Ansichtsexemplar (KPB_MJ2014) - Kulturprojekte Berlin
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Aus den Sammlungen<br />
Kunstbibliothek<br />
Funktionelle Dynamik im Modell<br />
Die Architekturmodelle Erich Mendelsohns<br />
in der Sammlung Architektur<br />
Vor 125 Jahren wurde einer der bedeutendsten<br />
Architekten der Moderne in Allenstein (Ostpreußen)<br />
geboren. Erich Mendelsohn baute in<br />
Deutschland, Norwegen, England, der Sowjetunion,<br />
Palästina und den USA. Bereits mit seinen<br />
ersten Projekten – Einsteinturm Potsdam<br />
(1920), Hutfabrik Luckenwalde (1923), Verlagshaus<br />
Mosse <strong>Berlin</strong> (1923) – katapultierte er sich<br />
in die erste Liga der Avantgarde-Architektur.<br />
Nach dem Architekturstudium in <strong>Berlin</strong> und<br />
München arbeitete Mendelsohn zunächst als<br />
freischaffender Architekt in München, bis er 1918<br />
ein eigenes Architekturbüro in <strong>Berlin</strong> eröffnen<br />
konnte. Bis zu seiner Flucht vor den Nationalsozialisten<br />
1933 nach London baute er zahlreiche<br />
Fabrikgebäude und Warenhäuser. Berühmt wurden<br />
insbesondere seine Kaufhäuser, allen voran<br />
das Kaufhaus Schocken in Stuttgart. Zahlreiche<br />
Großprojekte dieser Jahre finden sich auch in<br />
<strong>Berlin</strong>: das Columbushaus am Potsdamer Platz,<br />
das Haus des Deutschen Metallarbeiterverbandes<br />
oder der Woga-Komplex mit Universum-<br />
Kino (heute Schaubühne am Lehniner Platz).<br />
Nach der Emigration aus Deutschland unterhielt<br />
Mendeslohn für einige Jahre Büros in London<br />
und Jerusalem. 1939 kehrte er Europa jedoch<br />
endgültig den Rücken: Er emigrierte zunächst<br />
nach Palästina, 1941 dann in die USA. Diese letzte<br />
Arbeitsphase zeichnet sich durch zahlreiche<br />
Synagogenbauten in verschiedenen amerikanischen<br />
Städten aus.<br />
Erich Mendelsohn starb 68-jährig am 15. September<br />
1953 in San Francisco. Seit 1975 befindet<br />
sich der umfangreiche Nachlass des Architekten<br />
in der Sammlung Architektur der Kunstbi-<br />
Unbekannter Fotograf,<br />
Erich Mendelsohn, o. J.<br />
Kunstbibliothek.<br />
© bpk/Kunstbibliothek SMB<br />
bliothek: nahezu alle Handskizzen, seine Vortragsmanuskripte,<br />
Originalabzüge der Fotos seiner<br />
Bauten, sein schriftlicher Nachlass und die<br />
Diasammlung. Weniger bekannt ist, dass die<br />
Kunstbibliothek 1988 außerdem sieben Architekturmodelle<br />
aus dem Atelier Mendelsohn erwerben<br />
konnte, die nach dem Tod seiner Frau<br />
Luise auf den Markt kamen. Sie zählen heute zu<br />
den Glanzstücken der insgesamt rund 320 Architekturmodelle<br />
umfassenden Sammlung der<br />
Kunstbibliothek. Neben Entwurfsmodellen –<br />
Ideenmodellen, Arbeits- und Ausführungsmodellen<br />
zu realisierten und nicht realisierten Bauten<br />
– kann die Sammlung der Kunstbibliothek<br />
mit Modellen gebauter Architekturen, die beispielsweise<br />
als Lehr- bzw. Anschauungsmodelle<br />
oder als Erinnerungsmodelle nachträglich entstanden<br />
sind, aufwarten. Sie hat damit, neben<br />
den Fantasiemodellen, die beiden grundsätzlich<br />
unterschiedenen Arten von Architekturmodellen<br />
in ihrem Sammlungsbestand.1<br />
Die Entwurfsmodelle aus dem Büro Mendelsohn<br />
entstammen alle der letzten Schaffensphase<br />
des Architekten. Mendelsohn realisierte in<br />
den USA vier Synagogen.Von dreien befinden sich<br />
die Modelle in der Sammlung: B’Nai Amoona in<br />
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