Ansichtsexemplar (KPB_MJ2014) - Kulturprojekte Berlin
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Ausstellungen<br />
Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen<br />
Martin Scorsese<br />
8. November 2012 bis 7. April 2013<br />
Martin Scorsese ist ein großer Stilist und<br />
Archäologe des Kinos. Als einer der bedeutendsten<br />
amerikanischen Regisseure erzählt<br />
er in seinen Filmen von den Menschen<br />
und den Konflikten seines Landes. Die Ausstellung<br />
zeigt, wie sehr seine individuelle<br />
künstlerische Erzählweise das moderne<br />
amerikanische Kino geprägt hat, und legt<br />
zugleich seine Inspirationsquellen und Arbeitsweisen<br />
offen. Scorsese hat in New<br />
York Film studiert, und das Spektrum seines<br />
Œuvres reicht von experimentellen<br />
Anfängen über den Dokumentar- und Musikfilm<br />
bis zum Psychothriller. Zahlreiche<br />
Stoffe sind autobiografisch motiviert, und<br />
ein zentraler Schauplatz ist Scorseses Geburtsstadt<br />
New York.<br />
Die Gestaltung der Schau wird raumgreifende<br />
Videoinstallationen und emblematische<br />
Originalobjekte in Beziehung<br />
setzen. Es ist die weltweit erste Ausstellung<br />
über Martin Scorsese anlässlich seines<br />
Robert De Niro (Travis Bickle), »Taxi Driver«, USA 1976.<br />
70. Geburtstags am 17. November 2012. Sie Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen<br />
wird unter anderem die persönliche Sammlung<br />
des Regisseurs, die Robert De Niround<br />
Paul Schrader-Collection sowie die Sammlung<br />
seines Production Designers Dante Fer-<br />
zugleich eine Studie über das Leben der italonet<br />
der Regisseur ein Porträt seiner Eltern und<br />
retti auswerten.<br />
amerikanischen Einwandererfamilien in den<br />
In den Filmen von Martin Scorsese mögen USA. Der Begriff »Familie« meint zugleich die<br />
die Schauplätze und Zeiten wechseln, bestimmten<br />
Figurenkonstellationen begegnen wir im-<br />
und Orientierung bietet. Filme wie »Good Fel-<br />
»Mafia«, die den jungen Männern scheinbar Halt<br />
mer wieder. Die Familie mit ihren patriarchalischen<br />
Strukturen bildet das Fundament der itaed«<br />
(2006) zeigen, wie schwer es ist, sich aus<br />
las« (1990), »Casino« (1995) oder »The Departlienischen<br />
Einwanderer. Mit »Italianamerican« diesem System zu lösen. Im Zentrum vieler Scorsese-Filme<br />
stehen Bruderpaare, bei denen (1974), seinem zweiten Dokumentarfilm, zeich-<br />
einer<br />
für den anderen Verantwortung trägt. Ob<br />
die beiden Männer blutsverwandt sind,<br />
ist weniger von Bedeutung, doch sie sind<br />
scheinbar aneinander gefesselt. Die Annäherungen<br />
zwischen Männern und Frauen<br />
erscheinen hingegen oftmals wie ein<br />
unsicheres Tasten. Scorsese inszeniert<br />
Männer, die Schwäche zeigen wollen,<br />
doch hierfür die Gesten und das Vokabular<br />
nicht kennen. Und so stehen im Zentrum<br />
vieler seiner Filme einsame Helden,<br />
»lonely heroes«, deren Unsicherheit von<br />
Wut und Aggression überlagert wird.<br />
Martin Scorsese wuchs in Little Italy<br />
Downtown Manhattan auf, einem italienischen<br />
Mikrokosmos, der nur aus wenigen<br />
Häuserblocks bestand – eine Miniaturgesellschaft<br />
innerhalb des amerikanischen<br />
Mainstreams mit eigener Kultur<br />
und eigenen Gesetzen. Die bestimmenden<br />
Kräfte waren die Mafia und die katholische<br />
Kirche. Als Scorsese Mitte der<br />
1960er-Jahre sein Filmstudium an der<br />
New York University aufnimmt, empfiehlt<br />
ihm sein Lehrer Haig Manoogian, Geschichten<br />
aus diesem Milieu zu erzählen. So<br />
entsteht sein Spielfilmdebüt »Who’s That Knocking<br />
at My Door« (1967), und schließlich der<br />
Film, der Scorsese zum geachteten Regisseur<br />
macht: »Mean Streets« (1973). In beiden Filme<br />
steht ein Held im Zentrum, um ihn herum die<br />
normierende, zugleich Halt bietende Familie.<br />
Diese kleinste Zelle wiederum ist Teil der abgeschotteten<br />
italienischen Community, die inmitten<br />
des Molochs New York liegt. Dieses »ande-<br />
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