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Einführung in die Philosophie der Neuzeit

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Das Seltsame ist e<strong>in</strong> wenig, dass Leibniz <strong>die</strong>sen appetitus im weiteren Verlauf <strong>der</strong>Monadologie nicht mehr nennt, wobei aber klar ist, dass er überaus wichtig ist für <strong>die</strong>ganze Konzeption <strong>der</strong> Substanz bzw. Monade. Wie wichtig er ist, zeigt <strong>der</strong> ersteParagraph e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Schrift, nämlich <strong>der</strong> schon erwähnten Pr<strong>in</strong>cipes de la nature etde la Grace, fondés en raison. Dort heißt es im ersten Satz: „Die Substanz ist e<strong>in</strong>Seiendes, das <strong>der</strong> Handlung (action) fähig ist.“ E<strong>in</strong> seltsamer Beg<strong>in</strong>n, könnte man sagen.Aber doch <strong>in</strong>teressant und wichtig. Dass etwas <strong>in</strong> <strong>der</strong> Monade geschieht, ist für Leibnizke<strong>in</strong>e Nebensache, son<strong>der</strong>n es gehört zu den Hauptmerkmalen <strong>der</strong> Substanz. Daher ist<strong>der</strong> appetitus sehr wichtig.Über ihn ist nun noch gesagt, dass er immer erstrebt, e<strong>in</strong>e volle Perzeption zu erlangen,dass das aber nicht immer gel<strong>in</strong>gt. Worauf es ankommt, das ist aber, zu sehen, dass <strong>die</strong>Perzeptionenbewegung durch ihn ermöglicht wird. Appetitus - das ließe sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>eran<strong>der</strong>en Sprache als Wille bezeichnen. Aber wir s<strong>in</strong>d hier bei Leibniz und halten uns anse<strong>in</strong>e Term<strong>in</strong>ologie.Im Weiteren wendet er sich nun den Perzeptionen zu. Gehen wir dem weiter nach - wirwerden ohneh<strong>in</strong> auch <strong>die</strong> nächste Stunde noch mit Leibniz verbr<strong>in</strong>gen, um an ihrem Endeunsere Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit ihm zu beschließen. In <strong>der</strong> Sitzung vor Weihnachtenwerden wir uns dann mit La Mettrie beschäftigen, was, wie ich f<strong>in</strong>de, ganz gut passt. Alsonoch e<strong>in</strong>mal zu den Perzeptionen.Leibniz me<strong>in</strong>t 16, dass wir an uns selbst e<strong>in</strong>e Vielheit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Substanz erfahren,wenn wir feststellen, daß <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gste Gedanke, dessen wir uns bewusst s<strong>in</strong>d (den wirapperzipieren), e<strong>in</strong>e Mannigfaltigkeit des Inhalts e<strong>in</strong>schließt. An <strong>die</strong>ser Stelle erkennt mannun auch, dass es nicht unerlaubt war, wie ich vorh<strong>in</strong> tat, <strong>die</strong> Monade mit demBewusstse<strong>in</strong> zu vergleichen. In <strong>der</strong> Tat haben Philosophen wie Edmund Husserl das sehrviel später getan. Die Monadologie wurde dann im Grunde als e<strong>in</strong>e Theorie desBewusstse<strong>in</strong>s verstanden, was sie auf e<strong>in</strong>e gewisse Weise ist. Doch Leibniz selbst hat das<strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Form nicht so gesehen. Für ihn war es se<strong>in</strong>e Metaphysik. Freilich heißt dasetwas, wenn e<strong>in</strong>e Metaphysik zu e<strong>in</strong>er Bewusstse<strong>in</strong>stheorie wird. Doch - er spricht, wie wirgesehen haben, ja auch von den Tieren und er hat, implizit, schon von Gott gesprochen.Davon gleich mehr.In Paragraph 17 knüpft Leibniz an e<strong>in</strong>en Gedanken Descartes‘ an, mit dem er implizitMaterialisten wie vielleicht Pierre Gassendi (1592-1655) angreifen will. Hier erklärt er, dass<strong>die</strong> Perzeptionen durch mechanische Gründe, d.h. durch Figuren und Bewegungen,unerklärbar s<strong>in</strong>d. Um das zu bestätigen, bezieht er sich auf e<strong>in</strong> Beispiel. Er stellt sich dabeie<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e vor, <strong>der</strong>en Struktur es erlaubte, zu denken, zu fühlen und Perzeptionen zuhaben. Dann stellt er sich weiter vor, <strong>die</strong>se Masch<strong>in</strong>e sei nun so groß wie e<strong>in</strong>e Mühle, so73

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