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Einführung in die Philosophie der Neuzeit

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verstanden werden muss. Leibniz ist an <strong>die</strong>ser Stelle nicht nicht nur e<strong>in</strong> ZeitgenosseSp<strong>in</strong>ozas, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>aufnahme des Heiligen August<strong>in</strong>s.Die beiden Pr<strong>in</strong>zipien, von denen <strong>der</strong> Satz 78 spricht, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Wirkursacheund <strong>der</strong> F<strong>in</strong>alursache nicht nur im S<strong>in</strong>ne des Reiches <strong>der</strong> Natur, son<strong>der</strong>n auch desReiches <strong>der</strong> Gnade. Zuletzt gibt es demnach e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Ziel des Ganzen, das <strong>in</strong> Gottselbst liegt, denn er ist <strong>die</strong> E<strong>in</strong>heit des Reiches <strong>der</strong> Gnade und des Reiches <strong>der</strong> Natur. Erist <strong>die</strong> Grundlage des Glücks <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt, <strong>die</strong> nach Leibniz <strong>die</strong> beste ist, weil Gott unterden möglichen Welten nicht an<strong>der</strong>s wählen kann als eben <strong>die</strong> beste. E<strong>in</strong>e seltsames Endee<strong>in</strong>er Abhandlung, <strong>die</strong> mit Überlegungen zur Monade angefangen hat.Heidegger hat behauptet, dass unser „tagtägliches“ Leben mit <strong>die</strong>sem neuzeitlichenDenken zusammenhängt, dass es darauf basiert. Was kann damit geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>? Nun -nicht kann damit geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>, was Leibniz <strong>in</strong> den letzten Sätzen <strong>der</strong> Monadologie sagt.Diese Sätze s<strong>in</strong>d von e<strong>in</strong>em christlichen Denken geprägt, das wir so gewiss nicht <strong>in</strong>unserem Alltag leben. Was er damit me<strong>in</strong>t, das s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Bemerkungen zu denVernunftwahrheiten und Tatsachenwahrheiten, zum Satz vom zureichenden Grund, nachwelchem wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat täglich damit umzugehen haben, dass alles e<strong>in</strong>en Grund, e<strong>in</strong>eUrsache hat und dass wir <strong>die</strong>sen Grund und <strong>die</strong>se Ursache auch anzugeben haben - jaund dass wir auch schlechth<strong>in</strong> me<strong>in</strong>en, alles habe wirklich e<strong>in</strong>en Grund. Selbst <strong>die</strong> Liebe,was wir womöglich noch als das Grundloseste und Abgründigste halten würden, wird<strong>in</strong>zwischen begründet o<strong>der</strong> kann als begründbar betrachtet werden. Wer sich <strong>in</strong> wenverliebt, das wird mittlerweile für begründbar gehalten. Denken Sie nur an e<strong>in</strong>e Soziologie<strong>der</strong> Liebe, wonach es wenig wahrsche<strong>in</strong>lich ist, dass sich Beyonce <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Bettler verliebto<strong>der</strong> e<strong>in</strong> junger Mann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e alte Frau. Indem wir so denken, liefern wir selbst e<strong>in</strong>ensolchen Bereich unseres Lebens dem Satz vom Grund aus. Dass etwas e<strong>in</strong>fach ist, weiles ist, das ist e<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>facher Gedanke.Schauen wir hier noch e<strong>in</strong>mal zurück auf den Beg<strong>in</strong>n des neuzeitlichen Denkens zurück.Wir haben jetzt mit Descartes, Hobbes, Sp<strong>in</strong>oza und Leibniz <strong>die</strong>sen Beg<strong>in</strong>n vor unserenAugen. Dabei wird bei näherem H<strong>in</strong>sehen klar, dass Descartes, Sp<strong>in</strong>oza und Leibniz e<strong>in</strong><strong>in</strong>nigeres Verhältnis zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> haben als Hobbes, <strong>der</strong> irgendwie etwas schräg <strong>in</strong> <strong>die</strong>serReihe steht. In <strong>die</strong>ser H<strong>in</strong>sicht haben <strong>die</strong> Namen Descartes, Sp<strong>in</strong>oza und Leibniz auche<strong>in</strong>en Diskussionszusammenhang gebildet o<strong>der</strong> bilden ihn, mit dem wir überhaupt denBeg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> <strong>Neuzeit</strong> erfassen wollen. Es hat sich e<strong>in</strong>e Tradition <strong>der</strong> Deutung herausgestellt,wonach <strong>die</strong>se drei <strong>die</strong> Vorraussetzungen bilden e<strong>in</strong>es Denkens, das <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Philosophie</strong>geschichte e<strong>in</strong>en gewissen Vorrang behauptet hat. Woran ließe sich <strong>die</strong>sespezifische Deutungstradition erkennen? Was könnte man als <strong>die</strong> zentrale Frage amphilosophischen Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> <strong>Neuzeit</strong> bezeichnen?86

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