10.07.2015 Aufrufe

Einführung in die Philosophie der Neuzeit

Einführung in die Philosophie der Neuzeit

Einführung in die Philosophie der Neuzeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ich möchte bevor ich zu dem Aufbau des Werkes zunächst noch etwas Weiteres zu<strong>die</strong>sem Titel sagen, weil er wirklich <strong>in</strong>teressant und sprechend ist. Wovon Descartes hierspricht, was er hier nennt, bezeichnet er an<strong>der</strong>swo als <strong>die</strong> drei Substanzen, von denen <strong>die</strong>erste <strong>Philosophie</strong> ausgehen muss. Der Begriff <strong>der</strong> substantia ist e<strong>in</strong> altehrwürdiger <strong>der</strong><strong>Philosophie</strong> überhaupt. Er geht zurück auf das griechische Wort οὐσία, was es schon beiPlaton, aber erst Recht bei Aristoteles gibt. Grundsätzlich besagt <strong>die</strong> substantia, wasetwas eigentlich ist, was je<strong>der</strong> Bestimmung, <strong>die</strong> man e<strong>in</strong>em Seienden geben kann,zugrundeliegt. An <strong>der</strong> Kuh ist <strong>die</strong> Substanz, was „kuhig“ ist, was e<strong>in</strong>e Kuh zur Kuh macht.Sagen wir e<strong>in</strong>mal: ihre spezifische Form (d.h. auch ihr Stoff) und dass sie lebt. Dass <strong>die</strong>Kuh schwarz- o<strong>der</strong> braunweiß o<strong>der</strong> me<strong>in</strong>etwegen p<strong>in</strong>k ist, gehört nicht zur Substanz, daskommt sozusagen h<strong>in</strong>zu, ist akzidentiell. Denn es gibt eben so und so farbige Kühe.Soweit <strong>die</strong> Herkunft des Begriffes. Bei Descartes ist das nun aber noch e<strong>in</strong> wenig an<strong>der</strong>sals bei Aristoteles. Für <strong>die</strong>sen nämlich ist jedes Seiende e<strong>in</strong>e ousía. Bei Descartes ziehtsich alles Seiende auf <strong>die</strong> drei genannten Substanzen zusammen. E<strong>in</strong>e davon wird alsunendliche Substanz bezeichnet: Gott. Die an<strong>der</strong>en beiden s<strong>in</strong>d endliche Substanzen: <strong>die</strong>res cogitans (das Denken) und <strong>die</strong> res extensa (<strong>der</strong> Körper, <strong>die</strong> Ausdehnung). AllesSeiende ist demnach entwe<strong>der</strong> Gott, Denken und/o<strong>der</strong> Körper. E<strong>in</strong> Tisch z.B. istausgedehnt, denkt aber nicht. Das Descartes von <strong>die</strong>sen drei Substanzen ausgeht, istwichtig, vor allem dann, wenn wir das Denken Sp<strong>in</strong>ozas verstehen wollen - auf den wirauch bald zu sprechen kommen werden.Nun also zum Aufbau <strong>die</strong>ses wichtigen Werkes (übrigens selbstverständlich nicht e<strong>in</strong>zigen,Descartes hat noch an<strong>der</strong>e wichtige Werke verfasst (z.B. den Discours de la méthode,1637 - <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Methode hängt mit dem zusammen, was ich e<strong>in</strong> neues Konzept desWissens genannt habe), aber ich konzentriere mich auf <strong>die</strong> Meditationen. Von ihnen gibtes sechs. Ich nenne e<strong>in</strong>mal kurz so etwas wie Überschriften. Die erste Meditation hat denTitel: Woran man zweifeln kann; <strong>die</strong> zweite: Über <strong>die</strong> Natur des menschlichen Geistes;dass se<strong>in</strong>e Erkenntnis ursprünglicher ist als <strong>die</strong> des Körpers; <strong>die</strong> dritte: Über das Dase<strong>in</strong>Gottes; <strong>die</strong> vierte: Über Wahrheit und Falschheit; <strong>die</strong> fünfte: Über das Wesen <strong>der</strong>materiellen D<strong>in</strong>ge und nochmals über das Dase<strong>in</strong> Gottes; <strong>die</strong> sechste: Über das Dase<strong>in</strong><strong>der</strong> materiellen D<strong>in</strong>ge und den substantiellen Unterschied zwischen Seele und Körper.Das s<strong>in</strong>d nicht <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zigen Teile <strong>der</strong> Meditationen. Sehr <strong>in</strong>teressant und m.E. wichtig istauch <strong>die</strong> Widmung des ganzen Buches an <strong>die</strong> heilige theologische Fakultät <strong>der</strong> Sorbonne<strong>in</strong> Paris. Wir müssen wissen, dass noch im Jahre 1600 Giordano Bruno <strong>in</strong> Rom öffentlichverbrannt wurde, weil ihn <strong>die</strong> Inquisition <strong>der</strong> Ketzerei beschuldigte. Ich sagte es: <strong>die</strong>Theologie befand sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Krise - und e<strong>in</strong>e Institution <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise ist zuweilenunberechenbar (Galilei unter Hausarrest gestellt).Ich werde mich zunächst auf das beziehen, was Hegel über Descartes behauptet: „Wirkommen eigentlich jetzt erst zur <strong>Philosophie</strong> <strong>der</strong> neuen Welt und fangen <strong>die</strong>se mit13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!