissenschaftliche<br />
Museumsassistentin in der Antikensammlung SMB.<br />
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