Ansichtsexemplar (KPB_MJ2014) - Kulturprojekte Berlin
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Kunstverein KunstHaus Potsdam | Ausstellungen<br />
Abb. 2: Emma Stibbon, Mercure<br />
Hotel, 2012. Tinte auf Papier,<br />
102 × 140 cm. © Emma Stibbon,<br />
mit freundlicher Genehmigung<br />
von upstairs berlin<br />
2009 in die Ausstellung »StadtLandschaften«<br />
der <strong>Berlin</strong>er Stiftung Stadtmuseum (mj 3/2009).<br />
Ein Interesse für Potsdam entwickelte Emma<br />
Stibbon bereits damals. 2011 begannen ihre ersten<br />
Studienaufenthalte in Potsdam, die sie für<br />
die aktuelle Werkserie 2012 fortsetzte.<br />
Die wesentlichen Antriebsmotive für das auf<br />
die Stadt bezogene Werk Stibbons sind die Geschichtsbrüche,<br />
die sich in <strong>Berlin</strong> und Potsdam<br />
manifestieren und gleichermaßen einen steten<br />
Wandel initiieren. Die Künstlerin strebt keineswegs<br />
eine Dokumentation der städtischen Topografie<br />
an, die Realität dient ihr vielmehr als<br />
Ausgangspunkt für die künstlerische Wiedergabe.<br />
Innerhalb der Werkgenese setzen verschiedene<br />
Formen der Abstraktion ein. Emma Stibbon<br />
transformiert Bauten in flächige Strukturen,<br />
wählt Details aus großen, städtebaulichen Zentren<br />
aus und verwendet oftmals ungewöhnliche<br />
Perspektiven.<br />
Durch die Konzentration auf die künstlerischen<br />
Techniken Kreide- und Kohlezeichnung<br />
sowie Holzschnitt und Mischtechnik erzeugt<br />
Emma Stibbon Werke größter Intensität. Mit<br />
den begrenzten Farbwerten greift Stibbon auf<br />
die Wirkung der klassischen Schwarz-Weiß-<br />
Fotografie zurück und distanziert sich zugleich<br />
von ihr: Trotz der motivischen Wiedererkennbarkeit<br />
sind ihre Arbeiten nie abbildhaft. Der<br />
reale Ort besitzt eine Authentizität, den die<br />
Künstlerin vor Ort für ihre Ideenfindung benötigt;<br />
in der künstlerischen Umsetzung löst er sich<br />
zunehmend auf und wird zur Fiktion.<br />
Architekturen werden als geometrische Formen<br />
lesbar, wie ihre Kreidezeichnung »Treppenhaus<br />
Tempelhof« von 2009 belegt. Plätze füllen<br />
als scheinbare Leerfläche fast ganze Bildformate<br />
und schieben die Bebauung – wie am Beispiel<br />
der Grafiken »Alexanderplatz« von 2005 oder<br />
»Neues Palais« von 2012 (Abb. 3) – an den Bildrand.<br />
Ein weiteres künstlerisches Prinzip kennzeichnet<br />
die urbanen Landschaften Emma Stibbons:<br />
Sie sind generell menschenleer. Gerade<br />
bei den zuletzt genannten Beispielen tritt die<br />
menschliche Abwesenheit unmittelbar ins Bewusstsein,<br />
sind diese Orte doch in der Realität<br />
stark bevölkert.<br />
Abb. 3: Emma Stibbon, Neues Palais, 2012.<br />
Tinte auf Papier, 45 × 63,5 cm. © Emma Stibbon,<br />
mit freundlicher Genehmigung von upstairs berlin<br />
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