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Ansichtsexemplar (KPB_MJ2014) - Kulturprojekte Berlin

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Museum für Vor- und Frühgeschichte | Ausstellungen<br />

zur Verfügung. An prominenter Stelle und im<br />

Herzen der <strong>Berlin</strong>er Museumslandschaft erfährt<br />

dieses Projekt dadurch eine besondere Würdigung.<br />

Die dritte Ebene ist für die Ausstellung<br />

besonders geeignet. Die als Rundgang konzipierte<br />

Raumfolge ermöglicht eine chronologisch<br />

und thematisch stringent geführte Ausstellungskonzeption.<br />

Damit geht ein spannungsreicher<br />

Wechsel der Exponatgattungen einher,<br />

der die Aufmerksamkeit der Besucher stets aufs<br />

Neue weckt.<br />

Die Gliederung ist zugleich eine Einladung,<br />

über die wichtigsten Städte einen Zugang zur<br />

russischen Geschichte zu finden. Die Zeit bis um<br />

1800 ist in drei Abteilungen aufgeteilt: Nowgorod<br />

steht für die hoch- und spätmittelalterlichen<br />

Handelskontakte, Moskau für das aufstrebende<br />

Zarenreich, Petersburg für die Hinwendung<br />

Russlands zu Europa am Beginn des<br />

18. Jahrhunderts.<br />

Mit der Wahl der Städte ist auch ein Wechsel<br />

der Objektarten verbunden. Im Nowgoroder<br />

Raum dominieren archäologische Funde und<br />

das herausragende Gestühl der Rigafahrer aus<br />

der Stralsunder Nicolaikirche. Bei Moskau binden<br />

die Werke der Goldschmiedekunst die Aufmerksamkeit,<br />

die als diplomatische Geschenke<br />

in die Schatzkammern des Kreml gelangt sind.<br />

Der folgende große Saal ist St. Petersburg und<br />

den intensiven Verbindungen im 18. Jahrhundert<br />

gewidmet. Schwerpunkte bilden dabei in der<br />

Zeit Peters des Großen die Forschungsreisen<br />

und die Gründung der Akademie der Wissenschaften<br />

sowie die Gemälde aus den von Katharina<br />

der Großen erworbenen Kunstsammlungen,<br />

die den Grundstock der Sammlungen<br />

der Petersburger Eremitage bilden.<br />

Um wie vieles schwieriger ist es, die Beziehungen<br />

im 19. Jahrhundert darzustellen! Die Zahl<br />

und Vielfalt von Verbindungen und Exponaten<br />

nimmt dramatisch zu, eine lineare Erzählung erscheint<br />

nicht mehr möglich. Daher ist hier das<br />

Raumbild anders gewählt worden. Drei bankartige<br />

Einbauten gliedern längs den Raum. Ihnen<br />

sind Oberthemen zugeordnet: »Politik und<br />

Gesellschaft«, »Wirtschaft und Wissenschaft«,<br />

»Kunst und Kultur«.<br />

Die Besucher sind frei in der Wahl ihrer Zugänge,<br />

Durchlässe in den Bänken ermöglichen<br />

Fjodor S. Rokotow,<br />

Katharina im Zarenornat,<br />

1770, Öl auf<br />

Leinwand, 264 × 198 cm.<br />

Staatliches Historisches<br />

Museum Moskau.<br />

© bpk/Staatliches<br />

Historisches Museum<br />

Moskau. Foto: Alfredo<br />

Dagli Orti<br />

den Wechsel von einem Erzählstrang zum anderen<br />

und zeigen, wie verwoben die vielen Entwicklungslinien<br />

miteinander sind. Hier sei nur<br />

ein zunächst unscheinbares und kaum fingernagelgroßes<br />

Exponat genannt. Es ist der noch<br />

heute in <strong>Berlin</strong> im Naturkundemuseum bewahrte<br />

Diamant, den der russische Kaiser aus Dank<br />

für die Forschungen im Ural an Alexander von<br />

Humboldt sandte.<br />

Die Zäsur<br />

Wie ein Keil ragt eine schräg gestellte, spitze,<br />

metallisch beschlagene Wand in den Raum. Sie<br />

unterbricht die bisherigen Verbindungsstränge.<br />

Die Architektur deutet die große Zäsur in<br />

den deutsch-russischen Beziehungen an, die der<br />

Erste Weltkrieg und die Revolution bedeuten.<br />

Der im öffentlichen Bewusstsein viel präsentere<br />

Zweite Weltkrieg verdrängt häufig die Erinnerung<br />

an diesen folgenreichen Krieg und die folgende<br />

kurze Zwischenkriegszeit, in der keine<br />

stabilen Strukturen entstehen konnten. Der zunehmende<br />

Terror unter Stalin in Russland und<br />

die nationalsozialistische Machtübernahme in<br />

Deutschland führten direkt in die nächste Katastrophe.<br />

Der Hitler-Stalin Pakt und das geheime<br />

Zusatzprotokoll dokumentieren in der Ausstellung<br />

die Verbindung der beiden Diktatoren,<br />

bis mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion<br />

die schrecklichste Phase der Deutsch-Russischen<br />

Geschichte begann.<br />

Der Krieg<br />

Wie kann man sich diesen vier Jahren, in denen<br />

25–30 Millionen Einwohner der Sowjetunion und<br />

fünf Millionen Deutsche im Osten ums Leben<br />

M U S E U M S J O U R N A L 4 / 2 0 1 2 | 5 7

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