Ansichtsexemplar (KPB_MJ2014) - Kulturprojekte Berlin
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Käthe-Kollwitz-Museum <strong>Berlin</strong> | Ausstellungen<br />
Käthe Kollwitz, Nachdenkende<br />
Frau, 1920. Kreidelithografie,<br />
28,7 × 26,5 cm. Käthe-Kollwitz-<br />
Museum <strong>Berlin</strong>.<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012.<br />
Foto: Studio Bartsch<br />
schau im heutigen Staatlichen Puschkin-Museum<br />
in Moskau, die dem 60. Geburtstagsjubiläum<br />
der deutschen Künstlerin gewidmet war.<br />
Zwei weitere nennenswerte Ausstellungen<br />
mit Werken von Käthe Kollwitz, die 1924 und<br />
1932 in der sowjetischen Hauptstadt gezeigt<br />
wurden, gehören in die Zeit großer Vielfalt und<br />
Intensität, die das Deutsche Reich und die Sowjetunion<br />
auf unterschiedlichen künstlerischen<br />
Gebieten miteinander verband. Ihre Aufmerksamkeit<br />
galt nicht allein dem Zeitgeschichtlichen<br />
und Politischen, auch die russische Literatur<br />
begeisterte sie. Käthe Kollwitz las Dostojewski,<br />
Tolstoi und vor allem Gorki, dessen »Nachtasyl«<br />
im Hause Kollwitz unter Beteiligung aller Generationen<br />
der Familie und ihrer engsten Freunde<br />
zur Aufführung gelangte.<br />
DasInteresse derKünstlerin Kollwitz an Russland<br />
wird in der Ausstellung in einem historischkünstlerischen<br />
Zeitverständnis untersucht. Die<br />
sozialkritische Kunst und Literatur in Russland<br />
um die Jahrhundertwende gewinnt in diesem<br />
Zusammenhang ebenso starke Bedeutung wie<br />
die Ereignisse in der Sowjetunion nach 1917 und<br />
die Entwicklung deutsch-russischer Beziehungen<br />
in den zwanziger und dreißiger Jahren des<br />
20. Jahrhunderts.<br />
In der Ausstellung wird Käthe Kollwitz’ Wahlverwandtschaft<br />
mit Russland aus drei Perspektiven<br />
betrachtet: Zum einen haben wir es mit<br />
einer Rekonstruktion der 1928 in Moskau, dem<br />
damaligen Leningrad und Kazan gezeigten Ausstellung<br />
ihrer Werke zu tun. Die Auswahl der Objekte<br />
kann als typisch für die damalige Wahrnehmung<br />
ihrer Kunst in der Sowjetunion angesehen<br />
werden. Diese rekonstruierte Ausstellung wird<br />
ergänzt um Werke der Künstlerin, die damals außer<br />
Acht gelassen wurden, unser heutiges Kollwitz-Bild<br />
aber entscheidend prägen. Dazu gehören<br />
Bilder mit Motiven, die der christlichen Bildtradition<br />
entlehnt sind, aber auch die plastischen<br />
Arbeiten der Künstlerin, die in Russland bis heute<br />
weitgehend unbekannt sind. Der dritte Teil<br />
der Ausstellung bietet die Erweiterung der Kollwitz-Exponate<br />
um Werke russischer Künstler,<br />
die sich durch Käthe Kollwitz angeregt fühlten<br />
oder sich mit eigenen Bildfindungen auf sie berufen:<br />
W. Faworskij (1886–1964), N. Gontscharowa<br />
(1881–1962), A. Krawtschenko (1889–1940),<br />
V. Sidur (1924–1986), D. Moor (Orlov) (1883–<br />
1946) und andere. Neben den Kunstwerken veranschaulichen<br />
Dokumente unterschiedlicher<br />
Art sowie historische Kataloge die Beziehung<br />
zwischen Käthe Kollwitz und Russland.<br />
Gudrun Fritsch<br />
Die Autorin ist Kuratorin der Ausstellung.<br />
Der Katalog zur Ausstellung erscheint im E. A. Seemann<br />
Verlag Leipzig, ca. 208 Seiten mit über 100 meist<br />
farbigen Abbildungen und enthält Beiträge russischer<br />
und deutscher Kunstwissenschaftler (Ivan Czeczot,<br />
Peter H. Feist, Gudrun Fritsch, Uwe Hartmann).<br />
Die Realisierung des Projekts wird aus Mitteln der<br />
Stiftung Deutsche Klassenlotterie <strong>Berlin</strong> ermöglicht.<br />
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