Ansichtsexemplar (KPB_MJ2014) - Kulturprojekte Berlin
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775 Jahre <strong>Berlin</strong> – Stadt der Vielfalt<br />
Museum im Böhmischen Dorf<br />
275 Jahre Böhmisch-Rixdorf<br />
Jubiläen in <strong>Berlin</strong>-Neukölln<br />
Schwesterntracht, Musiktraditionen und dörfliches<br />
Spielzeug im Museum im Böhmischen Dorf. Foto: Henry Bloch<br />
Als vor 90 Jahren der »rasende Reporter« Egon<br />
Erwin Kisch das Böhmische Dorf in <strong>Berlin</strong> ein<br />
»beinahe deplaciertes Idyll« nannte, war nicht abzusehen,<br />
dass dies auch noch im Jahr 2012 gelten<br />
würde. Ganz und gar nicht deplatziert lädt seit<br />
2005 das kleine Heimatmuseum am Orte ein. Es<br />
befindet sich im alten Schul- und Anstaltshaus<br />
der Rixdorfer Brüdergemeine von 1753.<br />
Kisch konnte bei seinem Rundgang noch mühelos<br />
tschechische Namen an Gehöften und Geschäften<br />
ablesen und übersetzen oder die inzwischen<br />
eingedeutschten Namen wieder böhmisch<br />
klingen lassen. Bevor sich die Geschichte dieses<br />
einmaligen Ortes nur noch von Grabsteinen auf<br />
dem nahegelegenen Böhmischen Gottesacker<br />
ablesen lassen würde, hat man das Museum im<br />
Böhmischen Dorf gegründet.<br />
Es ist ein privat initiiertes Museum von Ortsansässigen<br />
und Nachfahren der in Rixdorf angesiedelten<br />
Böhmen. Die Geschichte ihrer Flucht<br />
und Vertreibung, ihrer Ansiedlung, Entwicklung<br />
und Integration wird in zwei Stuben des ehemaligen<br />
Schulhauses, das seit 1909 als Wohnhaus<br />
dient, gezeigt und erzählt. Manchmal erzählen<br />
uns auch die Museumsbesucher ihre Geschichte,<br />
überlassen uns Ausstellungsstücke und sind<br />
erfreut, dass sie sich schon ausgestellt auf einem<br />
Foto entdeckt haben. Die Exponate entstammen<br />
größtenteils aus Familienbesitz. Darunter befinden<br />
sich ganz alltägliche Dinge, aber auch Musikinstrumente,<br />
die in der Vergangenheit und<br />
Gegenwart der böhmischen Gemeine eine große<br />
Rolle spielen. Die Fotos erzählen viele Geschichten<br />
aus Dorf, Familie und Gemeine und<br />
die früher zum Dorf gehörenden Kirchentrachten,<br />
die Hauben der Schwestern, könnten bald<br />
nur noch im Museum zu finden sein.<br />
Die beiden Museumsräume waren schnell<br />
mit Vitrinen und Ausstellungsstücken gefüllt.<br />
Die räumliche Begrenzung in dem denkmalgeschützten<br />
Gebäude stellt immer wieder eine Herausforderung<br />
dar, etwa wenn im Rixdorfer Jubiläumsjahr<br />
2012 neben der Dauerausstellung<br />
das Denkmal des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelms<br />
I. und dessen Schöpfer Alfred Reichel gewürdigt<br />
werden soll. Dieses Denkmal, das als<br />
Wahrzeichen des Dorfes am Eingang der Kirchgasse<br />
vis-à-vis dem Schulhaus steht, könnte man<br />
ganz forsch als prominentestes Stück des Museums<br />
ansehen. Dem König wurde vor 100 Jahren<br />
»von den dankbaren Nachfahren der hier aufgenommenen<br />
Böhmen« diese Statue gestiftet. Es<br />
ist seit Langem das einzige Denkmal in ganz<br />
Deutschland, das an Friedrich Wilhelm I. erinnert.<br />
Für die Rixdorfer Böhmen jedoch ist er eine<br />
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